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0696 - Im Bann des Verfluchten

0696 - Im Bann des Verfluchten

Titel: 0696 - Im Bann des Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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denn?«
    »Edna.«
    »Wie?«
    »Die alte Edna, die bei diesem komischen Maler als Haushälterin angestellt ist.« Der Patron grinste.
    »Mehr ist nicht drin. Der wird sie doch nicht bumsen.«
    Colette schüttelte den Kopf, nahm den Hörer entgegen und meldete sich mit einem »Ja, bitte…«
    »Hier ist Edna, Colette. Kannst du dich an mich erinnern?«
    Sie überlegte einen Moment. Aus dem Nebel der Erinnerung stieg eine Frau empor, die auf sie stets einen schmuddeligen Eindruck gemacht hatte. Sie konnte sich auch kaum an das Gesicht erinnern, aber sie wusste, dass es eine Edna in La Rostelle gab. Nur konnte sie sich nicht vorstellen, was gerade diese Person von ihr wollte.
    »Du kannst dich kaum erinnern, wie?«
    »Nun ja, ich meine…«
    »Gib es zu!«
    »Ja.«
    »Aber du solltest zu mir kommen, Colette. Weißt du, wo ich wohne?«
    »Ich hörte, bei diesem Maler.«
    »Richtig, er heißt Rafugil.«
    Colette Mercier musste lachen. »Was soll ich denn bei ihm? Mir seine Bilder anschauen?«
    »Nun, das nicht gerade. Es gibt einen anderen Grund, der dich bestimmt interessieren wird, den ich dir leider am Telefon nicht sagen kann. Kommst du?«
    »Das ist heute schlecht.«
    »Weshalb?«
    Hatte ihre Stimme einen lauernden Klang angenommen, oder bildete sie sich das nur ein? »Nun ja, es ist so, Edna, ich erwarte Besuch, der jeden Augenblick erscheinen muss…«
    »Mit dem Auto?«
    »Sicher.«
    »Da wirst du noch warten müssen. Hast du nicht davon gehört, dass der Mistral einige Bäume entwurzelt hat, die sich ausgerechnet quer über die Zufahrtsstraße nach La Rostelle gelegt haben? Bis die weggeräumt worden sind, ist der Nachmittag angebrochen. Bis dahin bist du längst wieder im Bistro.«
    »Davon weiß ich nichts.« Colette überlegte. Dass der Mistral Bäume entwurzelte, war nicht ungewöhnlich. Bis man die Straße wieder freigeräumt hatte, vergingen meist einige Stunden.
    »Es lohnt sich, zu uns zu kommen. Rafugil möchte gern mit dir reden und dir ein Angebot machen. Mehr kann ich nun wirklich nicht sagen, Colette.«
    Die Worte der Frau hatten Colette misstrauisch gemacht. Sie sprach zwar in Rätseln, aber ein gewisser Unterton in ihrer Stimme war doch herauszuhören gewesen. Sollte sie etwa mehr über ihren Job erfahren haben? Das musste Colette wissen.
    »Bon«, sagte sie. »Ich werde zu euch kommen.«
    »Sofort?«
    »Oui.«
    »Wir freuen uns, Colette.«
    Gustave lachte ihr ins Gesicht. »Na, willst du der alten Schachtel einen Besuch abstatten?«
    »Ja.« Sie suchte Geldscheine in der Jackentasche und erkundigte sich nach dem Maler.
    Der Patron winkte ab. »Das ist ein komischer Typ, kann ich dir sagen. Er gehört nicht zu uns. Er kam und baute ein altes Haus um. Nach Süden hin ist alles Glas geworden, man spricht von einem Prachtbau.«
    »Ja, das Haus habe ich gesehen.«
    »Da musst du hin.«
    Sie legte die Scheine auf den Tresen und verzichtete auf das Wechselgeld. Dann fragte sie noch:
    »Hast du gehört, dass die Straße nach La Rostelle blockiert ist?«
    »Nein, habe ich nicht. Aber es waren auch kaum Gäste hier. Der Mistral kostet mich ein kleines Vermögen.«
    Sie lächelte ihm zu. »Du wirst es überleben.«
    »Ja, du hoffentlich auch.« Das sagte er so dahin und schaute ihr mit glänzenden Augen nach, als sie das Bistro verließ. Himmel, das war ein Rasseweib.
    Dieses Rasseweib schlug den direkten Weg zu ihrem neuen Ziel ein. Das Haus war an und in den Berg hineingebaut worden. Es lag also höher als das Bistro, und Colette war gezwungen, eine der kleinen Gassen hochzusteigen, die mit einem glatten Steinpflaster belegt war und die bei Sturm wie ein Kamin wirkte, durch den der Wind pfiff.
    Er wühlte Staub, Papier und anderen Unrat auf, den er Colette wie eine Wolke entgegenblies und sie dazu zwang, die Lider zu Schlitzen zu verengen. Noch immer wunderte sie sich über den Anruf, aber an eine Falle dachte sie nicht im Traum. Dafür überlegte sie, ob sie tatsächlich Fehler begangen hatte, was ihren Job anging, was sie allerdings nicht glaubte.
    Dafür dachte sie an den toten Deutschen. Möglicherweise hatte er etwas über sie herausgefunden und sein Wissen weitergetragen, sodass jetzt jemand versuchte, eine kleine Erpressung zu starten.
    Sollte das der Fall sein, würde sich dieser Unbekannte wundern. So leicht ließ sie sich nicht ins Bockshorn jagen, schon gar nicht von irgendwelchen Typen, die hier wie am Ende der Welt lebten und von der Übrigen so gut wie nichts mitbekamen.
    Außerdem war sie

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