0696 - Im Bann des Verfluchten
unmittelbaren Nähe. Obwohl uns hier ebenfalls Dunkelheit empfing, hatten wir beide den Eindruck, neues Terrain zu betreten.
Das war der Keller.
Wir leuchteten in verschiedenen Richtungen, erhielten den Beweis. Wir sahen Kabel, die an den Wänden entlangliefen wie Bänder und an einem, Schalter endeten.
Das Licht brauchten wir nicht. Das regelmäßige Brummen, das den Raum ausfüllte, stammte nicht von einem Raubtier oder Monster, sondern von einem Generator, der das Haus mit Strom versorgte und es somit unabhängig vom normalen Leitungsnetz machte.
Der Generator stand nahe einer Wand. Gegenüber sahen wir einige staubige Regale. Dicker Staub bedeckte auch die dort liegenden Weinflaschen.
Andere Vorräte verteilten sich ebenfalls innerhalb dieses großen Raumes. Dosen und Gläser, sogar eine halb mit Kartoffeln gefüllte Kiste war hier aufgestellt worden.
Und es gab eine zweite Tür.
Als ich sie anleuchtete, konnte ich ein triumphierendes Lächeln nicht unterdrücken.
Diesmal stand ich näher an dem neuen Ziel, erreichte die Tür als Erster und drückte die Klinke behutsam nach unten. Es entstand kaum ein Geräusch, als ich sie öffnete. Etwas Licht schimmerte uns entgegen.
Es war nicht sehr hell, aber wir konnten die Lampen ausschalten, denn die Umrisse einer weiteren Treppe waren auch so zu erkennen.
Das Licht kam von oben, wahrscheinlich aus einer Diele oder einem Raum, der daneben lag. Und darin bewegte sich eine Person, wir hörten den Klang der Schritte.
Suko nickte und lächelte zugleich. Er sah uns bereits auf der Siegerstraße.
Beide hatten wir die ganze Zeit an die verschwundenen Mädchen gedacht und auf dem Weg durch die hinter uns liegenden unterirdischen Welt nach ihnen Ausschau gehalten, aber keine Spur gefunden.
Ich stand auf der zweiten Treppenstufe, hatte bereits das rechte Bein angehoben, um die Dritte zu erreichen, als ich ein Geräusch hörte, das überhaupt nicht in die Stille passen wollte.
Es war ein völlig normales Klingeln. Da stand jemand draußen vor der Eingangstür und begehrte Einlass.
Wir erstarrten zugleich. Spannung zeichnete unsere Gesichter. Wer wollte den Maler besuchen?
Suko dachte ebenso wie ich und sprach wispernd von den beiden Männern aus dem Bistro.
»Das nehme ich auch an.«
»Willst du warten?«
»Aber ja.«
Das Klingeln wiederholte sich. Nach dem ersten Läuten waren die Schritte verstummt, eigentlich ein Zeichen dafür, dass die Person nicht öffnen wollte. Nun aber hatte sie es sich anders überlegt, setzte sich in Bewegung und gab sich auch keine Mühe, leise zu sein.
Wir konnten die Richtung heraushören und waren beide der Meinung, dass die Person auf die Eingangstür zuschritt.
Wir veränderten unseren Standort und blieben dort stehen, wo der Lichtschein kaum mehr hinreichte. Der Treppenschacht wirkte wie ein Schalltrichter, sodass alle Geräusche dort oben bis zu uns herab deutlich zu hören waren.
Wir hörten Stimmen.
Da sprachen Männer.
Zunächst waren sie nicht genau zu verstehen, aber die Besucher gingen weiter, erreichten einen für uns günstigeren Standort, sodass wir die Stimmen jetzt besser verstanden.
Über meine Lippen huschte ein Lächeln. Suko nickte, wir hatten sie gleichzeitig erkannt.
Das waren tatsächlich die beiden Männer aus dem Bistro, die dem Haus des Malers einen Besuch abstatteten, und mit ihnen sprach eine Frau. Ich hatte noch den Namen behalten.
Das musste diese Edna sein.
Was sie allerdings sagte, verstanden wir nicht, weil unsere Position nicht so günstig war.
»Abwarten?«, hauchte Suko.
»Immer.«
Er nickte.
In den folgenden Sekunden bekamen wir mit, dass die drei Personen eine andere Richtung einschlugen und in das Zimmer gingen, das der Treppe am nächsten lag.
Wo sie sich genau aufhielten, wussten wir nicht.
»Weißt du, wen ich jetzt gern sehen würde?«, fragte Suko mich mit leiser Stimme.
»Den Maler?«
»Richtig.«
»Und weiter?«
Er hob die Schultern. »Wir müssen uns entscheiden, wer oder was wichtiger ist. Die drei Personen da oben oder der große Meister selbst. Ich habe fast den Eindruck, dass es der große Meister ist und wir dort auch Colette Mercier finden.«
Ich stimmte meinem Freund zu, hatte aber trotzdem Bedenken und sagte: »Wenn wir den Maler besuchen wollen, Suko, müssen wir an den beiden Kerlen und der Frau vorbei.«
»Glaube ich auch.«
»Sollen wir?«
»Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, Suko…«
***
Es war seltsam, aber Edna empfand nicht die
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