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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ist es ja eigentlich ein Glück, daß ich nichts gegessen habe, nicht wahr? Jetzt kann ich das Essen richtig genießen.«
    »Das ist wahr. Aber erst danach.«
    »Wonach?«
    Er griff nach seiner Taschenuhr und klappte den Deckel auf.
    »Es ist fünf vor halb acht, und wir haben nur bis acht Uhr Zeit. Wir müssen los.«
    »Wohin denn?«
    »In die Albert Hall.«
    Helen riß die Augen auf.
    »Die Philharmonie, Helen. Ich habe sozusagen meine Seele verkauft, um an die Karten zu kommen. Strauß. Und noch mal Strauß. Und wenn du ihn über hast, wieder Strauß. Na, kommt dir das bekannt vor?«
    Sie strahlte. »Tommy! Strauß? Du gehst mit mir in ein Strauß-Konzert? Kein Trick? Nach der Pause kommt nicht Strawinsky? Le Massacre du Printemps oder etwas ähnlich Scheußliches?«
    »Strauß«, beteuerte Lynley. »Vor und nach der Pause. Und danach gehen wir essen.«
    »Thailändisch?« fragte sie gierig.
    »Thailändisch«, bestätigte er.
    »Mein Gott, das ist ja ein Abend wie im Paradies«, rief sie. Sie nahm ihre Schuhe und einen Armvoll Einkaufstüten. »Gib mir nur zehn Minuten.«
    Lächelnd sammelte er die restlichen Tüten ein. Es lief alles nach Plan.
    Er folgte ihr aus dem Wohnzimmer durch den Korridor. Ein flüchtiger Blick in die Küche genügte, um zu sehen, daß Helens hausfraulicher Ehrgeiz nach wie vor gleich null war. Auf der Arbeitsplatte stapelte sich ungespült das Frühstücksgeschirr. Das rote Lämpchen der Kaffeemaschine glühte noch immer. Der Kaffee selbst war längst verdampft, hatte nur auf dem Grund der Glaskanne einen dunkelbraunen Fleck hinterlassen und in Küche und Flur einen durchdringenden Geruch.
    »Lieber Himmel, Helen«, sagte er. »Riechst du das eigentlich nicht? Du hast den ganzen Tag die Kaffeemaschine angelassen.«
    An der Tür zum Schlafzimmer blieb sie stehen. »Ach was? Wie blöd. Diese Dinger sollten sich wirklich selbständig ausschalten.«
    »Ah, ja, und die Teller sollen wohl auch von selbst in die Geschirrspülmaschine marschieren?«
    »Das wäre jedenfalls sehr entgegenkommend von ihnen.« Sie verschwand im Schlafzimmer.
    Er hörte, wie sie ihre Tüten zu Boden fallen ließ. Er selbst legte seine auf den Tisch in der Küche, zog sein Jackett aus, schaltete die Kaffeemaschine ab und ging zur Arbeitsplatte hinüber. Wasser und Spülmittel - und innerhalb von zehn Minuten war die Küche sauber und aufgeräumt, wenn auch die Kaffeekanne erst einmal gründlich eingeweicht werden mußte. Er ließ sie im Spülbecken stehen.
    Als er ins Schlafzimmer trat, stand Helen in einem pfauenblauen Morgenmantel neben ihrem Bett und sah mit nachdenklich geschürzten Lippen auf drei Ensembles hinunter, die sie zusammengestellt hatte. »Welches davon drückt für dich am ehesten ›Blaue Donau‹ plus thailändische Gaumenfreuden aus?«
    »Das Schwarze.«
    »Hm.« Sie trat einen Schritt zurück. »Ich weiß nicht, Darling. Ich finde -«
    »Das Schwarze ist wunderbar, Helen. Zieh es an. Kämm dir die Haare. Laß uns gehen. In Ordnung?«
    Sie klopfte sich mit einem Finger an die Wange. »Ich weiß nicht, Tommy. Man möchte zum Konzert natürlich elegant erscheinen, aber doch wiederum nicht overdressed zum Abendessen. Meinst du nicht, das Schwarze könnte für das eine Spur zu bescheiden sein und für das andere eine Spur zu aufgedonnert?«
    Er nahm das Kleid, zog den Reißverschluß auf und drückte es ihr in die Hand. Er ging zum Toilettentisch. Anders als in der Küche, lag hier jeder Gegenstand so ordentlich an seinem Platz, als handelte es sich um die Instrumente in einem Operationssaal. Er klappte den Deckel ihres Schmuckkastens hoch und nahm eine Kette, Ohrringe und zwei Armreifen heraus. Er holte Schuhe aus dem Schrank. Er kehrte zum Bett zurück, warf Schmuck und Schuhe darauf nieder, drehte die unschlüssige Helen zu sich herum und öffnete den Gürtel ihres Morgenmantels.
    »Puh, bist du heute abend wieder mal schwierig!«
    Sie lachte. »Ja, aber schau, was ich damit erreicht habe. Du ziehst mich aus.«
    Er streifte den Morgenmantel von ihren Schultern. »Du mußt nicht absichtlich schwierig sein, um mich soweit zu kriegen. Aber ich nehme an, das weißt du ganz genau, hm?« Er küßte sie und schob beide Hände in ihr Haar. Es fiel wie kühles Wasser über seine Finger. Er küßte sie noch einmal. Sosehr es ihn auch manchmal frustrierte, sein Herz ihrem Leben ausgesetzt zu sehen, liebte er es dennoch immer wieder, sie zu berühren, ihren pudrigen Duft zu riechen, ihren Mund zu

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