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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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dick wurde, wenn man jeden Tag solches Essen zu sich nahm. Die Anstrengung, es vom Teller in den Mund zu befördern, war ungeheuer. Sie taxierte den Ausdruck auf Lynleys Gesicht. Seine Miene war verschlossen. Zu verschlossen. Das gefiel ihr gar nicht. Sie sagte: »Sie machen doch jetzt keinen Rückzieher? Also wirklich, Inspector! Wir haben ein Geständnis!«
    »Ein unvollständiges Geständnis.«
    »Was haben Sie denn in der ersten Runde erwartet?«
    Lynley schob seinen Teller zur Tischmitte. Er sah zu dem Blumenkasten hinunter, auf dem immer noch die Vögel hoffnungsvoll herumhüpften, und warf ihnen ein paar Krümel zu.
    »Inspector ...«
    »Was haben Sie am Mittwoch abend nach der Arbeit getan?« fragte Lynley.
    »Was ich -? Keine Ahnung.«
    »Überlegen Sie. Sie waren im Yard fertig. Sind Sie allein weggegangen? Oder mit einer anderen Person zusammen? Haben Sie Ihr Auto genommen? Oder die U-Bahn?«
    Sie dachte nach. »Winston und ich sind noch einen trinken gegangen«, antwortete sie. »Ins King's Arms.«
    »Was haben Sie getrunken?«
    »Limonade.«
    »Und Nkata?«
    »Weiß ich nicht mehr. Was er immer trinkt.«
    »Und dann?«
    »Dann bin ich nach Hause gefahren, hab mir was zu essen gemacht und mir im Fernsehen einen Film angesehen. Dann bin ich ins Bett.«
    »Aha. Gut. Was war das für ein Film? Um welche Zeit ist er gelaufen? Wann hat er angefangen? Wann war er zu Ende?«
    Sie runzelte die Stirn. »Es muß nach den Nachrichten gewesen sein.«
    »Nach welchen Nachrichten? Auf welchem Sender?«
    »Lieber Himmel, keine Ahnung.«
    »Wer hat in dem Film mitgespielt?«
    »Ich hab den Vorspann nicht gesehen. Niemand besonderes. Außer vielleicht einer von den Redgraves, einer von den jüngeren.«
    »Worum ging es?«
    »Ich glaube, es hatte was mit Kohlebergbau zu tun. Ich weiß nicht mehr. Ich bin eingeschlafen.«
    »Wie hieß der Film?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Sie haben sich einen Film angesehen und können sich weder an seinen Namen noch an die Handlung, noch an die Mitwirkenden erinnern?« fragte Lynley.
    »Richtig.«
    »Erstaunlich.«
    Sein Ton mit dieser Doppelschwingung von selbstverständlicher Überlegenheit und konziliantem Verständnis machte sie wütend. »Wieso? Habe ich die Pflicht, mich zu erinnern? Was ist eigentlich der Zweck dieser Übung?«
    Lynley nickte dem Kellner zu, um ihm anzudeuten, daß er den Teller wegnehmen könne. Barbara fuhr eine letzte Gabel voll widerspenstiger Tagliatelle ein und schob ihren Teller ebenfalls von sich. Der Kellner deckte den Tisch für die Hauptgerichte, die sie bestellt hatten.
    »Es geht um Alibis«, sagte Lynley. »Wer eines hat, und wer keines hat.« Er nahm sich ein frisches Stück focaccia und begann, es zu zerkrümeln wie das andere. Fünf Neuankömmlinge hatten sich zu den Vögeln im Blumenkasten gesellt. Lynley warf ihnen Brotkrumen zu, ohne sich darum zu kümmern, daß er damit weder das Wohlwollen der anderen Gäste noch das des Geschäftsführers gewann, der ihn mit finsterer Miene von der Tür aus beobachtete.
    Als das Hauptgericht serviert wurde, griff Lynley zu Messer und Gabel. Barbara jedoch verschwendete keinen Blick an ihr Essen, sondern setzte die Diskussion fort. »Das ist doch total überflüssig, Inspector. Wir brauchen uns um Alibis nicht zu kümmern. Wir haben den Jungen.«
    »Ich bin aber nicht überzeugt.«
    »Na schön, dann gehen wir doch der Sache auf den Grund. Jimmy hat ein Geständnis abgelegt. Haken wir nach.«
    »Ein unvollständiges Geständnis«, mahnte Lynley wieder.
    »Schön, dann sehen wir zu, daß wir es vervollständigen können. Holen wir uns den Jungen noch mal in den Yard. Machen wir ihm die Hölle heiß und lassen nicht locker, bis er uns die ganze Geschichte von Anfang bis Ende erzählt hat.«
    Lynley schob ein Stück Wildschweinbraten in den Mund. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Vögel, während er kaute. Geduldig und hartnäckig zugleich, hüpften sie zwischen dem Wacholder und dem Rand des Blumenkastens hin und her. Sie machten ihn allein durch ihre Anwesenheit mürbe. Er warf ihnen noch ein paar Brotkrumen hin und sah zu, wie sie darüber herfielen.
    Einer eroberte ein Stück von der Größe eines Daumennagels und flatterte eilig davon, um sich auf der anderen Straßenseite auf einem Fensterbrett niederzulassen.
    »Sie ermutigen sie doch nur«, sagte Barbara schließlich. »Die kommen auch allein durch.«
    »Glauben Sie?« fragte Lynley nachdenklich.
    Er aß. Er trank. Barbara wartete. Sie

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