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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gestatten, Mr. Braid, werde ich jetzt Ihr Telefon benutzen.«
    Er sprach zehn Minuten mit der Aufsicht.
    »Also nach Greenwich ...«
    »Nach Greenwich?« fragte Tony, der das Gespräch mit angehört hatte.
    »Ja, Guelders Haus. Natürlich weiß das Fräulein nicht, was gesprochen wurde. Ihr feiner junger Mann arbeitet offenbar mit den Reef-Leuten Hand in Hand. Erinnern Sie sich noch, was ich am Telefon sagte? Hab' ich blöderweise den Mantel erwähnt?«
    Tony nickte.
    »Zu dämlich! Womöglich auch den ehrenwerten Mr. Julian Reef? Sicher! Ich wette, dieser Bursche hat ihn in ganz London gesucht. Er hat vier Gespräche geführt, seit Sie nach Wollwich gefahren sind. Dieses Spioniersystem ist ein alter Trick Reefs — o ja, hat er schon früher angewandt.«
    Dann erzählte er Tony eine Menge Geschichten über Julian Reef, daß ihm die Augen übergingen. Es waren keine schönen Geschichten. Eine war sogar sehr häßlich.
    »Dieses Detektivspiel ist ein komisches Geschäft«, erklärte Elk. »Wir wissen viel mehr von den Leuten, als sie glauben oder als sie wünschen, daß wir wissen. Es gibt Männer im Westen Londons, die heute nacht plötzlich weiße Haare bekämen, wenn sie ahnten, was Scotland Yard von ihnen weiß. Sie werden vielleicht nie gefaßt werden, weil sie eben nichts tun, wofür man gefaßt wird. Die Hälfte aller Sünden der Welt kann man gesetzmäßig begehen, und ich versichere Ihnen: es ist die schlimmere Hälfte.«
    Er ging, und Anthony Braid hatte eine schlaflose Nacht.
    Um vier Uhr früh stand Tony auf und trat an das Schlafzimmerfenster. Es regnete noch immer. Unten in der bleichen Dämmerung sah er eine kräftige Gestalt im Schatten eines Torwegs stehen. Tony erriet, daß es sein Beschützer war und winkte ihm einen fröhlichen Gruß zu. Der Unbekannte, der genießerisch seine Pfeife rauchte, erwiderte lebhaft.
    In seinem Ankleidezimmer stand ein elektrischer Kocher und in einem Schrank alles Erforderliche zum Kaffeekochen. Aus einem unverständlichen Grund wanderten seine Gedanken immer wieder zu Ursula Frensham. Der Mordversuch der vergangenen Nacht hatte sein Gefühl, daß ihr Gefahr drohe, verstärkt.
    Er trank den Kaffee und zog sich an. Fünf Minuten später war er auf der Straße. Der diensttuende Detektiv kam auf ihn zu und grüßte ihn.
    »Ziemlich früh heute morgen, Mr. Braid.«
    »Ich will eine kleine Fahrt nach Hampstead machen. Wollen Sie mich begleiten?«
    »Ich muß«, antwortete der andere gutmütig, »und freue mich, daß Mr. Elk Sie aufgeklärt hat. Wenn Sie es mir nicht übelnehmen, möchte ich Ihnen sagen, daß es gerade kein Vergnügen ist, Ihnen nachzujagen. Es ist verdammt schwer, Ihnen auf den Hacken zu bleiben.«
    Er begleitete Tony zur Garage, und sie zogen gemeinsam den Zweisitzer heraus.
    »Führt Sie ein besonderer Grund nach Hampstead?« forschte der Detektiv, als sie unterwegs waren.
    »Durchaus nicht«, antwortete Tony und fühlte sich nicht ganz aufrichtig.
    Er kam sich reichlich närrisch vor und wagte nicht, dem Mann neben sich zu verraten, welches ziellose Unternehmen sie verfolgten.
    Sie fuhren in den Regent's Park hinein, dessen Tore gerade geöffnet wurden, und zwar den breiten äußeren Weg entlang. Als sie über die Brücke kamen, die den Kanal am Ende der Avenue Road überspannt, sah Tony einen Mann sich über das Eisengeländer lehnen und aufmerksam ins Wasser blicken. Er hätte einen Eid darauf geleistet, daß er die Gestalt kenne. Ein schwerer Regenmantel, dessen Kragen bis zu den Ohren aufgeschlagen war, verwischte die Konturen. Der Mann war gar nicht neugierig auf den Insassen des Wagens, der schon so früh unterwegs war. Im Gegenteil — und das schien Tony verdächtig —, er wandte absichtlich den Kopf ab, damit man sein Gesicht nicht sehen könne.
    Auf der anderen Seite der Brücke stand ein Sportwagen mit langgestreckter Karosserie, der so am Straßenrand aufgestellt war, daß Braid, ohne seinen Wagen anzuhalten und auszusteigen, die Autonummer nicht erkennen konnte.
    »Der sah aus wie Mr. Guelder«, meinte der Detektiv.
    »Schien mir auch so. Kennen Sie ihn?«
    »Ich habe ihn schon gesehen. Das war sein Wagen — da am Straßenrand, nicht wahr? Haben Sie gestern abend den Wagen gesehen?«
    Tony schüttelte den Kopf.
    »Ich auch nicht. Aber nach der Höhe zu urteilen, aus der der Mann schoß, möchte ich schwören, es war ein Sportmodell, genau wie jener Wagen dort. Doch Guelder kann es unmöglich gewesen sein. Er war in seinem Haus, als der

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