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0694 - Lavalles Todesspur

0694 - Lavalles Todesspur

Titel: 0694 - Lavalles Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Finsternis des Kellers, aber noch immer stand diese silbrige Mondlichtkälte darin abgebildet. Noch immer zeigten sie kein Gefühl, sondern nur das Negative, die reine Mordlust.
    Sarah schauderte noch mehr.
    Und Heavy lächelte. »Aus der Tiefe sind sie nach oben geströmt. Sie haben ihre Verstecke verlassen. Sie sind wichtig, sehr wichtig sogar, denn sie bringen die Botschaft.«
    »Oder den Tod.«
    »Das ist gleich.«
    Die Schlange lag dicht hinter der Tür auf dem Boden wie ein schwarzer, dicker, plattgetretener Schlauch. Nur den Kopf hatte sie leicht angehoben. Auch das Maul war nicht geschlossen, so daß Sarah Goldwyn die beiden Zahnreihen innerhalb der Kiefer schimmern sah. Sie sahen aus wie gelbe Kämme, die zwei übereinanderstehende Halbkreise bildeten und darauf warteten, zubeißen zu können.
    Heavy bewegte seine Hände. Die Haut war trocken, er rieb die Flächen gegeneinander, so daß ein raschelndes Geräusch entstand, als wäre welkes Laub von einem Windstoß über die Straße getrieben worden. »Ich wollte erst die Blonde, aber sie entwischte mir. Jetzt bist du an der Reihe, alte Frau.«
    Sarahs Mundwinkel zuckten. »Ist sie aus deinem Mund gequollen?« fragte sie leise.
    »Ja…«
    »Warum?«
    »Das hat Lavalle getan. Er ist mein Meister, mein Bocor , und ich bin der Diener.«
    »Natürlich, das hatte ich fast vergessen.«
    »Schau dir ihr Gebiß an. Ist es nicht prächtig. Es beißt sich überall durch, erst recht durch Haut, Muskeln, Fleisch und Knochen. Darauf kannst du wetten.«
    »Ich bin nicht gerade…«
    »Es wird dir das Herz aus dem Körper reißen, alte Frau…«
    Sarah verstummte, denn das dämonische Tier auf dem Boden bewegte sich. Es zuckte dabei so schnell, daß diese Bewegungen mit den Augen kaum zu verfolgen waren. Lady Sarah merkte zugleich, daß ein Fluchtversuch keinen Sinn hatte, die kleine Bestie würde sie immer kriegen. Sarah ging nur etwas zurück und stieß mit dem Rücken genau in dem Moment gegen die Arbeitsplatte, als die Schlange in die Höhe schnellte und den Eindruck machte, als wollte sie sich in Sarah Goldwyns Bauch festbeißen.
    Das aber passierte nicht.
    Dicht davor drehte sie ab. Sie schlenkerte ihren Körper noch einmal hoch und landete klatschend auf der Arbeitsplatte.
    Heavy kicherte, als er dies sah. »Sie will dein Gesicht, Alte, sie will dein Gesicht…«
    Das ahnte Sarah bereits. Wie hypnotisiert hatte sie ihren Blick auf das Wesen gerichtet, dessen hintere Körperhälfte sich auf der Arbeitsplatte zusammengeringelt hatte.
    Der Kopf stand aufrecht, das Maul war geöffnet, und die Reißzähne sagten eigentlich alles.
    Sie würden zupacken, sie würden…
    »Nein!«
    Das eine Wort klang wie eine Mischung aus Schrei und Fluch. Nicht Sarah hatte es ausgestoßen, sondern Heavy, der so günstig stand, daß er aus dem Fenster schauen konnte.
    Der Dunst war nicht so dicht, als daß er hätte alles verschlucken können.
    Nicht die Gestalt, die den Vorgarten durchquerte.
    Eine junge Frau, die aus ihrer geöffneten Handtasche einen Schlüssel hervorholte, um die Tür zu öffnen.
    Sarah Goldwyn vergaß für die nächsten Sekunden ihre eigene Lage. Der wie ein Penner gekleidete Mann hatte sich gedreht, aus dem Fenster geschaut, und auch Sarah tat es.
    Sie konnte sehen, wie Jane den Schlüssel ins Schloß steckte. In den nächsten Sekunden würde sie das Haus betreten haben.
    In diesem Augenblick löste sich die schwarze Schlange von der Arbeitsplatte.
    Sie klatschte zu Boden und hatte sich schon während des Flugs so bewegt, daß sie vorschnellen konnte.
    Raus aus der Küche, hin zu Jane, die von der tödlichen Gefahr überhaupt nichts ahnte…
    ***
    Lavalle hockte gekrümmt auf dem Boden, als hätte er in den letzten Minuten die Schläge einer Peitsche auf seinem nackten Rücken gespürt. Er hatte sich ausgezogen und trug nicht einmal einen Lendenschurz. Nackt wollte er sich den Göttern präsentieren.
    In seinem Versteck stank es.
    Es war ein Geruch, der sich aus Schweiß, scharfen, ätzenden Säuredämpfen und dem Gestank von Pulvern zusammensetzte. Dazwischen verteilte sich ein ekliger, süßlicher und gleichzeitig fauliger Blutgeruch, der den Nackten wie eine Woge umwaberte.
    Er atmete schwer.
    Zunächst war es nur ein dampfendes, zischendes Geräusch, das aus seinem weit geöffneten Mund drang.
    Sekunden gingen dahin, zerflossen in der unheilschwangeren Luft, dehnten sich.
    Das Atmen veränderte sich.
    Es wurde schwerer, bedrückender, keuchender, als würde

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