Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
reden.«
    »War er auch wütend?« Als Jean ihr einen scharfen Blick zuwarf, meinte Barbara betont neutral: »Sie sagten doch eben, er hatte seine Kleider im Zimmer herumgeschmissen. Das klingt mir nach Wut. War er wütend?«
    »Klar, wie jedes Kind eben in so einem Fall.«
    Barbara drückte ihre Zigarette aus und überlegte einen Moment, ob sie sich noch eine anzünden sollte. Aber dann ließ sie es bleiben. »Hat Jimmy ein Fahrzeug?«
    »Wozu wollen Sie das wissen?«
    »War er am Mittwoch abend zu Hause? Stan und Sharon hatten die Videos. Er saß mit seiner Enttäuschung da. Ist er zu Hause geblieben, oder ist er weggegangen und hat was unternommen, um sich aufzuheitern? Sie sagten, er war enttäuscht. Er hat doch wahrscheinlich was gebraucht, um über die Enttäuschung hinwegzukommen.«
    »Er kam und ging. Das ist bei ihm immer so. Rein und raus. Immer mit seinen Freunden unterwegs.«
    »Und Mittwoch abend? War er da auch mit seinen Freunden zusammen? Um welche Zeit kam er nach Hause?«
    Jean stellte ihren Becher auf den Tisch. Sie schob die linke Hand in die Tasche ihres Hauskittels. Draußen auf der Straße rief eine Frau: »Sandy, Paulie, heimkommen. Es gibt Tee.«
    »Ist er überhaupt nach Hause gekommen, Mrs. Cooper?« fragte Barbara.
    »Natürlich«, antwortete sie. »Nur die Zeit weiß ich nicht. Ich hab geschlafen. Der Junge hat seinen eigenen Schlüssel. Er kommt und geht, wie er will.«
    »Und am Morgen, als Sie aufgestanden sind, war er da?«
    »Wo hätte er denn sonst sein sollen? In der Mülltonne?«
    »Und heute? Wo ist er heute? Wieder mit seinen Freunden unterwegs? Wer sind übrigens seine Freunde? Wir brauchen ihre Namen. Besonders von denen, mit denen er am Mittwoch zusammen war.«
    »Er ist mit Stan und Shar irgendwo hingegangen.« Mit einer Kopfbewegung wies sie auf die Müllsäcke. »Damit sie nicht sehen müssen, wie wir die Sachen ihres Vaters wegpacken.«
    »Irgendwann muß ich mit ihm sprechen«, sagte Barbara. »Es wäre einfacher, wenn das jetzt ginge. Können Sie mir nicht sagen, wo er ist?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Und wann kommt er zurück?«
    »Was kann er denn schon sagen, was Sie nicht von mir erfahren können?«
    »Er könnte mir sagen, wo er am Mittwoch abend war, und um welche Zeit er nach Hause gekommen ist.«
    »Ich versteh nicht, was Ihnen das nützen soll.«
    »Er könnte mir sagen, was sein Vater mit ihm gesprochen hat.«
    »Das hab ich Ihnen doch schon gesagt. Er hat die Reise abgeblasen.«
    »Aber Sie haben mir nicht gesagt, warum.«
    »Was spielt das schon für eine Rolle?«
    »Es würde vielleicht etwas darüber aussagen, wer gewußt haben kann, daß Ihr Mann nach Kent fuhr.« Barbara beobachtete Jean Coopers Reaktion. Sie war kaum wahrnehmbar, eine plötzliche fleckige Rötung der Haut im Ausschnitt ihres Hauskittels. Die Farbe stieg nicht höher. Barbara sagte: »Wie ich hörte, waren Sie ab und zu am Wochenende dort draußen, als Ihr Mann noch für Kent spielte. Sie und die Kinder.«
    »Und?«
    »Sind Sie da immer selbst rausgefahren? Oder hat Ihr Mann Sie abgeholt?«
    »Wir sind selbst rausgefahren.«
    »Und wenn er bei Ihrer Ankunft nicht da war? Hatten Sie Ihren eigenen Schlüssel?«
    Jean richtete sich auf. Sie drückte ihre Zigarette aus. »Ich verstehe«, sagte sie. »Ich weiß, was Sie sagen wollen. Wo war Jimmy Mittwoch abend? Ist er überhaupt nach Hause gekommen? War er wütend darüber, daß seine Ferienreise ins Wasser gefallen war? Und, wenn ich fragen darf, ist es möglich, daß er die Schlüssel zum Haus geklaut hat, schnell mal nach Kent rausgedüst ist und seinen Vater umgebracht hat?«
    »Eine interessante Frage«, stellte Barbara fest. »Ich hätte gar nichts dagegen, wenn Sie sich dazu äußerten.«
    »Er war hier! Zu Hause!«
    »Aber Sie können mir nicht sagen, um welche Zeit.«
    »Außerdem gibt es überhaupt keinen Schlüssel, den man klauen kann. Und es hat ihn auch nie gegeben.«
    »Wie sind Sie dann ins Haus hineingekommen, wenn Ihr Mann nicht da war?«
    Jean hielt verblüfft inne. »Was?« sagte sie. »Wann?«
    »Wenn Sie an den Wochenenden nach Kent gefahren sind.
    Wie sind Sie da ins Haus gekommen, wenn Ihr Mann nicht da war?«
    Jean zog erregt am Halsausschnitt ihres Kittels. Aus irgendeinem Grund schien sie das zu beruhigen, denn sie hob den Kopf und sagte: »Es lag immer ein Schlüssel im Schuppen hinter der Garage. Mit dem haben wir aufgesperrt.«
    »Wer wußte von diesem Schlüssel?«
    »Keine Ahnung. Wir alle.

Weitere Kostenlose Bücher