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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Es täte ihm so leid. Er habe alle enttäuscht. Er habe seine Eltern enttäuscht. Er habe Mrs. Whitelaw und die Schule enttäuscht. Er habe die Schulbehörde enttäuscht, von der er das Stipendium bekommen hatte. Er - »Um Gottes willen, du willst sie heiraten, nicht wahr?« rief Mutter. »Du willst von der Schule abgehen, alles aufgeben und sie heiraten. Aber das darfst du nicht tun!«
    Einen anderen Weg gebe es nicht, erwiderte er. Er sei für das, was geschehen war, genauso verantwortlich wie Jean.
    »Wie kannst du das sagen?«
    Weil Jean die Pillen ausgegangen waren. Sie hatte es ihm gesagt. Sie hatte nicht mit ihm schlafen wollen ... Er sei derjenige gewesen, der gedrängt habe, der versichert habe, beim allerersten Mal in der Pillenpause werde sie bestimmt nicht gleich schwanger werden. Sie brauche sich keine Sorgen zu machen, hatte er versprochen. Aber er hatte sich getäuscht. Und jetzt ... Er hob beide Hände und ließ sie herabfallen, diese begabten Hände, die den Ball über alle Grenzen schlugen; die den Füller hielten, mit dem er jene großartigen Aufsätze schrieb; die mit einem einzigen Schlag einen Ziegelstein zerbrochen hatten, während er ruhig über die Definition des Selbst referiert hatte.
    »Ken.« Mutter bemühte sich, ruhig zu bleiben, was ihr angesichts all dessen, was bei diesem Gespräch auf dem Spiel stand, wahrhaftig nicht leicht fiel. »Hör mir zu, Ken, mein Junge. Du hast eine große Zukunft vor dir. Eine Karriere.«
    Jetzt nicht mehr, entgegnete er.
    »Doch. Sie ist noch da. Und du darfst nicht einmal daran denken, sie für ein billiges kleines Flittchen wegzuwerfen, das dein Potential gar nicht erkennt und würdigt.«
    Jean sei kein billiges Flittchen, protestierte er. Sie sei in Ordnung. Er würde schon dafür sorgen, daß sie irgendwie durchkämen. Es täte ihm so leid. Er habe alle enttäuscht, besonders Mrs. Whitelaw, die so viel für ihn getan hatte.
    Es war klar, daß er das Gespräch beenden wollte. Mutter spielte ihren Trumpf mit Umsicht aus. »Nun, du mußt natürlich tun, was du für richtig hältst, aber - ich möchte dir wirklich nicht weh tun, Ken, aber es muß einmal gesagt werden. Bitte denk darüber nach, ob du sicher sein kannst, daß das Kind wirklich von dir ist.« Er war so betroffen, daß Mutter fortfahren konnte. »Du weißt ja nicht alles, Ken. Du kannst gar nicht alles wissen. Und du ahnst vor allem nicht, was hier vorgeht, während du in West Sussex bist, nicht wahr?« Sie sammelte ihre Sachen ein und verstaute sie in ihrer Aktentasche. »Ein junges Mädchen, das mit einem Jungen schläft, Ken, ist manchmal nur allzu schnell bereit ... Du weißt, was ich meine.«
    Was sie damit sagen wollte, war: Dieses kleine Luder schläft doch seit Jahren herum. Weiß der Himmel, wer sie geschwängert hat. Das kann jeder gewesen sein.
    Er sagte leise, selbstverständlich sei das Kind von ihm. Jeannie schlafe nicht herum, und sie lüge auch nicht.
    »Vielleicht hast du sie nur nie dabei ertappt«, versetzte Mutter und fuhr mit ihrer süßesten Stimme fort: »Du bist von hier fort auf eine gute Schule gegangen. Du hast dich über sie hinausentwickelt. Es ist verständlich, daß sie dich irgendwie wieder zurückholen möchte. Man kann ihr das nicht verübeln.« Und sie endete mit den Worten: »Laß es dir wenigstens durch den Kopf gehen, Ken. Tu nichts Überstürztes. Versprich mir das. Versprich, daß du wenigstens noch eine Woche abwartest, ehe du etwas unternimmst oder mit jemandem über die Lage der Dinge sprichst.«
    Neben der detaillierten Beschreibung ihres Zusammentreffens mit Kenneth hörten wir noch am Abend des Tages, an dem er sie aufgesucht hatte, Mutters Gedanken zu diesem schauerlichen Sündenfall. Dad meinte: »Ach Gott, wie schrecklich für alle Beteiligten.« Ich lachte höhnisch: »Ende der großen Illusion.«
    Mutter warf mir einen Blick zu und sagte spitz, wir würden ja sehen, wer sich hier Illusionen machte.
    Gleich am folgenden Morgen knöpfte sie sich Jean vor. Sie nahm sich dazu extra einen Tag frei, denn sie wollte nicht zu Hause mit ihr sprechen, und sie wollte sich den Vorteil der Überraschung zunutze machen. Darum ging sie zum Billingsgate-Markt, wo Jean in einem Café arbeitete.
    Mutter war voller Zuversicht. Sie wußte genau, wie das Gespräch mit Jean Cooper enden würde. Sie hatte viele solcher Gespräche mit ledigen Müttern in spe hinter sich und konnte auf einmalige Erfolge, das von ihr gewünschte Ziel zu erreichen, zurückblicken. Die

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