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0696 - Horror aus dem Eis

0696 - Horror aus dem Eis

Titel: 0696 - Horror aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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manchmal, als wären es zwei völlig unterschiedliche Personen.
    Es war jetzt etwas über ein Jahr her, dass Robert Tendyke bei einer anderen Expedition umgekommen war.
    Nun, gestorben war er schon häufig in seinem mehr als 500 Jahre währenden langen Leben. Er hatte es immer wieder geschafft, zurückzukehren. Es gab einen magischen Weg, auf dem er sich retten konnte - er musste es schaffen, rechtzeitig aus der realen Welt zu verschwinden und nach Avalon zu gelangen. Wenn er von dort zurückkehrte, waren die tödlichen Verletzungen geheilt, und er weilte wieder unter den Lebenden.
    In früheren Jahrhunderten hatte er diese Gelegenheiten oft genug genutzt, um seine Identität zu verändern. Er war der Zigeunerjunge Roberto gewesen, der holländische Reeder van Dyke, der französische Adlige Robert deDigue, und es gab noch viel mehr Namen und Identitäten, unter denen er in diesen fünf Jahrhunderten aufgetreten war. Oft hatte er Namen und Ausgangsbasis geändert, um ganz neu anzufangen, wenn ihm etwas absolut nicht gelungen war, manchmal, um innerhalb seines Bekanntenkreises kein Aufsehen zu erregen, weil er niemals älter zu werden schien. So etwas ließ sich einige Jahrzehnte mit Schminke und ein paar kleinen Tricks verbergen, aber irgendwann merkten die Hexenjäger, dass da doch etwas nicht stimmen konnte. Und so nutzte er dann eine sich bietende Gelegenheit zum Untertauchen.
    Und Gelegenheiten hatte es viele gegeben.
    Er besaß eine Menge Feinde, und er war ein unsteter Typ, der das Abenteuer suchte. Da pulsierte heute noch das Zigeunerblut in ihm; es fiel ihm schwer, sesshaft zu bleiben. Er musste immer wieder hinaus, musste etwas erleben. No risk, no fun.
    So war er in Amun-Re’s Fänge geraten und gestorben.
    Es hatte diesmal geraume Zeit gedauert, bis er zurückgekehrt war. Annähernd ein halbes Jahr; so lange wie nie zuvor. Und als er endlich wieder auf der Bildfläche erschien, tat er das zwar mit dem gleichen Aussehen wie früher, aber er nannte sich Ty Seneca! [4]
    Es war verrückt. Unlogisch, schwer nachzuvollziehen. Nicole fragte sich, warum er das tat. Er war bei weitem noch nicht lange genug Tendyke, um seines Alters wegen aufzufallen. Und er hatte ein Wirtschaftsimperium aufgebaut, das weltweit seinesgleichen suchte und dem allenfalls der Weltkonzern gleichkam, der von Zamorras Freund Carsten Möbius geleitet wurde. Er hatte absolut keinen Grund, seine Identität zu wechseln, noch dazu auf diese befremdliche Weise.
    »Diese Expedition soll noch in diesem Monat losgehen«, sagte Uschi Peters jetzt. »Nur wohin es gehen soll, wissen wir immer noch nicht. Und«, sie sah ihre Schwester an, welche übergangslos fortfuhr: »Wir sind noch nicht sicher, ob wir noch hier sein werden, wenn er zurückkommt.«
    »Ihr wollt euch von ihm trennen?«
    »Er ist nicht mehr der Mann, in den wir uns verliebt haben«, sagte Uschi, »und der der Vaters meines Sohnes ist. Es ist, als würde ein Fremder durch dieses Haus gehen, wenn er sich zwischendurch mal hier sehen lässt.«
    »Er scheint sich selbst auch in unserer Gegenwart nicht mehr wohl zu fühlen«, ergänzte Monica. »Er zieht sich meistens in sein Büro zurück, redet nur wenig mit uns.«
    »Allerdings schläft er noch mit uns«, gestand Uschi.
    »Und in dem Punkt ist er noch der Alte?«
    Monica schüttelte den Kopf.
    »Er ist irgendwie - härter, kälter geworden. Früher war er einfühlsam und zärtlich. Heute sucht er sein Vergnügen. Wir werden das nicht mehr lange akzeptieren. Und der beste Weg ist vermutlich die Trennung.«
    »Mit dem Luxusleben ist es dann aber vorbei«, warnte Nicole und wies in die Runde. »Ihr habt keinen Eheoder sonstigen Partnerschaftsvertrag. Wenn ihr geht, nehmt ihr nichts mit. Kein Haus, kein Auto, kein Vermögen…«
    Uschi beugte sich vor.
    »Wir sind hierher gekommen mit kaum mehr auf dem Leib als unserer Kleidung«, sagte sie. »Und so werden wir auch wieder gehen. Wir haben uns hier nicht eingenistet, um auf Robs Kosten ein sorgenfreies Leben zu genießen, sondern weil wir ihn liebten.«
    »Außerdem konnten wir vorher für uns sorgen und können es auch jetzt noch. Das Geld vom Lottogewinn von damals, von dem wir unsere Weltreise teilweise finanziert haben, ist immer noch wenigstens zur Hälfte vorhanden. Robs Vermögen brauchen wir also nicht, wir haben unser eigenes. Wir haben damals recht sparsam gelebt…«
    »Und kaum neue Kleidung gekauft«, schmunzelte Nicole. »Diese Spar-Gewohnheit wirkt sich heute noch bei euch

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