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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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hätte Barbara Havers gesagt. Er war eher skeptisch. Zehn Minuten lang war er die Fulham Road hinauf und hinunter geschlichen, hatte einmal den Bahnhof South Kensington umrundet und eigentlich schon aufgegeben und nach Hause fahren wollen, als er bei einem letzten Abstecher in diese Seitenstraße der Fulham Road einen museumsreifen Morgan erspäht hatte, der keine zwanzig Meter vom Onslow Square, seinem Ziel, entfernt, soeben aus einer Parklücke kroch.
    Der frühe Morgen war angenehm, taukühle Stille, die nur vom gelegentlichen Geräusch eines Autos in der Old Brompton Road gestört wurde. Er ging die Straße entlang, überquerte sie an ihrem Ende bei einer kleinen Kirche und trat auf den Onslow Square.
    In Helens Wohnung brannte nur ein einziges Licht. Sie hatte die Lampe im Wohnzimmer, gleich bei dem kleinen Balkon mit Blick auf den Platz, brennen lassen. Er lächelte, als er es sah. Sie kannte ihn besser als er sich selbst.
    Er ging ins Haus, stieg die Treppe hinauf, trat in die Wohnung. Sie hatte vor dem Einschlafen gelesen; ein Buch lag aufgeschlagen, mit dem Rücken nach oben, auf der Bettdecke. Er nahm es, versuchte, ohne Erfolg im nahezu dunklen Zimmer, den Titel zu lesen, legte es auf den Nachttisch und schob ihr goldenes Armband als Lesezeichen zwischen die Seiten. Er betrachtete sie.
    Sie lag auf der Seite, die rechte Hand unter der Wange. Dunkel beschatteten ihre Wimpern die Haut. Die Lippen waren leicht geschürzt, als erforderten ihre Träume Konzentration. Eine Haarsträhne war ihr ins Gesicht gefallen, und als er sie zurückstrich, bewegte sich Helen, erwachte aber nicht. Er mußte darüber lächeln. Sie hatte einen unglaublich tiefen Schlaf.
    »Bei dir könnte man einbrechen und deinen gesamten Besitz aus der Wohnung räumen, ohne daß du es merken würdest«, hatte er einmal wütend gesagt, nachdem er sich stundenlang im Bett hin und her gewälzt hatte und sie sich in ihrem gesunden Schlaf überhaupt nicht hatte stören lassen. »Wirklich, Helen, da kann was nicht stimmen. Du schläfst nicht einfach ein, du wirst bewußtlos. Ich finde, du solltest deswegen mal zu einem Spezialisten gehen.«
    Sie tätschelte ihm lachend die Wange. »Ein ruhiges Gewissen ist eben ein sanftes Ruhekissen, Tommy.«
    »Das wird dir wenig nützen, wenn eines Nachts das Haus in Flammen aufgeht. Du würdest doch den Feueralarm auch noch verschlafen, wie?«
    »Wahrscheinlich. Was für ein grauenvoller Gedanke.« Einen Moment lang schien sie ernüchtert, aber dann sagte sie vergnügt: »Ach, aber du würdest ihn hören, nicht? Hm, mir scheint, das ist ein triftiger Grund, mir ernsthaft zu überlegen, ob ich dich nicht ständig in meiner Nähe behalten sollte.«
    »Und, wirst du's tun?«
    »Was?«
    »Es dir überlegen.«
    »Ernsthafter, als du glaubst.«
    »Und?«
    »Und darum sollten wir jetzt zu Abend essen. Ich habe ein Prachtstück von einem Hühnchen. Neue Kartoffeln. Grüne Bohnen. Einen herrlichen Pinot Grigio.«
    »Du hast gekocht?« Das war nun wirklich neu. Lockende Visionen häuslicher Behaglichkeit kamen ihm in den Sinn.
    »Ich?« Helen lachte. »Lieber Himmel, Tommy, das Zeug ist im Urzustand. Ich habe zwar bei Simon in ein Buch gesehen, und Deborah hat mir sogar ein oder zwei Rezepte gezeigt, die relativ machbar wirkten. Aber dann fand ich das Ganze doch viel zu kompliziert.«
    »Es ist doch nur Hühnchen!«
    »Du bist enttäuscht. Ach, das tut mir so leid, Darling. Ich bin wirklich eine totale Niete. Ich kann nicht kochen. Nicht nähen. Nicht Klavier spielen. Ich habe kein Talent zum Zeichnen und kann nicht mal einen Ton halten.«
    »Du sollst ja auch keine Rolle in einem Jane-Austen-Roman übernehmen.«
    »Bei Symphonien schlafe ich ein. Habe nicht ein intelligentes Wort über Shakespeare, Pinter oder Shaw zu sagen. Dachte die längste Zeit, Simone de Beauvoir sei etwas zu trinken. Warum gibst du dich überhaupt mit mir ab?«
    Genau das war die Frage. Er hatte keine Antwort darauf.
    »Wir sind ein Paar, Helen«, sagte er leise zu der Schlafenden.
    »Wir sind Alpha und Omega. Wir sind positiv und negativ. Wir sind füreinander geschaffen.«
    Er nahm das kleine Kästchen aus seiner Jackentasche und stellte es auf das Buch auf dem Nachttisch. Denn heute abend war schließlich der Abend. Mach ihn zu einem Ereignis, das sie nie vergessen wird, hatte er gedacht. Romantisch. Mit Rosen, Kaviar, Champagner. Mit musikalischer Untermalung. Und besiegle das Ganze mit einem Kuß.
    Nur diese letzte Möglichkeit stand ihm

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