0699 - Schule des Satans
später wird er versuchen, Informationen über mich zu bekommen. Das sollten wir ihm so schwer wie möglich machen.«
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Mit dem Jungen stimmt etwas nicht. Ich habe ihn während des Unterrichts beobachtet. Er hat darauf gelauert, dass ich einen Fehler mache. Ich glaube nicht, dass er mit seinem Wissen angeben will, er will andere damit erniedrigen.«
»Aber woher stammt dieses Wissen?« Norman zündete sich wieder mal eine Zigarette an.
»Vielleicht haben sie einen Pakt mit dem Teufel geschlossen«, schlug Nicole vor. »Gute Noten gegen ihre Seele.«
»Schon möglich«, sagte Zamorra nachdenklich, »aber dazu müssten sie erst einmal wissen, wie das geht. Selbst im Internet wird man da nur schwer fündig, zumindest, wenn man nach wahren Informationen sucht. Tatsächlich findet man fast nur Scharlatanerie.«
Er sah den Schuldirektor an. »Wo sind Alexander und die anderen jetzt?«
»Beim Sportunterricht. Danach wird das Abendessen serviert.«
Nicole erkannte, worauf ihr Gefährte hinauswollte. »Das heißt, wir hätten genügend Zeit, um uns in Alexanders Zimmer umzusehen.«
Norman nickte. »Vorausgesetzt ihr informiert mich nicht darüber, was ihr in Zimmer 322 tut und warum es wichtig ist, dass ihr es in exakt 42 Minuten, wenn der Wachmann dort auf seiner Runde vorbeikommt, wieder verlassen habt.«
Zamorra und Nicole standen auf und öffneten die Tür.
»Wir sind gleich wieder da«, versprach der Dämonenjäger. Er trat hinaus auf den Gang und sah sich einen Moment suchend um. »Da lang«, sagte er dann.
Der Wohntrakt lag wie ausgestorben vor ihnen. Anscheinend waren sämtliche Schüler beim Unterricht. Zamorra fragte sich, wie viele an dieser Schule lebten und beschloss, Norman bei der nächsten Gelegenheit danach zu fragen.
Zimmer 322 lag am Ende des Gangs. Nicole drückte die Türklinke herunter und trat in den dahinter liegenden Raum.
»Nicht schlecht«, sagte sie beeindruckt.
Zamorra folgte ihr in das Zimmer und konnte sich dem Kommentar nur anschließen. Er hatte schon Luxushotels gesehen, die weniger komfortabel eingerichtet waren. Die Teppiche waren tief, die Möbel exklusiv. Eine breite Fensterfront erlaubte den Blick auf die umfangreichen Parkanlagen. Die restlichen Wände waren mit Postern von Britney Spears und Lara Croft bedeckt.
Den einzigen Abstrich, den der Bewohner dieses Zimmers machen musste, bestand darin, dass er es mit einem anderen Schüler teilte. Einzelzimmer widersprachen dem Gemeinschaftssinn, der in einem solchen Internat gefördert werden sollte.
»Was meinst du?«, fragte Nicole, unsicher darüber, welche Seite des Zimmers sie durchsuchen sollten. »Steht Alexander eher auf Britney Spears oder Lara Croft?«
Zamorra setzte sich an einen der beiden PCs - auf der Lara-Poster--bepflasterten Seite des Zimmers - und schaltete ihn ein. »Ich tippe auf Lara Croft.«
Womit er Recht hatte, denn auf der Festplatte entdeckte er einige Textdateien, die Alexander mit seinem Namen versehen hatte.
Während sich der Dämonenjäger mit dem Computer befasste, sah Nicole sich in den Schränken und Regalen um. Alles wies auf einen ganz normalen 13jährigen hin. Ein paar CDs, einige Computerspiele, eine Playstation, Fanartikel der Glasgow Rangers, die unvermeidlichen Harry-Potter-Bände und ein Stofftier, das wohl vor nicht allzu langer Zeit in die hinterste Ecke verbannt worden war, wo es niemand sehen und den Besitzer damit lächerlich machen konnte.
Alles ganz normal.
»Sieh dir das an«, sagte Zamorra, als Nicole gerade die Spuren ihrer Suche beseitigte. Sie trat hinter ihn und warf einen Blick auf das unbenannte Dokument, das ihr Gefährte geöffnet hatte.
»Filii noctis«, las sie vor und übersetzte. »Kinder der Nacht.«
Der Rest der Seite war leer.
»Was soll das bedeuten?«
Zamorra hob die Schultern. »Keine Ahnung. Könnte ein Kult sein oder…«
Ein kurzer Schrei unterbrach ihn.
Nicole lief auf den Gang hinaus, während der Dämonenjäger das Programm beendete und ungeduldig den Computer herunterfuhr. Erst dann warf er die Tür hinter sich ins Schloss und folgte seiner Gefährtin zur Treppe.
Als er dort ankam, kniete sie bereits am Fuß der Stufen neben einem reglosen Körper. Zamorra erkannte den Jungen sofort. Es war ein Inder namens Prasad, der ihn nach dem Geschichtsunterricht mit einer Flut von Fragen bombardiert hatte.
Einige Schüler standen schweigend um den Jungen herum. In ihren dunklen Schuluniformen wirkten sie wie
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