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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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darüber gesprochen, daß die Seele und die Medizin zwei Dinge sind, die einander nichts angehen?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Weil sie es nicht glauben würden.“
    „Aber du hast es doch mir geglaubt!“
    „Mein Mund ist nicht der deinige, und wenn ich ganz dasselbe sage, was du gesagt hast, so ist es doch nicht dasselbe. Wird Old Shatterhand heut' hier bleiben?“
    Ich durfte ihm keine Auskunft erteilen und antwortete darum, über seine Frage weggehend:
    „Mag ich hier sein oder nicht, es wird dir an nichts fehlen. Da du fliehen willst, muß ich dich noch als Feind betrachten; aber du sollst dich wenigstens zwischen diesen vier Wänden frei bewegen dürfen.“
    „So willst du mich losbinden?“
    „Bob, der Neger, wird dies später tun.“
    „Der Nigger? Soll ein Nigger mich berühren? Weißt du nicht, daß kein roter Krieger mit einem Nigger etwas zu tun haben mag?“
    „Und weißt du nicht, daß der große Manitou alle Menschen erschaffen hat und alle gleich sehr liebt, mögen sie nun eine schwarze, rote oder weiße Haut besitzen?“
    Er blickte verlegen vor sich nieder.
    „Und was hast du gegen unsern Bob?“ fuhr ich fort. „Er war dabei, als wir dich damals retteten. Du bist ihm nicht weniger Dank schuldig als uns. Er ist ein besserer Mensch, als du gewesen bist. Er hat niemals einem Menschen Freundschaft vorgelogen; du aber hast Bloody-Fox dein Leben zu verdanken und mit ihm die Pfeife des Friedens und der Freundschaft geraucht und bist trotzdem jetzt hierhergekommen, ihn aus seinem Home zu vertreiben und zu töten. Sag mir da einmal aufrichtig, wer steht höher, er oder du?“
    Er antwortete nicht.
    „Du schweigst; das ist genug. Denke über dich nach! Damit du das ungestört tun kannst, werde ich jetzt gehen.“
    Meine Worte klangen vielleicht streng; aber sie waren gut gemeint, und ich hoffte, daß sie den beabsichtigten Eindruck machen würden. Ich ging hinaus und winkte den Neger zu mir. Ich kannte ihn und wußte, daß er seiner Aufgabe gewachsen sei; ich mußte ihm die Sache nur richtig plausibel machen. Der Gefangene war streng zu bewachen, sollte aber nicht gequält werden.
    „Komm einmal her, Bob“, sagte ich. „Ich habe dir etwas mitzuteilen.“
    „Schön! Massa Shatterhand Masser Bob was mitteilen.“
    „Es ist sehr wichtig!“
    „Wichtig? Oh, oh! Masser Bob sein ein sehr tüchtig Gentleman, wenn wichtig Sache mitgeteilt bekommen!“
    Er verdrehte vor Stolz die Augen so, daß nur das Weiße zu sehen war.
    „Ich weiß, daß du ein sehr starker und tapferer Mann bist. Nicht, alter Bob?“
    „Oh, ja, oh! Bob sein sehr stark und tapfer!“
    „Aber auch listig?“
    „Sehr listig, sehr! Listig wie – wie – wie –“
    Er sann nach; es schien ihm kein genug augenfälliges Beispiel von List einfallen zu wollen; dann schlug er froh die Hände zusammen, denn er hatte eins gefunden, und fuhr fort:
    „Listig wie Fliege, grad wie Fliege!“
    „Fliege? Hältst du die Fliege für ein so außerordentlich listiges Geschöpf?“
    „Yes! Oh, oh, Fliege sehr listig, sehr! Setzen sich immer nur auf Nasenspitze.“
    „Und das ist List?“
    „Sehr viel List, denn Nasenspitze sein ganz vorn, und Fliege da kann gleich schnell wieder fortfliegen.“
    „Schön, das imponiert mir allerdings. Also, ich brauche deine Stärke, deine Tapferkeit und deinen Mut. Hast du gesehen, daß ich Schiba-bigk in die Stube geschafft habe?“
    „Yes, Masser Bob haben lauschen durch Tür und sehen, daß junger Häuptling liegen auf Diele und sein mit Riemen fest angebunden.“
    „Richtig! Er will fliehen; darum muß er streng bewacht werden. Das sollst du tun.“
    „Well! Masser Bob sich setzen zu ihm ganze Nacht und ganzen Tag und ihn nicht lassen aus allen zwei Augen!“
    „Das wird nicht gerade nötig sein. Du wirst ihn nachher, wenn ich fort bin, losbinden; er soll frei in der Stube umhergehen können; aber heraus darf er nicht.“
    „O no, darf nicht heraus! Aber wenn dennoch will heraus, was Masser Bob dann tun?“
    „Du läßt ihn auf keinen Fall heraus.“
    „Nein, gar nicht! Sobald er steckt Nase heraus, Masser Bob ihm geben einen Hieb darauf.“
    „Das darfst du nicht tun. Schläge sind für einen roten Krieger die größte Beleidigung.“
    Da kratzte er sich verlegen hinter dem Ohr und sagte:
    „Oh, hm, oh! Das bös, sehr bös! Masser Bob ihn nicht lassen heraus und doch nicht dürfen schlagen! Masser Bob ihn müssen losbinden und doch ihn festhalten!“
    „Ja“, lächelte ich,

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