0697 - Der Elefanten-Dämon
der Luft, ungefähr auf Kopfhöhe. Zamorra rannte auf den Wagen zu.
Nicole öffnete die Beifahrertür. Dschey drückte den International Harvester etwas tiefer.
Auf welche Weise das Auto auch immer flog - Geräusche gab es dabei nicht von sich. Zamorra tippte ohnehin auf Magie. Das würde so einiges erklären.
»Spring rein, Cherie!«, rief Nicole.
Das ließ sich der Dämonenjäger nicht zweimal sagen. Zamorra schnellte hoch, packte Nicoles Hand und wurde von ihr auf das antike Sitzpolster gezogen. Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, ließ Dschey den Wagen schnell höher steigen.
Zamorra und Nicole hatten nun aus der Luft einen Panoramablick auf das Gelände von Angkor. Bis zum Horizont erstreckten sich die riesigen Tempelbauten, die rätselhaften Statuen und die glitzernden Wasserbassins, denen das alte Khmer-Reich seinen Wohlstand verdankte.
Bei diesem Gedanken fiel Zamorra sofort wieder das magische Artefakt ein. Es waren offensichtlich noch mehr Leute als nur Ty Seneca hinter dem Kleinod her. Und welche Rolle spielte dieser undurchsichtige LKW-Fahrer?
Nicole Duval legte beruhigend ihre Hand auf Zamorras Unterarm. Sie kannten sich nun schon eine halbe Ewigkeit. Die Französin ahnte, was in ihrem Lebensgefährten vorging.
Sie wollte etwas sagen.
Doch Dschey kam ihr zuvor.
»Ich bin kein böser Mann, Zamorra. Und ich weiß, dass du und dein Weib ebenfalls für die hellen Kräfte im Universum eintretet. Darum habe ich zu euch gefunden.«
Bei diesen Worten blickte der junge Khmer Zamorra an. Die Hände ruhten auf dem Lenkrad. Aber Dschey schaute nicht auf die Straße, weil es ja keine Straße gab. Das Asphaltband schlängelte sich fünfzig Meter unter ihnen durch die Landschaft.
»Du heißt nicht Dschey«, tippte der Dämonenjäger. »Wie ist dein wahrer Name?«
Seine Behauptung war ein Schuss ins Blaue gewesen. Doch der Khmer stimmte ihm zu.
»Mein Name ist Rana. Und ich bin ein Prinz des mächtigen Khmer-Reiches. Mein Vater war der große und weise Chapei I. Er musste sterben, weil er den Elefanten-Dämon erzürnte.«
***
Die Honda knarrte durch den Dschungel.
Erst allmählich kam Yvonne Berthemy wieder zu Bewusstsein. Die Ereignisse der letzten Stunden zogen wie ein Albtraum vor ihrem geistigen Auge vorbei.
Erst die Entführung in ihrem Bad… das Kidnapping durch die Roten Khmer… der Marsch zum Dschungelcamp… die angedrohte Folter… die wahnwitzige Befreiungsaktion durch diese irre Amazone… und nun die Motocross-Fahrt durch den kambodschanischen Dschungel!
Carol Putney beherrschte die Maschine meisterhaft. Das musste die Französin der Dämonendienerin lassen.
In letzter Sekunde umkurvte Carol Bodenwellen, sprang mit dem Vorderreifen über größere Steine oder Baumstämme hinweg und bahnte sich gnadenlos einen Weg durch das Unterholz.
Yvonne klammerte sich an Carol fest. Etwas anderes blieb ihr wohl auch nicht übrig.
Die Ex-Agentin blickte über die Schulter zurück. Wilder Triumph schwang in ihrer Stimme, als sie den Motorenlärm überbrüllte.
»Bald kommt die Stunde der Wahrheit! Srang schätzt es gar nicht, wenn man ihn warten lässt! Du wirst es noch bereuen, dich gegen uns gestellt zu haben!«
Yvonne ordnete ihre Gedanken. Was sollte das alles? Es ging offenbar um dieses angeblich magische Artefakt, hinter dem auch die Roten Khmer her gewesen waren. So etwas hatte die UNESCO-Gruppe bei ihren Ausgrabungsarbeiten noch nicht gefunden.
Buddhas, ja, die gab es gleich regimenterweise. Teilweise sehr schöne Statuen. Eindrucksvolle Beweise für die Handwerkskunst der alten Khmer. Aber doch kein magisches Artefakt!
Wie sollte dieses Ding überhaupt aussehen? Doch Yvonne Berthemy hatte das dumme Gefühl, dass diese Carol Putney ihr nicht glauben würde…
»Es ist nicht mehr weit!«, kündigte die Kämpferin an. Sie nahm die linke Hand vom Lenker und deutete nach vorne. »Siehst du den schwarzen Berg dort, Schlampe? Das ist die Felsen-Festung von Srang! Dort wirst du… verflucht!«
Carol Putney unterbrach sich selbst. Dafür gab es einen sehr guten Grund. Yvonne Berthemy hatte nämlich ihren ganzen verbliebenen Mut zusammengenommen. Wenn sie sich jetzt nicht selber half, würde ihr niemand beistehen.
Darum hatte sie so leise wie möglich die kurzläufige MPi aus dem Rückenholster gezogen. Die Mündung drückte sie nun gegen den Hals der Ex-Agentin.
»Ich habe nichts mehr zu verlieren!«, rief die UNESCO-Mitarbeiterin mit vor Aufregung schriller Stimme. Sie hatte
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