07 - Asche zu Asche
Ihrer Zuneigung und Ihres Vertrauens zu versichern.«
»So was kommt vor«, warf Barbara ein.
»Ich kann Ihnen versichern, daß es in diesem Fall nicht so war.« Miriam Whitelaws höflich-ruhiger Ton bewegte sich am Rande kalten Zorns. »Wie ich schon sagte, ich kenne - ich kannte Kenneth Fleming seit seinem fünfzehnten Lebensjahr. Anfangs war er mein Schüler. Mit der Zeit wurde er mir zum Freund und zum Sohn. Aber er war nicht - er war nicht ...« Ihre Stimme begann zu zittern, und sie brach ab und schwieg, bis sie sich wieder in der Gewalt hatte. »Er war nicht mein Liebhaber. Auch wenn ich, um ehrlich zu sein, immer noch Frau genug bin, Inspector, um mir mehr als einmal gewünscht zu haben, ich wäre fünfundzwanzig und hätte mein Leben noch vor mir. Ich denke doch, daß ein solcher Wunsch verständlich ist. Frauen bleiben Frauen, und Männer bleiben Männer, ganz gleich, wie alt sie sind.«
»Und wenn das Alter für sie keine Bedeutung hätte? Für beide nicht?«
»Ken war in seiner Ehe nicht glücklich. Er brauchte Zeit, um sich darüber klarzuwerden, was er wollte. Ich war froh, ihm helfen zu können. Zu Beginn, als er noch für Kent spielte, stellte ich ihm das Häuschen zur Verfügung. Später, als Middlesex ihm einen Vertrag anbot, nahm ich ihn in meinem Haus in Kensington auf. Wenn die Leute daraus den Schluß ziehen, er wäre aus Berechnung mein Liebhaber geworden, oder ich hätte versucht, einen jüngeren Mann in die Finger zu bekommen, so kann ich das leider nicht ändern.«
»Es gab eine Menge Klatsch über Sie beide.«
»Uns hat das nicht interessiert. Wir wußten die Wahrheit. Und jetzt wissen Sie sie auch.«
Aber genau darüber hatte Lynley seine Zweifel. Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, daß die Wahrheit niemals so simpel war, wie mit wörtlichen Ausführungen gern vorgegeben wurde.
Sie fuhren von der Autobahn ab und folgten gewundenen Landstraßen nach Greater Springburn, wo an diesem Samstag morgen Markt war. Das Zentrum war gesperrt, die Straßen waren von Autos blockiert, die nach Parkplätzen suchten. Sie quälten sich durch das Gewühl und bogen schließlich in die Swan Street ein, die unter weißblühenden Kirschbäumen nach Osten führte.
Als sie Greater Springburn hinter sich gelassen hatten, dirigierte Miriam Whitelaw sie durch eine Folge kleiner, von Eibenhecken und Brombeergestrüpp gesäumter Landstraßen. An einer Straße mit Namen Water Street bogen sie ab, und als sie eine Reihe Häuser am Rand eines Flachsfelds passierten, sagte Mrs. Whitelaw: »Es ist gleich da unten.« Nun führte die Straße in Windungen abwärts zu einem Cottage, das, von Nadelbäumen und einer Mauer umgeben, auf einer kleinen Anhöhe stand. Die Zufahrt war von der Polizei abgesperrt. Zwei Autos standen dicht an der Gartenmauer, das eine ein Polizeifahrzeug, das andere ein metallicblauer Rover. Lynley parkte vor dem Rover und manövrierte den Bentley wenigstens teilweise in die Einfahrt.
Er sah sich die Umgebung an - die Hopfenfelder, die vereinzelt stehenden alten Häuser weiter unten an der Straße, die grasbewachsene Koppel gleich nebenan. Dann wandte er sich an Miriam Whitelaw: »Brauchen Sie noch einen Moment Zeit?«
»Danke, ich bin soweit.«
»Das Haus hat innen einigen Schaden genommen.«
»Das ist mir klar.«
Er nickte. Barbara Havers stieg aus und machte Miriam Whitelaw die Tür auf. Diese blieb nach dem Aussteigen einen Augenblick reglos stehen und atmete den starken, medizinischen Geruch des Rapses ein, der wie ein riesiger gelber Teppich einen Hang in der Nähe bedeckte. Irgendwo in der Ferne rief ein Kuckuck. Mauersegler jagten einander am Himmel und stiegen auf sichelförmigen Schwingen immer höher.
Lynley schlüpfte unter der Absperrung hindurch und hielt das gelbe Band dann für Mrs. Whitelaw hoch. Barbara folgte mit dem Heft in der Hand.
Am Ende der Einfahrt angekommen, öffnete Lynley das Garagentor. Miriam Whitelaw warf einen Blick ins Innere und bestätigte, daß der Aston Martin, der drinnen stand, wie der von Gabriella Patten aussehe. Mit absoluter Sicherheit könne sie allerdings nichts sagen, erklärte sie, weil sie das Kennzeichen von Gabriellas Wagen nicht wisse. Sie wisse aber, daß Gabriella einen Aston Martin fahre. Sie habe den Wagen gesehen, als Gabriella nach Kensington gekommen war, um Ken zu besuchen. Dieser Wagen sehe genauso aus, aber beschwören könne sie nichts ...
»Das ist schon in Ordnung«, sagte Lynley, während Barbara sich das Kennzeichen
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