Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Minuten, nachdem er den Schlüssel im Schloß umgedreht hatte, sanft und fest entschlummert.
    Der Abend rief ihn wieder nach Woolwich. Ohne Klage machte er sich auf den Weg. An einem Zeitungsständer las er flüchtig etwas über ›Kurssturz in Diamanten‹.
    Es interessierte ihn nicht. Tony Braid aber hatte dieselbe Nachricht schleunigst nach London gehetzt.
    Braid besuchte mehrere Firmen in Mayfair und erörterte in verschiedenen verschwiegenen Privatkontoren den Grund dieses Sturzes. Bei einem der Diamantenmillionäre fand er wenigstens eine Erklärung dieser unbegreiflichen Baisse.
    »Sleser ist auf dem Markt«, sagte dieser, ein hübscher graubärtiger Mann, eine Säule der Diamantenindustrie. »Vielleicht verbrennt er sich die Finger, vielleicht auch nicht. Wir werden jedenfalls kein Geld verschleudern, ihn zu bekämpfen. Unsere Aktien sind genau das wert, was sie vor dem Sturz galten. Sie werden auch wieder ihren normalen Kurs erreichen. Zu einer Panik liegt nicht der geringste Anlaß vor.«
    Tony lächelte.
    »Persönlich neige ich nicht zur Panik«, bemerkte er. »Ich möchte nur wissen, ob Reef dahintersteckt.«
    »Reef?« Der bärtige Mann staunte. »Wer zum Teufel ist Reef?«
    Hätte Reef das gehört, hätte er sich nicht geschmeichelt gefühlt.
    »Ah, jetzt erinnere ich mich! Dieser kleine Gernegroß!
    Warum sollte er den Diamantenmarkt beunruhigen? Und wie könnte dieser kleine Bursche das! Jedenfalls werden wir nichts unternehmen. Und ich kann Ihnen nur den einen Rat geben .«
    »Ganz unnötig«, lachte Tony, »wenn die Baisse anhält, kaufe ich, obwohl meine Käufe den Kurs nicht stark beeinflussen werden.«
    Doch andere nahmen die Sache nicht so philosophisch hin wie der große bärtige Finanzmann. Sie waren aufgescheucht und fürchteten einen weiteren Kurssturz. Jeder nannte einen anderen, der angeblich hinter dieser Bewegung stecken sollte, aber alle nannten außerdem Sleser — jenen Millionär, der die Diamantengruppe bitterer haßte als alles andere in der Welt. Und jedenfalls wurde Tony klar, daß dieser Ansturm gegen die Diamantenindustrie weit heftiger und ernster war, als er anfangs geglaubt hatte. Von einem der Herren, die er besuchte, hörte er eine ganz merkwürdige Geschichte. Der Bruder seines Kammerdieners wohnte in Greenwich und hatte von einer Fabrik am Ufer gehört, die sich angeblich mit der Herstellung künstlicher Diamanten befaßte.
    »Was natürlich Unsinn ist«, sagte Tony. »Man kann Diamanten herstellen, aber sie sind so winzig, daß sie keinen Handelswert haben. Auch sind die Kosten der Herstellung so groß, daß sie nicht konkurrenzfähig sind.«
    Und doch war er beunruhigt . Greenwich!
    Guelder wohnte in Greenwich und besaß dort, wie er gehört hatte, ein Laboratorium. Der Mann war Chemiker, nach allen Berichten ein sehr scharfsinniger. Sollte Julian doch hinter dem Kurssturz stecken? Er machte sich keine falschen Vorstellungen von Julians Wichtigkeit. Er war ein Blender, spielte sich gern auf, hatte aber nicht den geringsten finanziellen Rückhalt. Er lebte von der Hand in den Mund, verdiente in manchen Jahren enorme Summen, in anderen - dies wurde freilich nicht so laut hinausposaunt - verlor er größere; kurz, er arbeitete ohne jede solide Grundlage. Tony hatte sich die größte Mühe gegeben, dies durch Andeutungen und Anspielungen Lord Frensham klarzumachen, doch Frensham litt an übertriebenem Zartgefühl und glaubte unerschütterlich an die Fähigkeiten seines Neffen.

20
    Um neun Uhr abends, als Tony gerade überlegte, ob er in seinen Klub gehen sollte, wo er sicher einige Herren treffen würde, die an der letzten Entwicklung des Markts beteiligt waren, oder ob er nach Ascot fahren sollte, klingelte das Telefon. Der Diener ging nicht an den Apparat. Er war ein ziemlich fauler Bursche und grollte wegen der erhaltenen Kündigung. Tony nahm den Hörer ab und vernahm nach einer kleinen Weile wie aus weiter Ferne Elks Stimme.
    »Ich habe Sie schon in Ihrem Landhaus angerufen - hat mich neun Pence gekostet. Wenn ich ›mich‹ sage, meine ich die Regierung. Können Sie sofort hierherkommen?«
    »Wo sind Sie?« fragte Tony.
    »In Woolwich.« Er gab die Adresse an. »Und, Mr. Braid, halten Sie es für möglich, die junge Dame mitzubringen?«
    »Lady Frensham?« rief Tony überrascht.
    »Ja. Sie ist mir wichtiger als Sie.«
    »Was ist denn los?«
    Offenbar überlegte Elk die Antwort.
    »Es handelt sich um die Feststellung einer Identität. Man hat einen Rock gefunden.

Weitere Kostenlose Bücher