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0696 - Im Bann des Verfluchten

0696 - Im Bann des Verfluchten

Titel: 0696 - Im Bann des Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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denn?«
    »Die vierte.«
    Edna schrak zusammen und merkte es kaum, denn nur ihr Innerstes wurde davon berührt. Äußerlich blieb sie starr wie eine Statue.
    »Hast du gehört?«
    »Schon…«
    »Ich brauche noch ein viertes Mädchen, denn es werden vier Bilder, für jede Himmelsrichtung eines. Deshalb wirst du mir das vierte Mädchen herholen.«
    »Das kann ich nicht!« Zum ersten Mal antwortete sie spontan, sah dann seinen Blick auf sich gerichtet und kroch in sich zusammen, während sich die Gänsehaut auf ihrem Rücken in eine Eisschicht verwandelte. Meine Güte, wie hatte sie nur diesen Frevel begehen und ihm widersprechen können. Das konnte nicht wahr sein, so etwas durfte sie sich nicht erlauben, das war ein…
    »Kannst du das wirklich nicht?« Jetzt klang die Stimme des Malers wie ein Säuseln, als würde er versuchen, den Mistral zu imitieren, wenn dieser abflaute.
    »Bitte, ich…«
    Er lächelte wieder. »Ich habe noch einen Sack für dich. Ich werde dich hineinstopfen, Edna, und dann eines der Messer nehmen.« Er schielte hoch zur Decke. »Und ich werde dich mit jedem Stich treffen. Als du zu mir gekommen bist, hast du mir Treue geschworen. Jeder wird mir Treue schwören, für den ich mich entscheide. Eine Treue, die bis in den Tod geht, Edna, und möglicherweise auch darüber hinaus«, erklärte er. Seine Worte klangen orakelhaft.
    »Ja«, gab sie zu, »das habe ich.«
    »Und deshalb wirst du den Auftrag auch ausführen, meine Liebe…«, er deutete auf den Sack, »… oder selbst ein solches Ende finden. Du allein hast die Wahl, meine Teure.«
    Er war ein Sadist, er war ein Mörder, er war kein Mensch im eigentlichen Sinne. Das alles wusste Edna, und sie wusste auch, dass sie ihm ausgeliefert war, dass sie nicht aus diesem Haus fliehen konnte. Er würde immer der Schnellere sein.
    »Nein, nein!«, sagte sie rasch und wunderte sich über die Sicherheit in ihrer Stimme. »Das würde mir nie im Traum einfallen. Ich habe dir die Treue geschworen, und dieses Versprechen werde ich halten. Darauf kannst du dich verlassen.«
    Der Maler nickte. Bisher hatte er die Hand der Toten festgehalten. Jetzt ließ er sie los. Sie fiel nach unten wie ein Stück Holz und prallte mit einem klatschenden Geräusch auf einen anderen Körperteil.
    Er trat noch weiter vor und legte die Kuppe seines hochgestreckten Zeigefingers gegen sein Kinn.
    »Ich hatte davon gesprochen, dass ich noch eine vierte Frau brauche, und ich werde dir weiter sagen, dass wir uns damit keine Zeit lassen dürfen, Edna.«
    »Wann?«
    Er unterbrach seinen Gang durch die Küche und schaute sie an. »Noch heute.«
    Edna erschrak. »So schnell?«, hauchte sie.
    »Ja.« Seine Stimme war scharf. »Ich will sie noch heute haben, weil ich in der folgenden Nacht endlich an mein Ziel gelangen will. Verstanden?«
    Edna saß da mit offenem Mund, starrte ihn an und musste sich zu einem Nicken überwinden. »Noch Fragen?«
    »Ja, die habe ich. Wer ist es? Wen soll ich holen? Du hast mir den Namen nicht genannt.«
    Er schlug mit einer theatralisch anmutenden Geste vor seine Stirn. Manchmal machte er auf Edna sowieso den Eindruck eines Schauspielers, der sich auf einer Bühne bewegte, anstatt durch das Leben zu schreiten. »Du kennst die junge Frau bestimmt. Sie hält sich oft hier im Ort auf, ist gewissermaßen wieder zu Besuch.«
    Edna - klatscherfahren - wusste Bescheid. Dennoch formulierte sie ihre Antwort als Frage. »Ist es Colette Mercier?«
    »Genau die, meine Teure…«
    ***
    Colette Mercier war das, was man als einen zweibeinigen, weiblichen Tiger bezeichnen konnte. Sie war auf der einen Seite brandgefährlich, immer auf dem Sprung, als würde sie auf eine Beute lauern, auf der anderen aber konnte sie ebenso anschmiegsam und nett sein, als wäre sie die harmloseste Person der Welt.
    Das aber war sie nicht.
    Wäre sie so gewesen, hätte sie es in ihrer ›Karriere‹ nicht so weit geschafft, denn sie zählte zu den besten Rauschgift-Kurieren Europas. Nicht dass sie das Zeug selbst am oder im Körper trug, wie es oft praktiziert wurde, nein, sie war die große Spinne im Netz, die nie mit einem Milligramm Heroin oder Kokain in Berührung kam, sondern das Gift verschob, in einem klimatisierten Büro vor ihren Computern saß und an ihnen die besten und risikolosesten Wege ausklügelte.
    Dennoch war man ihr auf die Spur gekommen.
    Sie hatte es gefühlt, nicht gemerkt.
    Es war dieser angebliche deutsche Urlauber gewesen, der sie einige Male so harmlos im Bistro

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