07 - Old Surehand I
brachte die indianischen Schuhe; eine Probe ergab, daß sowohl für Old Surehand als auch für mich passende vorhanden waren. Wir zogen sie an und übergaben Bob unsere Stiefel, um sie bis zu unserer Rückkehr aufzubewahren.
Anders stand es mit Old Wabble, für dessen Meterfüße Fox nichts Geeignetes besaß. Wir schickten ihn mit Entschar-Ko hinaus zu den Comanchen; vielleicht gab es unter diesen einen, der ähnlich ausgebildete Gehwerkzeuge besaß.
„Um in Beziehung auf Winnetou die Hauptsache nicht zu vergessen: er muß Wasser haben“, fuhr ich in dem unterbrochenen Gespräch fort. „Glücklicherweise sind Schläuche hier.“
„Ja“, nickte Fox. „Ich werde sie sogleich füllen. Aber allein kann ich mich nicht mit ihnen schleppen; darf ich einige Apachen mitnehmen?“
„Natürlich! Doch nicht zu viele, sonst sieht Vupa Umugi, daß er einer größeren Schar von Reitern folgt, als Schiba-bigk bei sich gehabt hat. Hierbei komme ich auf eine Idee, welche mich sehr wahrscheinlich vor einem Unterlassungsfehler bewahrt oder, wenn das nicht, uns den Fang der Comanchen erleichtert. Ich wollte erst nur mit Euch, Mr. Surehand, und mit Old Wabble reiten, denke aber jetzt, daß es besser ist, wenn wir so fünfzig oder sechzig Apachen mitnehmen.“
„Auf einen Kundschaftsritt?“ wunderte sich Old Surehand. „Da pflegt man doch so wenig zahlreich wie möglich zu sein!“
„Allerdings; aber vielleicht wird aus dem beabsichtigten Späherritt etwas ganz anderes. Soweit wir jetzt den Plan der Comanchen kennen, kommt zunächst Vupa Umugi mit seiner Schar bei den ‚Hundert Bäumen‘ an. Das wird, wie ich erlauscht habe, morgen abend sein. Er wird dort während der Nacht bleiben und dann längs der Pfähle weiterreiten. Er lockt die weiße Kavallerie hinter sich her. Wann diese folgt, das weiß man nicht, läßt sich aber vermuten, da ich aus Schiba-bigk herausgelockt habe, daß Nale-Masiuv einen halben Tag später als Vupa Umugi kommen wird, und die Weißen sind doch vor Nale-Masiuv zu erwarten, welcher die Aufgabe hat, sie vor sich herzutreiben.“
„Das Militär wird also wahrscheinlich übermorgen vormittag bei den ‚Hundert Bäumen‘ ankommen.“
„Das denke ich auch. Sind diese Weißen dann fort, hinter Vupa Umugi her, wird Nale-Masiuv erscheinen und ihnen folgen. Unsere bisherige Absicht war nun, diese einzelnen Trupps ziehen zu lassen und in der ihnen gelegten Falle einzuschließen – – –“
„Und das ist das beste, ja das einzige, was wir tun können“, fiel Bloody-Fox ein.
„Leider nicht. Ich wundere mich jetzt außerordentlich darüber, daß es keinem von uns eingefallen ist, welchen großen Fehler wir dadurch begehen würden.“
„Fehler? Wieso?“
„Bedenkt doch, daß es zwei verschiedene Indianertrupps sind, welche wir im Kaktus einschließen wollen!“
„Nun? Was ist da zu bedenken?“
„Daß sich die Weißen zwischen ihnen befinden.“
„Ah! Hm!“
„Ahnt Ihr jetzt, was ich meine?“
„Well, es ist wahr!“ rief Old Surehand aus. „Das ist ein Fehler in unserm Plan, ein so großer, daß ich kaum begreifen kann, wie wir ihn machen konnten!“
„Wir müssen die Weißen mit den Roten einschließen!“
„Und hätten dadurch das Spiel verloren!“
„Wenn auch das nicht, Mr. Surehand, aber es würde für uns weit schwerer sein, es zu gewinnen. Die Comanchen würden sich der Kavallerie bemächtigen und dadurch zu einem Trumpf gelangen, der nicht leicht zu überbieten ist. Darum werden wir drei nicht allein reiten, sondern eine Abteilung unserer Apachen mitnehmen. Den Zweck werdet Ihr erraten.“
„Sehr leicht. Es gilt Nale-Masiuv?“
„Ja. Wir lassen ihn gar nicht in die Falle gehen, sondern nehmen ihn schon bei den ‚Hundert Bäumen‘ gefangen.“
„Ein vortrefflicher Gedanke, Sir!“
„Ja, vortrefflich, ganz vortrefflich, wenn er nicht zu kühn ist“, bemerkte Bloody-Fox.
„Zu kühn? Inwiefern?“ fragte ich.
„Spracht Ihr nicht davon, nur fünfzig oder sechzig Apachen mitzunehmen?“
„Ja.“
„Wird diese Zahl genügen?“
„Ich denke es.“
„Und ich bezweifle es. Verzeiht, daß ich so aufrichtig bin, dies zu sagen!“
„Pshaw! Es ist ja grad notwendig, daß ein jeder ehrlich seine Meinung sagt.“
„So erlaube ich mir, daran zu erinnern, daß Nale-Masiuv wahrscheinlich über hundertfünfzig Krieger bei sich haben wird.“
„Das ist allerdings anzunehmen.“
„Und die wollt Ihr mit fünfzig bis sechzig Apachen fangen?“
„Nein. Das
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