Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0695 - Hexentod

0695 - Hexentod

Titel: 0695 - Hexentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
verweisen?
    Und warum zeigte die Puppenspielerin sich nicht?
    Nein, er war von ihrer Abwesenheit nicht enttäuscht. Es reichte schon völlig, dass Baba Yaga hier war, dass sie Gewalt über ihn hatte. Alte Prophezeiungen kehrten in seine Erinnerungen zurück, plötzlich glaubte er Schicksalsfäden zu sehen, denen er früher niemals Beachtung geschenkt hatte, obgleich er sie durchaus erkannt hatte -wenn auch nicht in jenem Wandteppich der Puppenspielerin, sondern auf seine eigene Weise, als Helfer des Dieners der Schicksalswaage. Das Archiv im Saal des Wissens in seiner unsichtbaren Burg Caermardhin barg eine Unmenge an Wissen, das kein Mensch jemals komplett verarbeiten konnte - und auch kein magisches Wesen wie Merlin. Selbst er vermochte nur einen Teil dessen zu verarbeiten, was in jenen funkelnden Wandkristallen gespeichert war, die den Saal des Wissens in sein geheimnisvolles Licht tauchten.
    »Wir werden verfolgen, was Asmodis tut«, sagten die Thessalischen Hexen. »Mit diesem hier wirst du ja wohl allein fertig?«
    »Sicher«, behauptete Baba Yaga.
    Sie nahm diesen hier und drängte ihn zu einem großen Steinblock.
    Stumm ließ er es geschehen. Er besaß nicht die Kraft, sich zu wehren, und etwas in ihm wollte auch nicht glauben, dass Yaga tatsächlich darauf aus war, ihn zu töten. Was versprach sie sich davon?
    Sie konnte damit doch ihr eigenes Schicksal nicht ändern!
    Und das besagte, dass Zamorra sie töten würde!
    So war es vereinbart, so hatte sie es selbst gewollt!
    Ihrer Tochter wegen…
    Für einen Hinweis auf deren Aufenthaltsort hatte sie ihr eigenes Leben verkauft!
    Merlin zu töten änderte daran doch nichts! Damit konnte der Bann, der auf ihr lag, nicht von ihr genommen werden.
    In den Stein waren schwere Eisenketten eingelassen. Yaga wand sie um Merlins Körper und sicherte sie mit einem schweren Schloss. Er stand jetzt aufrecht gefesselt an dem Monolithen, starrte die Hexe an.
    Und jetzt erst sah er hinter ihr den Lachenden Tod.
    Der war nicht gefesselt, aber erstarrt.
    »Was soll er hier?«, entfuhr es Merlin. »Willst du mich ihm ausliefern?«
    Baba Yaga sah sich nicht einmal um. Sie lachte nur wieder.
    »Es gefällt mir, wie du vergeblich um dein Leben zitterst«, sagte sie.
    Er sah immer noch an ihr vorbei auf den Lachenden Tod.
    Nein - so grausam konnte selbst Yaga nicht sein, zuzulassen, dass der Lachende Merlin zu seinem Begleiter machte…
    Die Hexe wandte sich ab.
    Die Thessalischen waren nicht mehr zu sehen. Hatten sie sich in ihre Höhle zurückgezogen?
    Yaga ignorierte den Lachenden Tod völlig. Sie bewegte sich durch das Areal, das Merlin als Tempelruine identifizierte, und begann irgendwelche Dinge zu tun. Sie bereitete etwas vor.
    Meinen Tod, dachte Merlin fatalistisch.
    Irgendwann kam die Hexe zu ihm zurück.
    Sie griff nach seinem Hals, bekam etwas zwischen die Finger, das Merlin nicht sehen konnte, und riss daran.
    Es gab einen schmerzenden, bösen Ruck.
    Im nächsten Moment glaubte Merlin, von einem Albtraum befreit zu sein. Er fühlte sich erleichtert, ohne zu wissen, warum.
    Aber dann sah er es, und Baba Yaga bestätigte es ihm, und ihm wurde klar, dass er absolut keinen Grund hatte, erleichtert zu sein.
    Sie hielt einen Faden in der Hand.
    Jenen Faden, der sich bislang um Merlins Hals geschlungen hatte und den er selbst nicht hatte entfernen können. Den Schicksalfaden, mit dem die Puppenspielerin ihn bedacht und gebannt hatte…
    »Ich nehme ihn von dir«, sagte Yaga.
    »Von diesem Moment an liegt dein Schicksal nur noch in meiner Hand…«
    ***
    Die Falle schlug zu!
    Im gleichen Moment, in dem die drei Artefakte nur noch ein paar Handbreiten auseinander lagen, glitten sie ruckartig aufeinander zu und berührten einander.
    Unwahrscheinlich grell blitzte es auf!
    Eine unheimliche Kraft griff nach Zamorra und Nicole, bekam sie zu fassen, noch ehe das Amulett einen Abwehrzauber aufbauen konnte. Und - wahrscheinlich wäre es dazu nicht einmal in der Lage gewesen! Denn sonst hätte es sicher auch vorher schon vor der gegnerischen Magie gewarnt…
    Zamorra schrie noch eine Warnung.
    Aber da war es bereits zu spät.
    Die fremde Kraft riss sie mit sich. Hinaus aus dem weißmagisch abgeschirmten Château Montagne, irgendwohin, weit fort an einen anderen Platz.
    Es gab keine Chance, sich dagegen zu wehren.
    Oder irgendetwas anderes zu tun…
    Sie waren Gefangene der fremden Macht.
    ***
    Sie ahnten ebenso wenig wie Merlin, was dafür verantwortlich war.
    Die Puppenspielerin hatte

Weitere Kostenlose Bücher