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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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enthielt einen Scheck über mehrere hundert Pfund — und zahlreiche Schreiben, die umgehende Erledigung verlangten, aber bis heute nicht beantwortet waren.
    »Seine Lordschaft schob immer alles Peinliche auf«, erklärte Main, der alte Buchhalter. »Und seit die Aktien so gefallen sind, hat er die Post, die ich ihm vorlegte, kaum noch überflogen.«
    Tony nickte, er kannte diese Eigentümlichkeit des alten Herrn.
    »Hat Mr. Reef nicht hier im Büro gearbeitet?« fragte er.
    Main zögerte. »Nein. Seine Lordschaft liebten keine Einmischung, und obwohl Mr. Reef offenbar gern helfen wollte, forderte Seine Lordschaft ihn nie auf. Aber es kam oft vor, daß ich, wenn etwas entschieden werden mußte und Lord Frensham zu keiner Entscheidung kam, in die Stadt zu Mr. Julian ging. So hat er zum Beispiel fast die ganze Korrespondenz mit Südafrika erledigt.«
    Tony unterdrückte jede Bemerkung. Je tiefer er in die Verwirrung der Geschäfte Frenshams eindrang, desto glaubhafter wurde ihm der Bericht des Buchhalters. Er hatte noch nicht den sechsten Teil der angehäuften Schriftstücke durchgesehen, als Julian sehr heiter und liebenswürdig eintrat.
    »Es tut mir schrecklich leid, daß ich zu spät komme«, rief er.
    Unter dem Arm trug er eine große Aktenmappe, die Schriftstücke der Gesellschaft enthielt.
    »Nichts Wichtiges«, erklärte er und blickte auf den Stapel, der sich vor Tony türmte. »Haben Sie schon alles durchgesehen?«
    »Noch nicht«, entgegnete Braid, »was haben Sie da?«
    Julian schwenkte eine Handvoll Papiere.
    »Nur ein paar Briefe. Sie beziehen sich auf Angelegenheiten, die ich für Frensham erledigt habe.« Er legte sie auf den Tisch neben die anderen Papiere.
    »Frensham pflegte die wichtigsten Dokumente der Gesellschaft in einem schwarzen japanischen Kasten in dem Zimmer dort drüben zu verwahren«, klärte er Braid auf.
    »Ich habe jetzt alles geöffnet«, erklärte Tony.
    »Aber sicher nicht den Lulanga-Kasten«, vermutete Reef.
    Tony ging ins Nebenzimmer und prüfte noch einmal alle Aktenschränke. Mit einer Ausnahme waren sie leer, und auch die Ausnahme hatte nicht den leisesten Bezug auf Lulanga-Öl. Als er zurückkam, stand Julian am Fenster und blickte hinaus.
    »Donnerwetter, hier könnte man leicht einbrechen«, rief er, »sehen Sie mal die Feuertreppe, unmittelbar unter dem Fenster!«
    »Ihre Ansicht wird von einem hervorragenden Mitglied des Geheimdienstes geteilt«, sagte Tony trocken. »Mr. Elk — Sie kennen ihn wohl?«
    »Ja, ich kenne ihn. Ich kann aber nicht behaupten, daß ich ihn maßlos schätze. Wir hatten mal einen kleinen Zusammenstoß — nur in Worten, aber doch recht erbittert.«
    Er ging nicht näher auf Art und Grund des Streits ein, den er mit Elk gehabt hatte.
    Tony hörte zum erstenmal von diesem Streit. Julian wandte sich vom Fenster ab und setzte sich dem verhaßten Nebenbuhler gegenüber.
    »Was wollen Sie tun?« fragte er. »Mir scheint das beste, Sie verbrennen den ganzen Plunder.«
    »Eine sehr einfache Lösung«, bemerkte Tony gelassen. »Ich ziehe aber vor, Stück für Stück durchzusehen. Über vieles werden Sie mir sicher wertvolle Auskünfte geben können.«
    Julian Reef nickte zu dieser Ironie. Er entnahm seiner Tasche ein goldenes Etui, zündete sich eine Zigarette an und beobachtete mit einem Ausdruck von Überheblichkeit Braids für ihn recht langweilige Lektüre der Briefe und Dokumente. Aus dem Winkel seines Auges sah er Tony Braid zwei eng mit Maschinenschrift beschriebene Folioseiten aufnehmen, die mit einer Büroklammer zusammengehalten wurden.
    »Nanu! Was ist denn das!« entfuhr es Tony verwundert, als er die ersten Worte las.
    Nachdem er die Seite hastig überflogen hatte, wandte er die Blätter und suchte die Unterschrift.
    »Das ist ja ein Bericht des aufsichtführenden Ingenieurs in Lulanga«, sagte er sehr langsam. »Sind Sie einer von den Direktoren?«
    »Nein, ich habe auf meinen Direktorposten wenige Tage vor Frenshams Tod verzichtet«, belehrte er geschmeidig.
    Tonys Augen hingen ungläubig an Reefs rotem Gesicht.
    »Frensham hat mir davon nichts gesagt«, bemerkte er.
    »Ich bezweifle sehr, daß überhaupt irgend jemand in der Gesellschaft davon weiß. Höchstwahrscheinlich werden Sie meinen Verzichtbrief unter den Papieren finden. Offen gesagt, Braid«, fuhr er in einem plötzlichen Ausbruch intimer Vertraulichkeit fort, »ich hatte die Torheiten meines Onkels herzlich satt. Seit Monaten habe ich ihm geraten, seine Aktien zu verkaufen. Was

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