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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Okay?«
    »Nein. Der Schlüssel ist nämlich weg.«
    »Und Sie glauben, daß Jimmy ihn genommen hat.«
    »Nicht unbedingt.« Barbara hob ihre Tasche vom Boden auf und hängte sie sich über die Schulter. »Sagen Sie, Mrs. Cooper«, meinte sie abschließend, obwohl sie die Antwort auf ihre Frage schon wußte, »gibt es jemanden, der bezeugen kann, wo Sie selbst am Mittwoch abend waren?«

    Jimmy bezahlte für die Chips, die Schokolade und die Cremehütchen. Vorher hatte er bei dem Obstverkäufer, der seinen Stand am Island-Gardens-Bahnhof hatte, zwei Bananen, einen Pfirsich und eine Nektarine geklaut, während eine alte Ziege mit dünnem blauem Haar und babyrosa Kopfhaut sich über den Preis der Sprossen aufgeregt hatte. Als ob ein vernünftiger Mensch solches Karnickelfutter überhaupt anrühren würde.
    Er hatte Geld genug. Er hätte für das Obst bezahlen können. Jean hatte ihm am Morgen zehn Pfund in die Hand gedrückt und gesagt, er solle Stan und Shar etwas Schönes »spendieren«. Aber Bananen, Pfirsiche und Nektarinen gehörten nicht zu den Dingen, die man »spendierte«, und außerdem war es bei diesem Diebstahl ums Prinzip gegangen. Der Obstverkäufer war ein Ekel erster Güte. »Pack«, pflegte er zu knurren, wenn man seinen blöden Tomaten ein bißchen zu nahe kam. »Haut ab! Sucht euch lieber eine ordentliche Arbeit, statt hier rumzulungern.« Es war daher Ehrensache unter den Jungen der George-Green-Gesamtschule, diesem alten Nörgler möglichst viel Obst und Gemüse zu klauen.
    Doch gegen den Alten, der das Island Gardens Café führte, hatte Jimmy nichts. Als sie daher in dem niedrigen Bau am Rand des Parks standen, Shar nach Chips und einer Tafel Schokolade verlangte und Stan stumm auf die Cremehütchen deutete, schob Jimmy bereitwillig eine Fünf-Pfund-Note über die Theke und wußte im ersten Moment nicht, wie er reagieren sollte, als der Alte ihm die Hand tätschelte und sagte: »Schöner Tag für einen Ausflug, was, Kleine?« Zuerst glaubte er, der Alte sei schwul und versuche, mit ihm anzubandeln. Aber als der Alte ihm das Wechselgeld gab, sah er ihn sich näher an und erkannte an dem milchigen, weißen Film, der seine Augäpfel überzog, daß der arme Kerl fast blind war. Er hatte vage Jimmys langes Haar wahrgenommen und Sharons Stimme gehört und geglaubt, mit einem jungen Mädchen zu flirten.
    Auf der Fahrt durch das Hafenviertel von Crossharbour zum Fluß hinunter hatten sie schon zwei Brote mit Eiersalat und eine Fleischpastete verdrückt. Die Fahrt war nicht lang, nur zwei Stationen, aber die Zeit hatte ihnen gereicht, um die Brote zu verschlingen und mit zwei Cola und einer Fanta nachzuspülen. Shar hatte gesagt: »Ich glaub, im Zug darf man nicht essen, Jimmy.« Worauf Jimmy erwidert hatte: »Dann laß es doch, wenn du Schiß hast.« Er hatte in sein Brot gebissen und mit. offenem Mund direkt neben ihrem Ohr gekaut. »Schmatz, schmatz, schmatz«, hatte er mit vollem Mund genuschelt.
    »Wenn man zu langsam ißt, schnappen sie einen, und man kommt ins Erziehungsheim. Schau, Shar, da sind sie schon und wollen uns holen!« Sie packte kichernd ihr Brot aus. Sie hatte jedoch nur die Hälfte gegessen und den Rest aufgehoben.
    Jetzt saß er an einem Tisch im Freien vor dem Island Gardens Café und beobachtete sie mit zusammengekniffenen Augen. Undeutlich konnte er erkennen, daß sie die zwei zusammengeklappten Brotscheiben auseinandergenommen hatte und das Ei sorgfältig mit einer Papierserviette wegwischte. Und nun begann sie auf der Ufermauer, ungefähr dreißig Meter von seinem Sitzplatz entfernt, reihenweise Brotkrumen auszulegen. Als sie damit fertig war, rannte sie über den Rasen zurück und nahm ihren Feldstecher aus dem Lederfutteral.
    »Das sind doch viel zu viele Leute«, sagte Jimmy. »Da kommen höchstens Tauben, Shar.«
    »Auf dem Wasser sind aber Möwen. Massenhaft.«
    »Na und? Möwe ist Möwe.«
    »Nein. Es gibt solche Möwen und solche«, entgegnete sie.
    »Man muß nur Geduld haben.«
    Sie holte ein kleines, hübsch gebundenes Büchlein aus ihrem Rucksack, schlug es auf und schrieb in sauberen Druckbuchstaben Tag und Monat auf eine neue Seite. Jimmy wandte sich ab. Ihr Vater hatte ihr das Büchlein zu Weihnachten geschenkt, dazu drei Vogelbücher und einen kleineren, aber besseren Feldstecher. »Mit dem kannst du richtig beobachten, Shar«, hatte er gesagt. »Wollen wir den mal zusammen ausprobieren, hm? Wir könnten nach Hampstead rausfahren und sehen, was da auf der Heide so

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