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0699 - Das Erwachen der Hexe

0699 - Das Erwachen der Hexe

Titel: 0699 - Das Erwachen der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aber die brauchte ich nicht.
    Wenn ich mich streckte, kam ich auch so an den Griff heran.
    Ich hatte schon den rechten Arm gehoben und den Griff fast berührt, da wischte der Einstieg plötzlich schwungvoll zur Seite, und im nächsten Augenblick starrten Kyle und eine andere Person auf uns nieder. Sie standen im Eingang wie eine Mauer, die keinen Fremdkörper hindurchlassen wollte.
    Und in ihren Augen las ich den Triumph!
    ***
    Tricia hatte schreien wollen, das aber schaffte sie nicht. Sie stand auf dem Fleck, drängte den eigenen Schmerz zurück und hatte nur Augen für die alte Hexe, die etwas tat, was Tricia nicht begreifen konnte.
    Sie zog ihre Haut ab wie altes Papier.
    Tricia begriff die Welt nicht mehr. Eigentlich hätte aus diesen Streifenwunden Blut hervortreten müssen, aber davon war nichts zu sehen. Kein einziger Tropfen drang hervor, nicht einmal eine wässrige Leichenflüssigkeit, sondern es kam eine normale Haut zum Vorschein, die eine sehr gesunde Farbe aufwies, dass sie an die glatte Oberfläche eines frisch gepflückten Pfirsichs erinnerte.
    Und Tricia zitterte unter dem Schmerz in ihrem Gesicht. Plötzlich erkannte sie mit aller Deutlichkeit die Parallelen zwischen der Hexe und ihr. Während Assunga die Haut von ihrem Gesicht abzerrte, erlebte Tricia Bell das Gegenteil davon.
    Ihre Haut veränderte sich.
    Sie alterte…
    Deshalb auch der Schmerz!
    Sie wollte und konnte es nicht fassen. Sie stand da, traute sich nicht, die Hände zu nehmen und nach ihrem Gesicht zu fassen, das glühte, als wäre es mit Feuer überschüttet worden. Sie hatte den Eindruck einer widerlichen Nässe auf der Haut bekommen, als wäre aus den Wunden das. Blut geronnen, an ihrem Gesicht entlanggelaufen und irgendwo am Hals versickert.
    Und die Hexe machte weiter.
    Sie hockte in ihrem Sarg, ohne sich stören zu lassen. Wie bei einem Puzzle, so löste sie die Teile der alten Haut von ihrem Gesicht, um die junge hervortreten zu lassen.
    Die herrliche, frische Haut, die noch immer Ähnlichkeit mit einem Pfirsich aufwies und so wunderbar war, dass es Tricia nicht gewundert hätte, wenn ihr ein frischer Duft entgegengeweht wäre.
    Die linke Gesichtshälfte hatte Assunga bereits von ihrer alten Hexenhaut befreit. Das graue Haar hatte sich ebenfalls verändert. In jede einzelne Strähne war eine neue Kraft hineingefahren und hatte auch für eine Veränderung der Farbe gesorgt, denn nun schimmerte das Haar auf der linken Seite in einem Glanz, der an frisch poliertes Messing erinnerte.
    Und Tricias linke Gesichtshälfte?
    Es kostete sie noch immer eine große Überwindung, den Arm zu heben und nachzufühlen.
    Fast hätte sie geschrieen, als sie ihre Wange berührte. Ja, da war noch Haut, aber nicht mehr als ein weiches, puddingartiges Zeug. Sosehr sich Assunga verjüngte, so intensiv alterte Tricia Bell.
    Kyle hatte sie genau beobachtet. »Weißt du nun, was dein Hier sein bedeutet?«
    Sie konnte nicht einmal nicken.
    Und Assunga machte weiter. Sie nahm sich jetzt die rechte Seite vor, an der bisher nur ein Streifen gefehlt hatte. Die Hexe wollte endgültig erwachen, die lange Zeit der Lethargie und der schrecklichen Dunkelheit war vorbei.
    Wieder biss der Schmerz zu.
    Die junge Frau sackte in die Knie, konnte sich wieder fangen, aber sie schaffte es nicht mehr, sich aufrecht hinzustellen. Sie war auf einmal so schwach, die Beine hatten ihre Standfestigkeit verloren, und Kyle griff zu, um sie aufzufangen.
    »Noch nicht«, flüsterte er, als er sie in seinem Griff hielt. »Noch nicht…«
    »Aber ich…«
    »Ganz ruhig. Es ist gleich zu Ende. Schau nur weiter zu, was Assunga macht.«
    Sie drehte ihren Kopf wie in Trance, und die Hexe zog jetzt von der rechten Seite die Haut ab, die sie auf den Boden schleuderte. Auch der Ausdruck ihrer Augen hatte ein neues Leben bekommen.
    Die Pupillen wirkten wie runde, düstere Flammenkreise, in denen ein mächtiger Wille zu lesen stand.
    Dann zerrte sie mit einem Ruck den letzten Rest der Haut von ihrem Gesicht.
    Das wiederum verursachte bei Tricia Bell einen derartigen Schmerz, dass sie einen Schrei nicht unterdrücken konnte, der durch Kyles Hand auf ihren Lippen schnell erstickte.
    Und die Hexe hatte es geschafft.
    Sie stieg aus dem gläsernen Sarg. Dabei bewegte sie sich mit der Grazie eines jungen Mädchens, das voller Kraft steckte und sportlich durchtrainiert war.
    Sie hatte nur das Gesicht von einer alten Haut befreien müssen, den Körper nicht. Er musste in all den Jahren so geblieben

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