069 - Ein gerissener Kerl
aufgelöst.
»Sie wollte nichts herausgeben«, gestand er.
Julian grinste.
»Hast du dir das etwa eingebildet, du Simpel? Dein Plan war von Anfang an zum Mißlingen verurteilt. Hoffentlich hast du mich wenigstens aus dem Spiel gelassen.«
»Warum hast du das nicht vorher gesagt?« zischte Guelder ihn an. »Hast du nicht gesagt, das wäre ein ausgezeichneter Plan? ... Elk war dort.«
»Elk?« Julian stutzte. »Er hat dich verfolgt?«
»Das weiß ich nicht«, grollte der Holländer. »Jedenfalls war er dort. Kam gerade in dem Augenblick, in dem ich sie soweit hatte. Aber wir werden das Geld schon kriegen! Ich gehe zum Rechtsanwalt und ...«
»Unnötig«, rief Julian zu Guelders Überraschung. »Ich habe die Leute gesprochen, die, wie wir verabredet haben, unseren großen Coup finanzieren sollen. Sie sind bereit, alles, was wir brauchen, aufzubringen.«
Guelders Gesicht hellte sich auf.
»Sie sind nur noch ein bißchen skeptisch gegen deine Erfindung. Zwei oder drei von ihnen kommen dann her, sich die Sache anzusehen. Zeige mir doch noch einmal den Stein.«
Guelder öffnete den Safe, entnahm ihm ein Schmuckkästchen, öffnete es und stellte es auf den Tisch. Darin lag ein kleiner, reiner, weißer Diamant, der im Licht seine bunten Strahlen zur Wirkung brachte.
»Wie lange hast du zu dem gebraucht?«
»Drei Stunden«, gab Guelder Bescheid. »Mit der Zeit wird es schneller gehen. Aber die Eile ist eigentlich unnötig. Man braucht nichts weiter, mein lieber Julian, als noch einige Instrumente, etwas verstärkte Lichtkraft und verbesserte Apparate.«
»Wenn sie nachher kommen und zufrieden sind«, sagte Julian, »beginnen sie sofort ihre Börsenmanipulationen, noch ehe sie dein Experiment mit eigenen Augen gesehen haben. Ich habe ihnen gesagt, daß du noch viel größere Steine bearbeiten kannst.«
Guelder nickte.
»Stimmt! Heute abend mache ich einen Versuch mit einem großen Zehnkaräter. Das zu sehen wird sich lohnen.«
Er wollte gern wissen, warum diese sonst so vorsichtigen City-Leute ihre Börsenmanöver beginnen wollten, ehe sie sich noch von dem Wert der Erfindung überzeugt hatten.
»Der Markt ist schwach«, erklärte Julian, »besonders der Diamantenmarkt. Man hat eine Anzahl freier, kleiner Alluvialfelder in Afrika entdeckt, deren Ausbeutung die großen Gesellschaften gern durch gesetzliche Maßnahmen verhindern möchten. Sie behaupten, der Diamantenmarkt sei so schwach, daß er selbst ohne deine Erfindung leicht ins Wanken geraten könnte.«
Er erzählte dann dem Holländer, der nur ein sehr geringes Interesse für Minenangelegenheiten zeigte, daß eine heftige Konkurrenz entstanden sei zwischen einer kleinen Gruppe Millionäre, die man aus der Diamantenindustrie »hinausgequetscht« hätte, und einer größeren Gruppe. Die Millionäre wollten sich rächen und der Industrie einen tödlichen Schlag versetzen.
Gern hätte Julian auch noch über einige andere Dinge gesprochen. Und hätte Guelder nicht neulich jene furchtbare Drohung ausgesprochen, würde Julian ihm jetzt ungeschminkte Vorwürfe gemacht haben. Guelder war verschwenderisch, hatte keine Ahnung vom Wert des Geldes, kaufte für seine Versuche zusammen, was ihm in den Sinn kam, und überließ es seinem Partner, die Rechnungen zu begleichen. Heute waren wieder einige sehr hohe eingegangen, von denen eine, beträchtlich über zweitausend Pfund, umgehend bezahlt werden mußte.
Ganz vorsichtig machte er ihm Vorhaltungen.
»In ein oder zwei Wochen können wir uns das gestatten. Aber gerade jetzt müssen wir sehr haushalten. Ich stecke ja viel in deinen großen Coup, aber ich muß mir doch schließlich einen Weg offenhalten, falls die Sache mißlingt.«
Guelder lächelte sarkastisch.
»Du brauchst dir keinen Weg offenzuhalten, mein Freund«, sagte er sehr gelassen. »Geld werden wir in jedem Fall verdienen. Woher es kommt, ist gleich. Vielleicht verdienen wir ein Vermögen durch meine Erfindung, vielleicht allein schon durch die Aussicht auf meine Erfindung.«
»Ich verstehe dich nicht«, entgegnete Julian zögernd.
Guelder fuhr fort.
»Deine Freunde wollen einen Kurssturz auf dem Diamantenmarkt erzeugen. Schön! Ist es nicht ganz gleich für dich, ob du dein Geld durch diesen Kurssturz aufgrund meiner Erfindung einheimst oder direkt durch meine Erfindung? Geld bleibt Geld. Wie man es gewinnt, ist völlig schnuppe. Ob du den ›gerissenen Kerl‹ überredest, dir fünfzigtausend Pfund zu geben, oder ein Loch in die Erde buddelst und
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