Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0698 - Der Ghoul aus dem Gully

0698 - Der Ghoul aus dem Gully

Titel: 0698 - Der Ghoul aus dem Gully Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
immer«, sagte ich.
    »Und wir sitzen hier, trinken Kaffee oder Wasser und bewegen uns im Kreis.«
    »Nicht ganz«, sagte ich.
    »Wieso?«
    »Wir müssen den Ghoul fangen, Harry. Möglicherweise sind es auch mehrere Leichenfresser, so genau weiß ich das nicht. Und wir haben dabei einen Vorteil.«
    »Welchen denn?«
    »Wir wissen, daß die Toten auf ein bestimmtes Gebiet begrenzt sind, und wir wissen ferner, daß nicht weit entfernt ein Friedhof liegt, wobei ich mich frage, ob es ein alter oder ein neuer ist.«
    »Ziemlich alt.«
    »Gut für Ghouls.«
    Er grinste schief. »Wenn du das sagst, John, glaube ich dir das auch, wirklich.«
    »Nicht spotten, mein Freund, dafür weiter im Text. Wir können davon ausgehen, daß der Ghoul sich ein weiteres Opfer holen wird, und deshalb müßte man das Gebiet kontrollieren.«
    Stahl streckte mir seine offene Hand entgegen. »Gibst du mir die Hundertschaft an Polizisten?«
    »Wer hat denn davon gesprochen?«
    »So viele Beamte werden nötig sein«, erklärte er mit Nachdruck. »Glaub es mir.«
    »Vielleicht reichen zwei«, schlug ich lächelnd vor, traf aber bei Harry auf Unverständnis, denn er schüttelte den Kopf.
    »Da komme ich nicht mit.« Dann hatte er verstanden, zeigte auf mich, dann auf sich und flüsterte:
    »Meinst du…«
    »Ja, wir beide.«
    »Ach nee.«
    Ich hob die Schultern. »Wir werden es uns in irgendeiner Fabrikhalle mit Gully gemütlich machen.«
    »Dann lieber einen Wohnwagen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    Er berichtete mir von den Mädchen, die sich ausgerechnet dort ihr Revier ausgesucht hatten. Die empfingen ihre Freier in den Wohnwagen, die an der Straße standen, die das Gelände an der östlichen Seite begrenzte.
    »Einer mehr oder weniger fällt nicht auf, John.«
    »Aber wohl zwei Männer. Oder gibt es dort auch einen Schwulen-Strich?«
    »Soviel ich weiß, nicht. Wir könnten einen eröffnen.«
    »Vergiß es, aber vergiß nicht meinen Plan. Ich wäre schon dafür, daß wir es so einrichten.«
    »Gibst du dein Zimmer hier auf?«
    »Nein, das lasse ich. Was anderes. Kannst du einen Wohnwagen besorgen und dorthin bringen lassen?«
    »Ich glaube schon.«
    »Dann versuch es.«
    »Sofort?«
    »Klar, nicht erst morgen. Ich will heute abend schon dort stehen.«
    Harry verzog das Gesicht. »Na, das ist eine Freude. Träumen lassen hätte ich mir so etwas nie.«
    »Ich auch nicht, wenn ich ehrlich bin…«
    ***
    Über dem Friedhof lag der Dunst wie ein dünnes Leichentuch. Der Regen nieselte aus den tiefhängenden Wolken und sorgte dafür, daß die Atmosphäre noch düsterer und unheimlicher wurde. Das Unkraut wuchs sehr hoch auf den Wegen, aber auch zwischen den Gräbern, deren alte Grabsteine längst verwittert waren oder auf dem Boden lagen. Bei diesem Wetter besuchte niemand den Friedhof. Wer da umherspazierte, mußte schon eine Macke weghaben.
    Aber einer schritt durch den Dunst.
    Ein Mann, dunkel gekleidet, den Kragen des Mantels hochgestellt. Trotzdem war Wasser in seinen Nacken gelaufen und hatte auf dem Rücken kalte Bahnen hinterlassen.
    Der Mann hatte es eilig. Er ging mit stampfenden Schritten, den Kopf leicht nach vorn gedrückt, und achtete nicht auf die nähere Umgebung. Er wußte ja, daß ihm hier nichts passieren konnte.
    Manchmal fuhr ein Windstoß gegen die Bäume und spielte raschelnd mit dem frischen Junilaub.
    Regentropfen lösten sich von den Zweigen und klatschten zu Boden. Die Erde war naß und weich.
    Altes Laub sonderte einen fauligen Geruch ab.
    Der Mann umging ein größeres Gräberfeld und erreichte endlich sein Ziel. Es lag mitten auf dem Friedhof und sah aus wie ein Gartenhäuschen. Dem Holz fehlte eine neue Imprägnierung, es hatte sich mit dem Regenwasser vollgesaugt.
    Der Mann blieb vor der schmalen Tür stehen, nahm den Hut ab, schüttelte das Wasser aus und holte einen Schlüssel aus der Manteltasche. Die Tür knarrte, als er sie öffnete und über die Schwelle huschte. Sofort drückte er sie wieder zu.
    Es stank nach Leichen.
    Anders konnte man diesen Geruch nicht bezeichnen. In dem kleinen Haus gab es nur einen Raum, aber da hing der Geruch fest, als wäre er an die Wände geleimt worden.
    Jeder normale Mensch hätte den Raum sofort wieder verlassen, nicht aber der Ankömmling. Er zog seinen Mantel aus und hängte ihn an einen Haken. Sein breites Gesicht war blaß, und die Haut spannte sich über den Knochen. Wenn er ausatmete, strömte Luft aus dem Mund und den Nasenlöchern.
    Den Hut hatte er noch immer nicht

Weitere Kostenlose Bücher