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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sich hin, die ihm wie lästige Mücken im Kopf herumschwirrten, seit er aus seinem Büro weggegangen war. Er hatte versucht, sie mit mehrmaligem raschen Deklamieren des Eröffnungsmonologs aus Richard III. zu vertreiben, aber jedesmal, wenn er seinen Gedanken befahl, unterzutauchen, weil nun gleich George auftreten würde, der hinterhältige Herzog von Clarence, kehrte die verflixte Melodie unweigerlich wieder.
    Erst als er in Helens Haus war und die Stufen zu ihrer Wohnung hinauflief, wurde ihm bewußt, welcher Quelle diese musikalische Quälerei entsprang. Und da mußte er denn doch lächeln angesichts der Fähigkeit des Unbewußten, über ein Medium zu kommunizieren, das er schon seit Jahren aus seinem Leben gestrichen hatte. Er verstand sich als Liebhaber klassischer Musik, vorzugsweise russischer klassischer Musik. Rod Stewarts »Tonight's the Night« hätte er bewußt sicherlich niemals gewählt, um die Bedeutsamkeit dieses Abends zu charakterisieren. Auch wenn der Schlager ausgezeichnet paßte. Wie übrigens auch Richards Monolog. Denn genau wie Richard hatte auch er Pläne geschmiedet, die, wenn auch keineswegs gefährlich, alle dazu gedacht waren, zu ein und demselben Ziel zu führen. Das Konzert, ein spätes Abendessen, ein nächtlicher Spaziergang zu dem ruhigen, schummrigen Restaurant in der Nähe der King's Road, in dessen Bar, wie man zuverlässig wußte, die musikalische Untermalung von einer Harfenistin besorgt wurde, die nicht mit ihrem Instrument zwischen den Tischen umherwanderte und Gespräche störte, die von entscheidender Bedeutung für die eigene Zukunft waren ... Ja, Rod Stewart war vielleicht passender als Richard III. samt all seinen Plänen. Denn in der Tat war der heutige Abend der Abend.
    »Helen?« rief er, als er die Tür schloß. »Bist du fertig, Liebling?«
    Keine Antwort. Er runzelte die Stirn. Erst heute morgen um neun hatte er mit ihr gesprochen und ihr gesagt, daß er sie um Viertel nach sieben abholen würde. Das ließ ihnen eine Dreiviertelstunde Zeit für eine Fahrt von zehn Minuten, aber er kannte Helen gut genug, um zu wissen, daß er ihr bei ihren Vorbereitungen für abendliche Unternehmungen einen großzügigen Spielraum für Irrtümer und Unschlüssigkeiten einräumen mußte. Doch normalerweise meldete sie sich immerhin, rief:
    »Hier, Tommy« aus dem Schlafzimmer, wo er sie unfehlbar in der Qual der Wahl zwischen sechs oder acht Paar Ohrringen vorfand.
    Er machte sich also auf die Suche nach ihr und entdeckte sie im Wohnzimmer, ermattet auf dem Sofa ausgestreckt, von einem Berg grüngoldener Einkaufstüten umgeben, deren Aufdruck ihm wohlbekannt war. Sie, die bei der Wahl ihres Schuhwerks beharrlich alle Aspekte der Vernunft ignorierte, litt nach strapaziöser Jagd auf Schnäppchen und modischen Pfiff offensichtlich Höllenqualen. Einen angewinkelten Arm hatte sie über den Kopf gelegt, und als er ein zweites Mal leise ihren Namen rief, stöhnte sie nur.
    »Es war wie im Krieg«, begann sie dann zu jammern. »Ehrlich, ich habe noch nie solche Menschen bei Harrods erlebt. Wie die Raubtiere. Ach was, das Wort reicht gar nicht aus, um die Frauen zu beschreiben, gegen die ich mich wehren mußte, um mich wenigstens zur Unterwäsche durchzuboxen. Zur Unterwäsche, Tommy! Man hätte meinen können, sie stritten sich um eine limitierte Zuteilung aus dem Quell der ewigen Jugend.«
    »Sagtest du nicht, daß du heute bei Simon arbeitest?« Lynley ging zum Sofa, hob ihren Arm an, küßte sie und ließ ihren Arm wieder an seinen Platz sinken. »Ich dachte, er hätte wahnsinnig viel zu tun, um das Gutachten für irgendeinen Prozeß vorzubereiten.«
    »Ja, stimmt schon. Er hatte wirklich eine Menge zu tun. Es ging um irgendwelche Sensibilisatoren in Gel-Wasser-Sprengstoffen. Amine, Aminosäuren, Silikongel, Zelluloseplättchen und dergleichen mehr. Wir konnten nicht mal Mittagspause machen, weil es ihm so unter den Nägeln brannte. Um halb drei hatte ich restlos genug. Keine Mittagspause! Also wirklich!«
    »Ja, das ist in der Tat unmenschlich«, sagte Lynley. Er hob ihre Beine, setzte sich und legte sich ihre Füße auf den Schoß.
    »Bis halb vier habe ich den Zirkus mitgemacht und am Bildschirm gesessen, bis ich fast blind war, aber dann bin ich einfach gegangen - halb verhungert, wohlgemerkt.«
    »Und bist halb verhungert, wie du warst, direkt zu Harrods gewankt.«
    Sie hob den Arm, warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu und ließ den Arm wieder fallen. »Ich habe dabei nur an

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