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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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dich gedacht.«
    »Ach? Wie das?«
    Mit schwacher Hand wies sie auf die Einkaufstüten, die sie umgaben. »Da. Das.«
    »Das was?«
    »Die Einkäufe.«
    Verständnislos starrte er die Tüten an. »Du hast für mich eingekauft?« fragte er, während er überlegte, wie solch ungewöhnliches Verhalten zu interpretieren war. Es war nicht etwa so, daß Helen ihn nicht ab und zu mit einer witzigen Kleinigkeit überraschte, die sie in der Portobello Road oder der Berwick Street ergattert hatte, aber eine solche Großzügigkeit ... Er musterte sie verstohlen und fragte sich, ob sie, seine Absichten vorausahnend, eigene Pläne gemacht hatte.
    Seufzend schwang sie die Füße auf den Boden. Sie begann raschelnd in den Tüten zu kramen, legte eine, die voller Seidenpapier zu sein schien, beiseite, dann eine zweite mit Kosmetika, durchwühlte eine dritte und eine vierte und sagte endlich: »Ah, da ist er ja.« Sie reichte ihm die Tüte und setzte mit der Bemerkung: »Ich habe auch so einen« ihre Suche fort.
    »Einen was?«
    »Sieh doch mal nach.«
    Er zog zunächst einen Berg Seidenpapier heraus, der ihn zu der Überlegung veranlaßte, in welchem Maß die Firma Harrods zur Rodung der Wälder dieses Planeten beitrug. Dann begann er aufzureißen und auszupacken und starrte schließlich sprachlos auf einen marineblauen Trainingsanzug in seinen Händen.
    »Ist der nicht toll?« fragte Helen.
    »Absolut«, sagte er. »Danke dir, Darling. Er ist genau das, was ich ...«
    »Du kannst ihn doch gebrauchen, nicht?« Sie erhob sich aus den Bergen von Papier und Tüten und hielt triumphierend einen zweiten Trainingsanzug in die Höhe, ebenfalls marineblau, aber mit Weiß abgesetzt. »Man sieht sie jetzt ja überall.«
    »Trainingsanzüge?«
    »Jogger. Die sich fit halten. Im Hydepark. In Kensington Gardens. Am Embankment. Es wird Zeit, daß wir uns dem Trend anschließen. Das wird doch lustig!« »Joggen?«
    »Klar. Joggen. Es ist ideal. Bewegung an der frischen Luft, wenn man den ganzen Tag in der Bude gesessen hat.«
    »Du glaubst, wir sollen nach der Arbeit rennen? Abends?«
    »Oder auch vorher.«
    »Du meinst, in aller Herrgottsfrühe?«
    »Oder mittags. Oder zur Teezeit. Anstelle des Mittagessens. Anstelle von Tee. Wir werden nicht jünger, und es wird langsam Zeit, daß wir etwas unternehmen, um dem Altern entgegenzutreten.«
    »Du bist dreiunddreißig, Helen!«
    »Und zum Schwabbeln verdammt, wenn ich jetzt nicht handle.« Sie machte sich wieder über die Einkaufstüten her.
    »Schuhe habe ich auch gleich mitgenommen. Sie müssen hier irgendwo sein. Ich wußte deine Größe nicht genau, aber wir können sie jederzeit umtauschen. Verflixt, wo sind sie denn ... Ah, hier!« Sie hielt sie ihm mit Siegermiene vors Gesicht. »Es ist noch früh. Wir könnten uns schnell umziehen und draußen ein paar Runden um den Platz drehen. Das regt den Appetit -« Sie hob den Kopf mit einem Gesichtsausdruck, als sei ihr plötzlich etwas eingefallen. Zum erstenmal schien sie seinen Aufzug bewußt wahrzunehmen - den Smoking, die Schleife, die glänzenden Schuhe. »Ach, du meine Güte. Heute abend - wir wollten ja ... heute abend ...« Sie wurde blutrot und sagte hastig:
    »Tommy, Darling. Wir haben was vor, nicht?«
    »Du hattest es vergessen.«
    »Ganz und gar nicht. Wirklich. Es ist nur so, daß ich nichts gegessen habe. Ich habe keinen Bissen zu mir genommen.«
    »Keinen einzigen Bissen? Du hast dich nicht irgendwo zwischen Simons Labor, Harrods und zu Hause gestärkt? Wieso fällt es mir schwer, das zu glauben?«
    »Ich habe lediglich eine Tasse Tee getrunken.« Als er skeptisch eine Augenbraue hochzog, fügte sie hinzu: »Na gut. Vielleicht ein oder zwei kleine Teilchen bei Harrods. Aber es waren wirklich nur zwei winzige Eclairs, und du weißt doch, wie die sind. Bestehen praktisch nur aus Luft.«
    »Meiner Erinnerung nach sind sie gefüllt. Mit - was ist es gleich? Pudding? Schlagsahne?«
    »Ein Tröpfchen«, behauptete sie. »Ein lächerliches Teelöffelchen voll. Das zählt doch überhaupt nicht. Eine ordentliche Mahlzeit ist das jedenfalls nicht. Ich kann mich glücklich preisen, daß ich noch unter den Lebenden weile, nach all diesen Entbehrungen.«
    »Da müssen wir wirklich etwas unternehmen.«
    Ihr Gesicht hellte sich auf. »Wir gehen essen, stimmt's? Wunderbar. Ich hab's mir doch gedacht. Und es muß was ganz Schickes sein, wenn du dir sogar die Fliege angetan hast, die du so haßt.« Mit neu erwachter Energie richtete sie sich auf. »Da

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