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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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der Flasche trinken?« Er legt die Nägel nach Größe in ihre Kästchen. Er packt seinen Hammer weg und fegt das Sägemehl von der Werkbank in den Mülleimer. »Erforschung und Versuch, würde ich sagen. Er schaut sich die neue Behausung an, stößt auf die Wasserflasche, untersucht sie mit Hilfe seiner Nase. Aber er war ja schon früher einmal im Käfig. Er weiß wahrscheinlich sowieso, was er da zu erwarten hat.«
    Wir beobachten das Kaninchen, ich von meinem Stuhl in der Küche aus, Chris von der Werkbank aus. Das heißt, Chris beobachtet das Kaninchen. Ich beobachte Chris.
    Ich sage: »In letzter Zeit ist es ziemlich ruhig, nicht? Das Telefon hat seit Tagen nicht geläutet.«
    Er nickt. Wir lassen beide den Anruf außer acht, den er vor einer Stunde bekommen hat, weil wir wissen, wovon ich spreche. Nicht von Freundschaftsanrufen und nicht von geschäftlichen Anrufen. Ich spreche von ARM-Anrufen. Er streicht mit der Hand über die vordere Kante des Verschlags, findet eine rauhe Stelle, rückt ihr mit Schmirgelpapier zuleibe.
    »Ist denn nichts Neues geplant?« frage ich.
    »Nur Wales.«
    »Und was ist das?«
    »Beagle-Zwinger. Wenn unsere Einheit sich die vornimmt, werde ich ein paar Tage weg sein.«
    »Und wer entscheidet das?« frage ich. »Ob ihr sie euch vornehmt, meine ich.«
    »Ich.«
    »Dann mach das doch.«
    Er sieht mich an. Er wickelt das Schmirgelpapier um seinen Finger, zieht es fest, lockert es, betrachtet die Röhre, die entstanden ist, rollt sie auf der offenen Hand hin und her.
    »Ich komm schon zurecht«, sage ich. »Keine Sorge. Mir fehlt nichts. Du kannst Max bitten, vorbeizukommen. Er kann die Hunde ausführen, und hinterher spielen wir Karten.«
    »Mal sehen.«
    »Wann mußt du entscheiden?«
    Er legt das Schmirgelpapier weg. »Das hat Zeit.«
    »Aber die Beagles ... Chris, und wenn sie sie verschicken?«
    »Das tun sie doch dauernd.«
    »Dann mußt du -«
    »Wir werden sehen, Livie. Wenn ich's nicht mache, macht's ein anderer. Keine Angst. Die Hunde wandern nicht ins Labor.«
    »Aber du bist der Beste. Besonders bei Hunden. Und die Leute in dem Betrieb werden bestimmt doppelt so wachsam sein, wenn die Hunde das Alter erreichen, in dem sie versandt werden können. Das muß jemand machen, der wirklich gut ist. Der Beste eben.«
    Er schaltet das Neonlicht über der Werkbank aus. Felix rumort in seinem Verschlag. Chris kommt in die Küche.
    »Wirklich, Chris, du brauchst nicht auf mich aufzupassen«, sage ich. »Das hasse ich. Da komme ich mir wie der letzte Versager vor.«
    Er setzt sich und nimmt meine Hand, dreht sie in der seinen herum und betrachtet meine Handfläche. Er beugt die Finger, um sie zu schließen, und sieht mir zu, wie ich sie öffne. Wir wissen beide, wie stark ich mich konzentrieren muß, um eine fließende Bewegung zustande zu bringen.
    Als meine Finger wieder gestreckt sind, bedeckt er meine Hand, so daß sie ganz zwischen seinen beiden Händen eingeschlossen ist. »Ich habe zwei neue Mitglieder in der Einheit, Livie. Ich bin nicht sicher, ob sie für so eine Sache wie Wales schon reif sind. Und ich werde kein Risiko eingehen, nur um meine Eitelkeit zu befriedigen.« Er drückt meine Hand. »Das ist der Grund. Mit dir hat das nichts zu tun. Oder mit dem hier. In Ordnung?«
    »Neue Mitglieder?« sage ich. »Das hast du mir gar nicht erzählt.« Früher einmal hätte ich es erfahren. Wir hätten darüber gesprochen.
    »Ich hab's wahrscheinlich vergessen. Sie sind seit ungefähr sechs Wochen bei mir.«
    »Und wer?«
    »Ein junger Kerl namens Paul. Und seine Schwester. Amanda.«
    Er sieht mich so unverwandt an, daß ich erkenne, daß sie die Frau ist. Amanda. Ihr Name scheint wie ein Schleier zwischen uns zu schweben.
    Ich würde gern sagen: Amanda - was für ein hübscher Name! Ich würde gern unbekümmert hinzufügen, sie ist deine Auserwählte, nicht? Erzähl. Wie habt ihr euch ineinander verliebt? Wie lange hat's gedauert, bis ihr das erstemal miteinander geschlafen habt?
    Ich hätte gern, daß er Livie! sagt und sich ein bißchen windet, damit ich dann mahnen kann: Aber verstößt du damit nicht gegen einige deiner eigenen Regeln? Ich möchte sagen: Ist es nicht so, daß die Organisation jegliche persönliche Beziehung verbietet? Hast du selbst mir das nicht immer wieder gepredigt? Und ist es einer Beziehung nicht hinderlich, daß die Mitglieder einer Einheit - ach was, die Mitglieder der ganzen verdammten Gruppe - nur die Vornamen der anderen wissen? Oder habt ihr beide

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