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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auffällt.“
    Es verging Minute um Minute; wir kamen der Insel immer näher, und der Wächter erschien nicht wieder. Noch vierzig, noch dreißig, noch zwanzig, endlich nur noch zehn Schritte! Wir glitten vorüber.
    „Mr. Cutter, jetzt!“ raunte ich dem Alten zu. „Ich tauche links und Ihr taucht rechts um die Insel herum, damit wir nicht zusammengeraten und uns hindern. Drüben steigen wir auf und sind im Rücken der Wächter. Aber bitte, gebt Euch alle Mühe! Habt Ihr die Arme noch in den Schlingen?“
    „No.“
    „Seid Ihr fertig?“
    „Yes; es kann losgehen; th'is clear.“
    „Dann fort vom Floß!“
    Ich machte mich los, tauchte tief hinab, schwamm um die Hälfte der Insel und kam drüben vorsichtig wieder empor; zwei Stöße brachten mich an das Ufer. Old Wabble war an dieser Stelle nicht zu sehen; er erstieg die Insel jedenfalls nicht weit von hier an einer andern; ich konnte mich nicht um ihn bekümmern, sondern mußte vor allen Dingen zu den beiden Wächtern. Mich auf die Erde legend, kroch ich durch die Büsche. Sie saßen an dem kleinen Feuer, welches nur durch fünf oder sechs dünne Holzstücke genährt wurde; der eine kehrte mir den Rücken, der andre die linke Seite zu. Etwas abseits von ihnen lag der Gefangene im Schatten eines überhängenden Strauchs. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen; aber die Füße lagen im Licht des Feuers; sie waren gefesselt. Nun schnell ans Werk!
    Ich richtete mich auf und war mit zwei schnellen Sprüngen am Feuer; ein Hieb hüben und ein Hieb drüben an die Schläfen der Roten – sie sanken um. Ich bückte mich zu ihnen nieder; sie waren betäubt.
    „Heavens, ein Weißer!“ erklang da die Stimme des Gefangenen. „Kommt Ihr, um mich – – –“
    „Ja“, unterbrach ich ihn. „Reden wir später; jetzt müssen wir handeln. Weg mit den Fesseln!“
    Ich kniete zu ihm nieder, zog das Messer; hinter mir gab es ein Geräusch.
    „Seid Ihr da, Mr. Cutter?“ fragte ich, ohne mich umzusehen, denn wer konnte es anders sein als Old Wabble.
    „Uff, uff, uff, uff!“ antworteten statt seiner zwei mir fremde Stimmen.
    Ich richtete mich blitzschnell auf und drehte mich um. Da standen zwei Indianer, wassertriefend und mich wie ein Gespenst anstarrend. Später sagte mir Old Surehand, daß die Wachen alle drei Stunden gewechselt worden waren. Diese Ablösung geschah schwimmend; daher jetzt die beiden triefenden Gestalten, welche grad in diesem für mich so außerordentlich ungünstigen Augenblick kamen, um an die Stelle der zwei Betäubten zu treten. Meine Überraschung währte nur einen Augenblick; im zweiten hatte ich dem mir am nächsten stehenden Roten mit der linken Hand bei der Kehle und schmetterte ihn mit der rechten Faust zu Boden. Dann wollte ich den andern packen, kam aber nicht dazu, denn er sprang mit einem schrillen Hilferuf von der Insel in das Wasser und schwamm, immer brüllend, dem Lager zu.
    Da war keine Zeit zu verlieren. Ich sprang zu Old Surehand und schnitt die Arm- und Fußfesseln durch. Er war außerdem noch mit zwei Riemen an zwei in die Erde gerammte Pfähle gebunden; auch die durchschnitt ich.
    „Könnt Ihr Euch bewegen, Sir?“ fragte ich, indem er aufstand. „Sagt es, schnell, schnell!“
    Ich sah diesen Mann jetzt zum ersten Male, hatte aber keine Zeit, ihn zu betrachten. Er streckte seine mächtigen Glieder, bückte sich, um einem der Betäubten das Messer zu nehmen, und antwortete so ruhig, als ob nun für ihn gar nichts zu fürchten sei:
    „Ich kann alles, was Ihr wollt, Sir.“
    „Auch schwimmen?“
    „Ja. Wohin?“
    „Da, grad hinüber werden wir von Weißen erwartet.“
    „So kommt! Es ist hohe Zeit. In weniger als einer Minute haben wir die Roten hier.“
    Er hatte recht. Die alarmierten Comanchen vollführten einen wahren Teufelslärm. Das war ein geradezu ohrenzerreißendes Schreien, Heulen, Rufen und Brüllen! Wir konnten sie nicht sehen; aber wir hörten am klatschenden Aufspritzen des Wassers, daß sie sich in den See stürzten, um nach der Insel zu schwimmen. Wir mußten fort. Wo aber war Old Wabble?
    „Mr. Cutter, Mr. Cutter!“ überbrüllte ich beinah den Höllenlärm. „Mr. Cutter, seid Ihr hier?“
    Old Surehand war an das Ufer gesprungen, um nach dem Lager hinüberzublicken. Er drehte sich zu mir um und fragte, nicht mehr ruhig, sondern hastig:
    „Mr. Cutter? Solltet Ihr Old Wabble meinen?“
    „Ja. Er schwamm mit nach der Insel, um Euch zu retten, ist aber nicht zu sehen.“
    „Sind noch mehr Weiße

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