0698 - Der Ghoul aus dem Gully
organisieren.
Es war keiner der Luxusklasse, mit ihm wäre ich auch nur unter Druck in Urlaub gefahren, er gehörte zu den kleineren Modellen, besaß nur eine Achse und sah für mich aus wie ein umgekippter Kinderwagen aus den Fünfzigern.
Außer einem Tisch und zwei Stühlen gab es noch eine Schlafgelegenheit, die ausgezogen werden mußte, wir aber ließen sie hochgeklappt. Das Wetter hatte sich nicht verändert. Wenn, dann war es höchstens noch mieser geworden. Die Wolken waren tiefer gesunken, sie drängten sich zwischen die Häuser und legten den Dunst auf die Straßen, so daß die Stadt noch mehr verschwamm.
Auch der Geruch war stärker geworden. Man spürte ihn bei jedem Atemzug draußen.
Hier im Wagen nicht so sehr, aber wir würden nicht die ganze Nacht über in dem Fahrzeug hocken bleiben. Wir hatten vor, uns auch auf dem Gelände umzuschauen.
Damit niemand in das Fahrzeug hineinschauen konnte, hatten wir die Fenster verhängt. Harrys Dienstwagen parkte ein paar Meter weiter.
Überhaupt standen wir am Ende der Reihe. Die Mädchen hatten zunächst erstaunt geschaut, als sich ein fremdes Fahrzeug in die Reihe stellte. Einige waren wütend geworden, hatten sofort damit gedroht, ihre Beschützer zu verständigen und mußten sich dann eingestehen, daß nichts ging und sie sich selbst eine Falle gestellt hätten, wenn sie sich mit der Polizei anlegten.
Harry hatte ihnen erklärt, daß wir einen Mann suchten, war aber nicht auf Einzelheiten eingegangen.
Daß in dem Gelände etwas passiert war, wußten die Mädchen auch. Wären dort Leichen gefunden worden, hätten sie ihre Plätze sicherlich verlassen. Bei den Knochenfunden wußten sie nicht so recht, was sie damit anfangen sollten. Da konnten sie sich schlecht vorstellen, daß ein Mörder durch die Gegend irrte, der als Souvenir nur bleiche Gebeine zurückließ.
Unser Wagen war der einzige ohne Beleuchtung. Das heißt, er besaß keine rote Lampe oder Laterne, die potentiellen Kunden klarmachte, wer die Fahrzeuge bevölkerte.
Soviel wir hatten erkennen können, ging das Geschäft nicht eben gut. Zwar rollten hin und wieder Autos in langsamer Fahrt an der Reihe der Wagen entlang, aber bisher hatte kein Kunde angehalten, um den Verlockungen des Rotlichts zu folgen.
Schlechte Geschäfte bei diesem miesen Wetter für die Girls…
Ich spülte den Rest des Sandwichs mit einem großen Schluck Kaffee hinunter und stand auf.
Prompt stieß ich mir an der Decke wieder den Kopf. Der Wagen war einfach nicht hoch genug.
Stahl grinste. »Das wäre nichts für dich, so ein Ding.«
»Stimmt.«
»Willst du jetzt schon deine Tour machen?«
»Nein, aber die Karte holen.« Sie steckte in meinem Mantel, den ich aufgehängt hatte.
Es war ein Stadtplan, den ich auf dem Tisch ausbreitete. Auch der Kommissar schaute hin.
»Was suchst du?«
»Den Friedhof.«
»Der ist hier.« Harry bewegte einen Finger und deutete auf einen bestimmten Punkt.
Ich nahm einen Kugelschreiber und zeichnete damit einen Punkt ein. Dann verglich ich die Entfernung vom Friedhof zu diesem Industriegelände und stellte fest, daß es nicht weit war. Beide grenzten praktisch aneinander.
»Ideal für einen Ghoul.«
»Du glaubst noch immer an deine Friedhofstheorie?«
»Natürlich. Ich habe mit Ghouls leider meine Erfahrungen machen müssen und festgestellt, daß sie meist in Friedhofsnähe hausen.«
»Sag nur nicht, daß wir hier falsch sind, John.«
»Nein, du nicht.«
»Aha, dann willst du auf den Friedhof.«
»Ja.«
»Du kannst die Karte mitnehmen. Ich kenne mich hier aus.« Harry lehnte sich zurück. »Nur eine Frage hätte ich da, mein Lieber. Willst du wieder durch irgendwelche Stollen oder Gänge kriechen, von denen du mir berichtet hast?«
»Wenn es sein muß…«
»Aber da unten ist dir ein Ghoul doch hundertmal überlegen. Denk daran.«
»Ich muß ihn eben vorher erwischen.«
»Mit einer Silberkugel.«
»Genau.«
Der Kommissar lächelte. »Hört sich ja alles einfach an. Fast zu einfach. Ich frage mich nur, weshalb wir dann schon drei Knochenhaufen gefunden haben.«
»Die Leute sind überrascht worden. Sie wußten eben nicht, was ein Ghoul ist. Das ist bei mir anders. Ich weiß Bescheid und kann mich auch wehren.«
»Und ich halte hier die Augen offen.«
»Klar.«
Der Kommissar schüttelte den Kopf. »Irgendwie gefällt mir das alles nicht. In diesem Wohnwagen zu hocken, ist auch nicht das wahre. Ich werde wohl einige Ausflüge unternehmen.«
»Daran hindert dich
Weitere Kostenlose Bücher