Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0695 - Hexentod

0695 - Hexentod

Titel: 0695 - Hexentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
von den Stieren umgrenzten Areal bewegte. War das normal?
    Er atmete tief durch.
    Und er gewahrte den Duft unzähliger Blumen, der die Luft erfüllte. Jasmin, Oleander, dazwischen der moschusähnliche Geruch der Stiere. Alles vermischte sich zu einer seltsamen Atmosphäre, wie Zamorra sie niemals zuvor erlebt hatte.
    Das Donnergrollen des Trockengewitters verklang. Nach wie vor zuckten die Blitze und schufen ihre bizarre Helligkeit, aber ein stetigeres, wenn auch schwächeres Licht sandte der Vollmond über das eigentümliche Szenario.
    Auch das Stampfen und Schnauben der Stiere klang leiser, verschwand im Hintergrund, und Zamorra vernahm die Klänge der Mondharfe.
    Nicole Duval spielte sie.
    Sie saß an dem ihr bestimmten Platz des imaginären Halbmonds auf dem Boden, lehnte sich halb an einen Stein und zupfte an den Saiten des Instruments, entlockte ihm einschmeichelnde Melodien.
    Schlangen umgaben sie - natürlich! Und diese Schlangen bewegten sich auf seltsame Art nach Takt und Rhythmus der Melodie.
    Seit wann kann Nicole Harfe spielen?, fragte Zamorra sich. Sie verf ügte über eine ganze Menge von Talenten, aber was Musik anging, beschränkte sich ihre Kunst auf das Einschalten von Radio oder CD-Player. Und doch entlockte sie dieser Harfe zauberhafte Klänge.
    Sie steht unter einem Bann, erkannte er. Sie wird zum Spiel gezwungen. Sie ist nicht mehr sie selbst.
    Unwillkürlich sah er sich nach dem Kelch und der Querflöte um. Aber er konnte die beiden Artefakte nirgendwo erkennen.
    Es erleichterte ihn. Beide Gegenstände hatten Menschen den Tod gebracht.
    Was würde die Harfe bringen?
    Auch den Tod?
    Oder…
    ... Schlimmeres?
    Endlich wandte er sich der Baba Yaga zu…
    ***
    Die Thessalischen Hexen hatten sich in ihr Höhlensystem im Tempelberg zurückgezogen. Das magische Auge zeigte ihnen, wie sich Asmodis mit dem Zauberwald abmühte. Es zeigte ihnen aber auch, dass er mehrmals versuchte, sich dem Zwang zu entziehen.
    Doch jedes Mal, wenn er das versuchte, sandten die Hexen einen Kraftstrom von Kreta in die Bretagne, und Asmodis unterlag dieser Energie und musste weitermachen. Er war nicht einmal in der Lage, den Kraftstrom zu erfassen und seinen Ausgangspunkt zu erkennen -nicht einmal den Austrittspunkt in seiner unmittelbaren Nähe.
    Denn die Hexen sandten diese befehlende Kraft durch eben jene Verbindung, die vom Auge geschaffen worden war.
    Und das war auf der anderen Seite nur imaginär, war einfach nicht zu fassen.
    Vielleicht spürte Asmodis, dass er beobachtet wurde. Aber er war nicht in der Lage, festzustellen, von wo die Beobachtung ausging.
    Und selbst wenn er sich ausrechnen konnte, dass es die Thessalischen Hexen waren, die ihn beobachteten, konnte er mit diesem Wissen immer noch nichts anfangen, weil sie sich unangreifbar fern von ihm befanden. Das Auge wirkte fiktiv; es war Bildschirm und Kamera an einem einzigen Ort vereint.
    Ähnlich wie die ›Bildkugel‹ in Merlins Saal des Wissens, über die der Zauberer jeden Ort und jedes Wesen, das sich auf der Erde befand, aufspüren und beobachten konnte.
    Das Auge der Hexen arbeitete wesentlich simpler, besaß bei weitem nicht alle Möglichkeiten, über welche die Bildkugel verfügte - dafür aber über ein paar andere besondere Fähigkeiten, wie eben das Übertragen der befehlenden Magie, die Asmodis immer wieder von seinen Plänen abbrachte, sich dem Auftrag zu entziehen.
    Zwischendurch wandten sie sich anderen, amüsanteren Dingen zu -einem Ex-Teufel bei der magischen Arbeit zuzuschauen, war eher langweilig und nur eine beinahe schon lästige Kontroll-Arbeit.
    Interessanter war da schon, was sich unmittelbar vor der »Haustür« abspielte. Die Hexen gingen dazu über, das Augenmerk ihres magischen Beobachtungsinstruments mehr darauf zu richten und nur in regelmäßigen Abständen immer wieder mal nach Asmodis zu schauen.
    Das antike Kreta des Königs Minos war erwacht…
    Er durchdrang die Gegenwart.
    »Was verspricht sie sich davon?«, fragte eine der Hexen und meinte damit Baba Yaga. »Warum dieser Aufwand? Zugegeben, es ist ein wunderbarer Anblick, den wir lange nicht mehr genießen konnten, aber…«
    »Vielleicht tut sie es uns zum Gefallen?«, warf eine der anderen ein. »Als Dank für unsere Hilfe?«
    »Seit wann kennt Yaga Dankbarkeit?«, fragte die dritte.
    »Es ist ein Bild aus der Vergangenheit«, sagte die erste. »Wir kennen es, haben es schon vor langer Zeit gesehen.«
    »Und doch behagt es mir«, gestand die zweite. »Wie schön

Weitere Kostenlose Bücher