0699 - Das Erwachen der Hexe
sein und war unter dunklen Lumpen verborgen.
Die Mitglieder der Schattenkirche fielen auf die Knie Einer ging los und öffnete den zweiten Einstieg an der gegenüberliegenden Seite.
Assunga verschwand…
Sie ging einfach weg, und keiner der Männer hielt sie auf. Nur Kyle gab einen Kommentar.
»Jetzt geht sie zu ihm, und ich hoffe, dass sie niemals vergessen wird, wem sie alles zu verdanken hat.«
Die Tür wurde wieder zugeschoben.
Tricia und die Männer waren allein.
Vergeblich versuchte sie, auf den Beinen zu bleiben. Immer wieder sackte sie in die Knie. Wenn sie dennoch über ihr Gesicht tastete, dann spürte sie die klumpige und feuchte Haut, die sich anfühlte, als wenn sie von einem Blutgerinnsel bedeckt wäre.
Aber das war nicht einmal das Schlimmste. Tricia merkte sehr deutlich, dass sie mit der Haut auch ihre Kräfte verloren hatte. Sie würde sich nicht mehr halten können.
Wie ein Baby lag sie schräg in Kyles Armen, der auf sie nieder schaute und seine Lippen zu einem kalten Lächeln verzogen hatte. »Ich weiß«, sagte er, wobei sich seine Stimme schon sanft anhörte.
»Das hier ist nicht mehr der richtige Ort für dich. Deshalb werde ich dich wegbringen. Du hast deine Schuldigkeit getan, du hast den schwarzmagischen Welten die Tore geöffnet, du wirst deine ewige Ruhe finden.« Schon bei den letzten Worten hatte er sich umgedreht und steuerte sein neues Ziel an.
Es war der Sarg!
Tricia erkannte es mit Schrecken, nur war sie nicht mehr in der Lage, dagegen etwas zu unternehmen. Sie hatte alles vergessen. Ihr bisheriges Leben schien überhaupt nicht stattgefunden zu haben.
Sie war jetzt eine andere, eine zum Tode verurteilte Person, die dahinsiechte und sterben würde, ihrer Jugend beraubt, eingetaucht gegen die Kräfte des Alters und der Verwesung.
Sie war auch nicht mehr in der Lage, darüber weiter nachzudenken, ihr Geist schwamm in irgendwelchen Sphären, und ihr Gesicht brannte noch immer so stark.
Kyle legte sie in den Sarg.
Er tat es mit behutsamen Bewegungen, beobachtet von den übrigen Mitgliedern der Schattenkirche.
Tricia lag auf dem Rücken, eigentlich nur an ihrem weißen Kleid zu erkennen. Das Gesicht sah aus wie ein rötlicher Pudding, durch den kleine Rinnsale liefen.
Kyle drehte sich um. Er schloss den Sarg nicht. Er nickte seinen Leuten zu. Jetzt war er der Anführer und sah für seine Schattenkirche ungeahnte Möglichkeiten, wenn Assunga es schaffte, sich mit der Person in Verbindung zu setzen, dessentwegen sie erwacht war.
»Wir gehen!«, ordnete er an.
Niemand widersprach.
Sie löschten nicht einmal die Kerzen. Kyle war als Erster an der Tür, zerrte sie auf - und schaute in die Gesichter der beiden Polizisten!
***
Nicht nur die beiden Gesichter schauten Kyle an, auch zwei Pistolenmündungen, aus denen jeden Augenblick der Tod fahren konnte. Aber Kyle gehörte zu den Menschen, die ihre Überraschung kaum zeigten und sich toll beherrschen konnten.
Er hob die Arme!
Hinter ihm standen seine Leute wie erstarrt, und nur die Köpfe hatten sie vorgestreckt.
Suko und ich schauten zu ihnen hoch. Mir kamen diese Leute vor wie ein naturalistisches Gemälde, aber nicht wie lebende Personen, die über uns standen.
Ich zielte auf Kyles Brust. »Drei Sekunden gebe ich Ihnen, dann ist der Weg frei!«
Er überlegte nicht lange, hob die Schultern und trat zur Seite. »Bitte sehr«, sagte er.
Auch seine Leute taten es ihm nach, was mich nicht nur wunderte, sondern auch irritierte.
»Ich bleibe hier«, sagte Suko, »und halte sie unter Kontrolle. Das ist besser.«
»Okay.«
Ich stieg in die Tritthilfe, stemmte mich hoch und betrat den vom Kerzenschein erleuchteten Wagon, wobei ich Kyle nicht an der Tür stehen lassen wollte und ihn mitnahm.
»Bitte sehr, Sie haben die Waffe!«
»Seit wann sind Sie so höflich?«
»Es ist meine Art.«
Seine Sicherheit machte mich unsicher. Ich hatte das verdammte Empfinden, zu spät gekommen zu sein, dass schon alles gelaufen war. Und plötzlich schmeckte die Luft nach Tod und Moder.
Dann sah ich den Sarg.
Er war aus Glas und nicht geschlossen. Der Deckel lag daneben, aber der Sarg war leer.
Eine Person lag daneben auf dem Rücken. Sie trug ein weißes Kleid, wie es Tricia Bell getragen hatte.
Der heftige Schreck durchfuhr mich wie ein Nadelstich. Ich schaute für einen Moment in Kyles Gesicht, das bis auf ein Lächeln unbewegt blieb.
Ich stieß ihm die Waffe gegen die Brust, dass er am Sarg vorbei taumelte und ihm gegenüber
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