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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Sie beschwindelt? Das ist das Dumme an diesen Krediten, daß man nie weiß, wie man steht, bis Sonnabend. Ich hab' mir ja gleich bares Geld auszahlen lassen und .«
    »Was macht Mr. Colburn?« fragte Tony.
    Elk starrte ihn an.
    »Mein Mieter — ihm ist doch nichts zugestoßen?«
    »Wohnt er noch in Ihrem Haus?«
    Elk nickte.
    »Natürlich. Wenn er schläft. Das ist die einzige Zeit, in der er seßhaft ist.«
    »Halten Sie es für möglich, daß ich mit ihm sprechen kann? Erinnern Sie sich, Sie wollten ihn mal nach Ascot mitbringen?«
    Elk kratzte sich das Kinn und blickte auf die Uhr.
    »Ascot ist ein bißchen weit«, entschuldigte er sich.
    »Sie brauchen ihn ja nicht nach Ascot zu bringen. Ich kann ihn auch in der Stadt sehen. Können Sie ihn heute abend auftreiben?«
    Elk nickte, sah aber nicht sehr überzeugt aus.
    »O ja, er ist nur ein bißchen schwer zu finden«, erwiderte er. »Er ist, was man einen Wandervogel nennen könnte. Und wenn er mal in gemütliche Gesellschaft kommt ... dann ... ich meine, er verträgt nicht viel Alkohol. Eine Menge, die mir nichts weiter anhaben würde, als meinen sinkenden Mut zu heroischer Fackel anzufachen — wenn Sie mir diesen poetischen Ausdruck gestatten wollen —, treibt ihn zu der ernsthaften Behauptung, er sei der rechtmäßige Erbe eines Herzogs.«
    »Mit anderen Worten, Sie wollen sagen, er könnte einen sitzen haben. Macht mir gar nichts. Bringen Sie ihn mir nur.«
    Elk nickte wieder, doch sein Selbstvertrauen war nicht gerade groß.
    »Er wird kommen, und wenn ich ihn mit einem Wagen der Rettungsgesellschaft bringen muß«, erklärte er. Dann blickte er aus dem Fenster und sagte, da ihm offenbar gerade ein Gedanke kam: »Sie haben heute morgen allerhand Papiere durchgesehen?«
    »Donnerwetter, wer hat Ihnen das erzählt?«
    »Ein Vögelchen«, versicherte er. »Der arme junge Reef tut mir so leid. Ich sah ihn in St. James' Street, er war ganz hin. Armer Kerl! Es muß schrecklich sein, einen Onkel zu verlieren.«
    Tony wollte gerade gehen, doch er kam schnell noch einmal zurück.
    »Beobachten Sie das Büro?« fragte er.
    Der Detektiv war ein Bild beleidigter Unschuld.
    »Ich beobachte nie etwas«, bemerkte er. »Und wenn, dann nicht lange. Es macht mich schwindlig. Das einzige, was ich gern beobachte, ist das Leben und seine seltsamen Verwicklungen.«
    »Aber wer hat Ihnen verraten, daß ich Frenshams Papiere prüfte?«
    Mr. Elk hob die Augen zur Decke und überlegte heftig. »Eben hab' ich's noch gewußt, und im Moment habe ich's vergessen! Nehmen wir an, es wäre der alte Buchhalter Frenshams. Ich glaube, Main heißt er. Ich trank in einer achtbaren Teestube eine Tasse Tee, als er hereinkam und sich an meinen Tisch setzte.«
    »Oder Sie kamen herein und setzten sich an seinen Tisch«, stellte Tony richtig.
    »Auch das ist möglich«, gab Elk zu. »Ein lieber Mensch, der Alte. Er hält Hühner. Ich kannte mal einen anderen lieben Menschen, der auch Hühner hielt. Ich ging zu seiner Hinrichtung, was nicht mehr als billig war, weil ich die unschuldige Ursache dieses frühen Morgenspaziergangs war. Übrigens, Mr. Braid, lassen Sie nächste Woche irgendwas in Brighton laufen? Ich liebe Rennen. Man verbringt einen angenehmen Tag in frischer Luft.«
    Tony verließ Scotland Yard ziemlich verdutzt. Er wäre noch viel mehr verdutzt gewesen, wenn er die Befehle gehört hätte, die Inspektor Elk einem Untergebenen jetzt übermittelte.
    »Beobachten Sie Mr. Braid. Lassen Sie ihn nicht aus dem Auge. Ich werde es so einrichten, daß ich Sie um acht Uhr abends ablöse.«

14
    Ursula war schließlich auf eigene Verantwortung und ohne die heimliche Hilfe von Telegrammen und Ausreden nach London zurückgekehrt. Freilich hatte sie ihren sanft empörten Verwandten nicht gerade ins Gesicht gesagt, daß sie bei ihnen vor Langeweile langsam umkomme. Sie waren ohnedies hinreichend überzeugt, daß sie mehr als herzlos, höchst exzentrisch und bodenlos oberflächlich sei. Als sie fort war, zogen sie alle die Augenbrauen hoch, blickten einander eindeutig an, doch keiner wußte, was der andere meinte, was weiter nicht erstaunlich ist, da keiner wußte, was er selbst meinte.
    Die Umgestaltung des Hauses erforderte Zeit. Alte vertraute Gegenstände, die so eng mit dem Tod des Vaters verbunden waren, daß schon ihr Anblick sie schmerzte, mußten umgestellt werden. Sie ließ seine beiden Zimmer aufräumen und schloß sie ab.
    Vielleicht kam einmal die Zeit, daß sie sie wieder benutzen konnte.

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