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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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identifiziert.«
    »Und?«
    »Benson & Hedges.«
    »Eine Benson & Hedges.« Er drehte seinen Schreibtischsessel zum Fenster. Die nüchterne Architektur des Innenministeriums starrte ihm ins Gesicht, aber er sah sie gar nicht; er stellte sich eine Zigarette vor, die entzündet wurde, einen Kreis von Gesichtern, die sich in einer Wolke Rauch auflösten.
    »Eindeutig«, sagte Barbara. »Benson & Hedges.« Sie stellte ihren Plastikbecher auf den Schreibtisch und ließ sich in einen der Sessel fallen, die vor ihm standen. »Das bringt uns ganz schön in Verlegenheit, stimmt's?«
    Er antwortete nicht. Vielmehr hielt er sich erneut vor Augen, was sie über Motiv und Mittel wußten, und versuchte, die Verbindungslinie zur Gelegenheit zu ziehen.
    »Oder?« fragte Barbara, nachdem fast eine Minute vergangen war, ohne daß er etwas gesagt hatte. »So ist es doch? Diese verdammte Benson & Hedges paßt uns überhaupt nicht in den Kram.«
    Lynley beobachtete eine Schar Tauben, die vom Dach des Innenministeriums in den Himmel aufstiegen. In keilförmiger Formation hielten sie direkt auf dem St. James's Park zu. Auf zu den Fleischtöpfen! Auf dem Steg, der über den Teich im Park führte, standen jetzt die Touristen in Scharen und fütterten die Spatzen. Die Tauben wollten ihren Anteil haben.
    »Ja«, sagte Lynley, während er den Vögeln nachblickte, die in direktem Flug auf ihr Ziel zuhielten, weil sie stets nur ein Ziel im Auge hatten. »Das wirft in der Tat ein ganz neues Licht auf die Dinge, Sergeant.«

19
    Jean Cooper folgte Friskins Rover in dem blauen Cavalier, den Ken ihr im vergangenen Jahr geschenkt hatte, das einzige Stück, durch das sie an seinem Cricket-Reichtum partizipiert hatte. Er war an einem Dienstag nachmittag mit dem Wagen angekommen und hatte auf ihre beharrliche Weigerung, ihn anzunehmen, gesagt: »Ich will nicht, daß du die Kinder in dem alten Metro rumkutschierst, Jean. Bei dem kann man doch darauf warten, daß er den Geist aufgibt, und wenn das auf dem Motorway passiert, sitzt ihr böse da.«
    Sie hatte abwehrend erwidert: »Wenn das wirklich passiert, wissen wir uns schon zu helfen. Du brauchst keine Angst zu haben, daß ich mitten in der Nacht bei Mrs. Whitelaw anrufe und dich bitte, uns zu holen.«
    Er hatte den Autoschlüssel von einer Hand in die andere geworfen und sie so intensiv angestarrt, daß sie sich nicht abwenden konnte, sosehr sie es auch wollte. »Jean«, hatte er auf seine ruhige Art gesagt, »es geht hier nicht um dich und mich. Es geht mir um die Kinder. Nimm also bitte den Wagen. Du kannst ihnen erzählen, was du willst, wenn sie fragen, woher du ihn hast. Es ist mir gleich. Du brauchst meinen Namen überhaupt nicht zu erwähnen, wenn du das nicht willst. Ich möchte sie nur in Sicherheit wissen.«
    Sicherheit, dachte sie, und ein hartes, zorniges Lachen, das am Rand der Hysterie schwankte, brach aus ihr hervor wie ein Vorbote einer heftigen Eruption. Natürlich, Ken hatte sie in Sicherheit wissen wollen. Sie unterdrückte den Aufschrei, der dem Lachen folgen wollte. Nein, sagte sie sich. Ein zweites Mal würde sie niemandem die Genugtuung verschaffen, mitanzusehen, wie sie die Nerven verlor. Das eine Mal gestern nachmittag hatte gereicht, als die Fotografen sie mit ihren Kameras gehetzt und die Reporter sie wie die Schakale umringt und mit Fragen bombardiert und dabei nur auf ein Zeichen von Schwäche gewartet hatten. Nun, sie hatten bekommen, was sie wollten, und es in sämtlichen Zeitungen breitgetreten. Aber von jetzt an hatten diese Schweine nichts mehr von ihr zu erwarten.
    Mit steinerner Miene hatte sie sich in New Scotland Yard durch das Pack gedrängt. Sie hatten ihre Fragen gebrüllt und ihre Fotos geschossen und sich über ihren Kittel und ihr Häubchen und die bespritzte Schürze, die sie nach Friskins Anruf bei Crissy's in ihrer Eile gar nicht erst abgelegt hatte, bestimmt königlich amüsiert, aber sonst hatten sie nichts von ihr zu sehen bekommen. Nur die Hülle, die Frau, die morgens zur Arbeit ging und abends zu ihren Kindern heimkehrte. Was sonst noch zu ihr gehörte, hatten die Reporter und Fotografen nicht gesehen. Und wenn sie es nicht sahen, konnten sie es auch nicht berühren.
    Sie schlängelten sich durch das Gewühl am Parliament Square, und Jean hielt sich so dicht wie möglich hinter Friskins Rover, als könnte sie so ihren Sohn irgendwie beschützen. Jimmy hatte nicht mit ihr fahren wollen. Er war in Friskins Wagen eingestiegen, noch ehe seine Mutter oder

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