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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Schuß fiel.«
    »Woher wissen Sie das?« fragte Tony überrascht.
    »Auf dem Präsidium schwören wir auf Inspektor Elks Parole. Die lautet: nachforschen«, sagte er trocken. »Und wir hatten nachgeforscht, längst ehe Sie schlafen gegangen waren, Mr. Braid.«
    Sie fuhren die Avenue hinauf bis zur Heide und bogen in die Straße ein, in der Ursulas Haus an einer Ecke lag. Tony stieg aus und ging um die beiden Seiten des Hauses herum. Er kannte Ursulas Schlafzimmerfenster. Es war oben geöffnet. Zu seinem Erstaunen sah er Licht brennen, und als er seinen Kontrollgang fortsetze und zur Vordertür kam, sah er auch die Diele erleuchtet. Es war ein Viertel sechs. Die Mädchen standen doch sicher nicht vor sieben Uhr auf.
    Er überlegte, was er tun solle, als er Ursulas helle Stimme rufen hörte. Er wandte sich rasch um und sah sie völlig angekleidet auf sich zukommen.
    »Deshalb also haben Sie meinen Anruf nicht beantwortet«, rief sie.
    »Wie kommen Sie zu dieser nachtschlafenden Zeit hierher?« fragte er.
    »Ich wurde um zwei Uhr angerufen, um einen Heiratsantrag entgegenzunehmen«, berichtete sie, »und ich konnte dann natürlich nicht wieder einschlafen. Ich bin darüber auch ganz froh; denn der Herr, der mir telefonisch den Antrag machte, ist seit Tagesanbruch vor meinem Haus auf und ab patrouilliert.«
    Braid starrte sie ungläubig an.
    »Doch nicht — doch nicht etwa Guelder? Um Gottes willen, das wäre ungeheuerlich!«
    Sie nickte.
    »Es war Mr. Guelder«, sagte sie. Dann brach ihre Stimme und ihre Beherrschung.
    Im nächsten Augenblick lag sie schluchzend in Tonys Armen.
    »O Tony«, schluchzte sie, »es war schrecklich — schrecklich.«

25
    Es dauerte einige Zeit, bis Ursula sich so weit gefaßt hatte, daß sie erzählen konnte, was sich zugetragen hatte. Sie hatte das Telefon läuten hören und geglaubt, der Anruf hänge mit ihrem Besuch in Woolwich zusammen. Dann hörte Sie Guelders Stimme.
    »Er entschuldigte sich vielmals und war außerordentlich liebenswürdig, so daß ich nicht gleich wieder einhängen konnte. Ich wollte auch wissen, warum er mich anrief. Ich dachte, es könnte mit Julian zusammenhängen. Und dann, Tony, begann er mir merkwürdige Eröffnungen zu machen. Er sagte, er besitze eine Million - oder zwei, ich weiß nicht mehr genau -, er würde in einem Jahr der reichste Mann in England sein und wollte einen Palast bauen, wo die Dame seines Herzens als Königin herrschen solle. Ich konnte nicht alles verstehen. Manchmal verfiel er ins Holländische, und es wurde ein ganz unverständliches Kauderwelsch. Plötzlich, ehe ich noch wußte, was er wollte, bat er mich, ihn zu heiraten. Ich stand völlig versteinert da, konnte kein Wort hervorbringen. Er sagte, er hätte mich seit unserer ersten Begegnung geliebt - es war entsetzlich . die schrecklichen Dinge, die er in den Apparat schrie!«
    Sie verzog vor Ekel das Gesicht. »Schließlich faßte ich mich wieder und hängte den Hörer ein. Aber natürlich konnte ich nicht wieder einschlafen. Der Tag brach an, als ich aus dem Fenster blickte. Da sah ich ihn zu meinem Entsetzen langsam vor dem Haus auf und ab gehen. Er sah mich auch und warf mir Kußhände zu - er muß betrunken gewesen sein.«
    Tony erinnerte sich an den Mann auf der Brücke.
    »Dann war es doch Guelder«, rief er.
    »Haben Sie ihn gesehen?« stieß sie hervor.
    Tony erzählte von dem Mann auf der Brücke.
    »Ich werde zurückgehen und ihn zur Rede stellen«, beschloß er. Doch sie hielt ihn zurück.
    »Das werden Sie nicht! Unter keinen Umständen! Sie sollen ihm fernbleiben. Sie sollen sich in keinen Streit mit ihm einlassen. Dieser Mensch hat etwas Teuflisches. Heute nacht in Greenwich habe ich sein böses Fluidum gefühlt. Es war nicht die Straße, es waren die Ausstrahlungen dieses schrecklichen Mannes. Ich glaube, wenn er mich berührte, würde ich vor Grauen sterben.«
    »Wenn er Sie anrührt«, flüsterte Tony grimmig zwischen den Zähnen, »glaube ich, wird er sterben!«
    Eins der Mädchen brachte ihnen Kaffee und Keks, und während sie in der hübschen kleinen Bibliothek saßen, suchte Tony sie zu bewegen, ihm alles zu berichten, was Guelder gesagt hatte. Doch sie weigerte sich energisch, darüber zu sprechen.
    »Ich erinnere mich nur, daß er sagte, er wäre ein Millionär, und dann sagte er etwas von Diamanten, und daß er der größte Erfinder unserer Zeit sei. Und, Tony, Sie dürfen nicht mit ihm sprechen — ich bitte Sie darum.«
    »Ich fürchte, ich muß mit ihm

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