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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Fleming niemals vergessen würde.
    Frag sie was, ermahnte sie sich. Stell ihnen die Fragen, die jeder stellen würde. Du mußt. Du mußt einfach.
    Wer hat ihn gefunden? Wo war er? War er nackt, wie jetzt? Warum sieht er so friedlich aus? Wie ist er gestorben? Wann? War sie bei ihm? Ist ihre Leiche auch hier?
    Aber statt dessen trat sie einen Schritt näher an die Trage heran und dachte, wie sehr sie die klaren Linien seiner Schlüsselbeine liebte und die Muskeln seiner Schultern und Arme. Sie erinnerte sich an seinen harten, flachen Bauch, an das Haar, das rauh und voll um seinen Penis wuchs, an seine Schenkel, die sehnig waren wie die eines Läufers, an seine schlanken Beine. Sie dachte an den zwölfjährigen Jungen, der er einmal gewesen war, wie er damals, beim allerersten Mal hinter den Kistenstapeln auf der Invicta Wharf, an ihrem Höschen gefummelt hatte. Sie dachte an den Mann, der er geworden war, und die Frau, die sie war, und wie selbst an dem Nachmittag, als er mit seinem schnittigen Wagen nach Cubitt Town gekommen war und sich mit ihr in die Küche gesetzt und eine Tasse Tee getrunken und das Wort Scheidung ausgesprochen hatte, das sie seit vier Jahren erwartete, wie selbst da noch ihre Finger einander fanden und festhielten wie blinde Wesen mit einem eigenen Willen.
    Sie dachte an die gemeinsamen Jahre - Kenny und Jean -, die sie beharrlich wie hungrige Hunde den Rest ihres Lebens verfolgen würden. Sie dachte an die Jahre ohne ihn, die sich wie ein langes Band aus Schmerz und Trauer vor ihr wanden. Sie wollte seinen toten Körper packen und zu Boden schleudern und ihm mit dem Absatz ihres Schuhs ins Gesicht treten. Sie wollte ihre Nägel in seine Brust krallen und mit Fäusten auf seinen Hals einschlagen. Der Haß erfüllte dröhnend ihren Kopf und umklammerte ihre Brust und sagte ihr, wie sehr sie ihn immer noch liebte. Weswegen sie ihn um so stärker haßte. Weswegen sie wünschte, er könnte noch einmal sterben und noch einmal bis in alle Ewigkeit, immer wieder.
    Sie sagte: »Ja«, und trat von der Bahre zurück.
    »Es ist Kenneth Fleming?« fragte Sergeant Coffman.
    »Ja.« Jeannie wandte sich ab. Sie löste Sergeant Coffmans Hand von ihrem Arm. Sie schob ihre Handtasche hinauf, so daß der Henkel genau in ihrer Ellbogenbeuge ruhte. Sie sagte: »Ich hätte gern ein paar Zigaretten. Es gibt wohl nicht zufällig einen Tabakladen hier?«
    Sergeant Coffman sagte, sie würde sich um Zigaretten kümmern, sobald es ging. Es müßten noch Papiere unterzeichnet werden. Wenn Mrs. Fleming - »Cooper«, korrigierte Jeannie.
    Wenn Mrs. Cooper bitte mitkommen wolle ...
    Der Mann in Grün blieb bei dem Leichnam. Jeannie hörte ihn leise durch die Zähne Atem holen, als er die Trage zu einer herabhängenden Lichtkuppel in der Mitte des Raumes schob. Jeannie glaubte, ihn das Wort »Jesus« murmeln zu hören, aber da hatte sich die Tür schon hinter ihnen geschlossen, und man setzte sie an einen Schreibtisch unter einem Poster mit einem jungen Langhaardackel, der einen kleinen Strohhut aufhatte.
    Sergeant Coffman sagte mit gesenkter Stimme etwas zu ihrem Constable. Jeannie schnappte das Wort »Zigaretten« auf, darum bat sie: »Embassy bitte, wenn's geht«, und schrieb dann dort, wo die Sekretärin säuberlich ein rotes X gemacht hatte, ihren Namen auf die Formulare. Sie wußte nicht, welche Art Formulare das waren oder warum sie sie unterschreiben mußte, ob sie da vielleicht mit ihrer Unterschrift Rechte abtrat oder Genehmigungen vergab. Sie unterzeichnete einfach ein Blatt nach dem anderen, und als sie fertig war, lagen am Schreibtischrand die Embassy-Zigaretten mit einer Schachtel Streichhölzer. Sie zündete sich eine an. Die Sekretärin und der Constable hüstelten diskret. Jeannie inhalierte mit Genuß.
    »Das war's fürs erste«, sagte Sergeant Coffman. »Wenn Sie bitte mitkommen, können wir sie rasch hinausbringen und nach Hause fahren.«
    »Sehr gut«, entgegnete Jeannie. Sie stand auf, steckte Zigaretten und Streichhölzer in ihre Handtasche und folgte Sergeant Coffman in den Korridor hinaus.
    Sie wurden mit Fragen und Blitzlichtern bombardiert, sobald sie ins Freie traten.
    »Es ist also Fleming?«
    »Selbstmord?«
    »Unfall?«
    »Können Sie uns sagen, was geschehen ist? Mrs. Fleming!«
    Cooper, dachte Jeannie. Jean Stella Cooper.

    Inspector Thomas Lynley stieg die Treppe zu dem Haus am Onslow Square hinauf, in dem Lady Helen Clyde ihre Wohnung hatte. Er summte noch immer die gleichen zehn Noten vor

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