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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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war.
    Dieser erste Überfall, den ich mitmachte, richtete sich gegen eine neuere Universität etwa zwei Autostunden von London entfernt, wo an einer Studie über Verletzungen des Rückenmarks gearbeitet wurde. Chris hatte sieben Wochen lang einen seiner Spezialisten dort gehabt. Wir rückten mit vier Autos und einem kleinen Lieferwagen an. Während die Wachtposten sich aufs Gelände schlichen, um die Sicherheitsbeleuchtung abzuschalten, hockten wir anderen im Schutz einer Eibenhecke und konzentrierten uns auf Chris' letzte Anweisungen.
    Erstes Ziel seien die Tiere, erklärte er. Zweites Ziel sei der Forschungsapparat. Die Tiere seien zu befreien, das Labor und die Unterlagen zu vernichten. Das zweite Ziel jedoch sollten wir erst dann in Angriff nehmen, wenn das erste erreicht war. Wir sollten alle Tiere mitnehmen. Die Entscheidung, welche behalten werden konnten, werde später fallen.
    »Behalten?« flüsterte ich. »Aber Chris, sind wir denn nicht hier, um sie alle zu retten? Wir bringen doch nicht etwa einige wieder zurück?«
    Er ignorierte mich und zog sich seine Maske über das Gesicht. Sobald die Sicherheitsbeleuchtung ausging, sagte er: »Jetzt«, und schickte die erste Welle los: die Befreier.
    Ich kann sie noch heute vor mir sehen, von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidete Gestalten, die wie Tänzer durch die Dunkelheit huschten. Sie liefen über den Hof und hielten sich dabei im tieferen Schatten der Bäume. Wir verloren sie aus den Augen, als sie um das Gebäude herum nach hinten liefen. Chris hielt den Strahl einer Taschenlampe, die ein Mädchen namens Karen abschirmte, auf seine Uhr gerichtet.
    Zwei Minuten vergingen. Ich behielt das Gebäude im Auge. Ein Licht blinkte aus einem Fenster im Erdgeschoß. »Sie sind drin«, sagte ich.
    »Jetzt!« zischte Chris.
    Ich gehörte zur zweiten Welle: den Trägern. Mit Transportkäfigen ausgerüstet, rannten wir geduckt über den Hof. Als wir das Gebäude erreichten, waren bereits zwei Fenster geöffnet. Hände griffen nach uns, zogen uns hinein. Es war ein Büro mit Büchern, Akten, einem Computer mit Drucker, mit großen graphischen Darstellungen und Karten an den Wänden. Wir huschten hinaus in einen Korridor. Links von uns blinkte einmal kurz ein Licht. Die Befreier waren schon im Labor.
    Die einzigen Geräusche waren unser keuchendes Atmen, das Klirren von Käfigen, die geöffnet wurden, das dünne Schreien der Katzen. Taschenlampen leuchteten auf und erloschen sogleich wieder; brannten nur so lange, bis man geprüft hatte, ob in einem Käfig ein Tier war. Die Befreier holten Katzen und Kätzchen heraus. Die Träger rannten mit den Transportbehältern aus Karton zum offenen Fenster. Und die Empfänger - die letzte Welle unserer Einheit - stürmten mit den Transportkäfigen lautlos zurück zu den Autos und dem Lieferwagen. Die ganze Operation sollte, wenn alles nach Plan ging, keine zehn Minuten dauern.
    Chris kam als letzter herein. Er brachte die Farbe, den Sand, den Honig. Während die Träger wieder in der Nacht verschwanden und sich zu den Empfängern bei den Autos gesellten, vernichteten er und die Befreier den Forschungsapparat, Sie gestatteten sich zwei Minuten für die Papiere, die Schaubilder, die Computer und Akten. Als die Zeit um war, kletterten sie aus dem Fenster und schossen über den Hof. Das Fenster hinter ihnen war geschlossen, verriegelt wie zuvor. Während wir am Rand des Hofs warteten - wieder im Schutz der Hecke -, erschienen die Wachtposten, die hinter dem Gebäude gewesen waren. Sie glitten in die Schatten unter den Bäumen und gesellten sich zu uns.
    »Eine Viertelstunde«, flüsterte Chris. »Zu langsam.«
    Er nickte uns zu, und wir folgten ihm zwischen den Gebäuden hindurch zurück zu den Autos. Die Empfänger hatten die Tiere schon in Chris' Lieferwagen geladen und waren verschwunden.
    »Dienstag abend«, sagte Chris leise. »Praktische Übung.«
    Er stieg in den Lieferwagen und zog sich die Maske vom Gesicht. Ich setzte mich neben ihn. Wir warteten, bis die anderen Autos in verschiedene Richtungen abgebraust waren. Dann ließ Chris den Motor an, und wir fuhren Richtung Südwesten.
    »Genial! Einfach genial!« rief ich. Ich neigte mich zu ihm hinüber. Ich zog ihn zu mir und küßte ihn. Er richtete sich auf und heftete den Blick auf die Straße. »Das war einfach genial. Das war unglaublich. Gott! Hast du uns gesehen? Hast du das gesehen, sag? Wir waren überhaupt nicht aufzuhalten!« Ich lachte und klatschte in die Hände. »Wann

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