07 - Old Surehand I
den Anführer der Comanchen gefangen genommen, dafür aber Old Wabble verloren. Was war aus diesem geworden? Old Surehand glaubte nicht an seinen Tod. Er behauptete:
„Lernt diesen alten Boy erst richtig kennen, Mesch'schurs! Er ist ein Original ersten Rangs und durch nichts umzubringen. Ich wette, er sitzt irgendwo an einem sichern Ort und lacht sich in das Fäustchen. So einen Pfiffikus muß man studiert haben, um ihn richtig zu beurteilen. Er weiß aus dem größten Unglück ein noch viel größeres Glück zu machen, und es sollte mich gar nicht wundern, wenn er jetzt plötzlich käme und auch einen oder gar mehrere Gefangene brächte.“
„Wenn er nicht selbst gefangen ist“, warf ich ein.
„In diesem Fall kann ihm geholfen werden. Wir wechseln ihn gegen den Häuptling aus.“
„So wollt Ihr diesem nicht ans Leben?“
„Behüte! Es ist nicht meine Mode, mich als Mörder aufzuspielen. An mir hat er's freilich nicht verdient, aber wenn es auf mich ankommt und dem alten Wabble nichts geschehen ist, lassen wir den Roten laufen.“
„Bin ganz einverstanden, Sir. Aber schaut, da sehe ich Köpfe auf dem Wasser!“
Es war so, wie ich sagte. Die meisten Comanchen hatten von der Verfolgung abgelassen; andre hatten sie fortgesetzt und kamen nun angeschwommen. Sie wurden durch drohende Zurufe und einige Schüsse zurückgetrieben. Dann mußte ich den Gefährten erzählen, wie wir auf die Insel gelangt und dann zu zweien herübergeschwommen waren.
Ich hatte diesen Bericht noch nicht vollendet, als wir ein Geräusch drin in den Büschen hörten. Wir lauschten. Die Zweige raschelten und knackten wie von großen Tieren, vielleicht Pferden; dann erklang eine befehlende Stimme:
„Bücke dich hübsch aufs Pferd nieder, Rothaut, sonst rennst du dir die Nase ein; th'is clear!“
„Old Wabble!“ sagte Old Surehand. „Ihr werdet sehen, Menschschurs, daß er meine Prophezeiung ganz wörtlich erfüllt.“
Und wirklich, da kam er aus dem Gebüsch heraus, hinter sich her ein Pferd ziehend, auf welchem ein Indianer festgebunden war. An diesem Pferd hingen hintereinander noch zwei, welche beladene Packsättel trugen.
„Da bin ich auch wieder“, sagte er lachend. „Habe Euch was mitgebracht, was sehr gut zu gebrauchen ist. Ah, good evening, Mr. Surehand! Auch schon da? Habe es mir doch gedacht, daß ich nicht dabei zu sein brauchte. Euch frei zu machen, dazu war Mr. Shatterhand Mann genug.“
„Wo habt Ihr denn gesteckt, Mr. Cutter?“ fragte ich. „Wir haben Sorge um Euch gehabt.“
„Sorge? Möchte wissen, weshalb und was mir geschehen sollte! Ich sorge schon für mich selbst, auch noch für andre mit, wie Ihr gleich sehen werdet.“
„Ihr kamt doch nicht auf die Insel!“
„Fällt mir gar nicht ein!“
„Warum denn nicht?“
„Weil ich ein großer Esel gewesen bin; th'is clear. Ich habe wunder gedacht, wie gut ich schwimmen und tauchen kann, mit Euch aber kam ich nicht fort. Das Schwimmen hatte ich glücklich überstanden, freilich nur hinüber; wieder herüber, und dabei die Leggins abermals verlieren, das war nicht mein Fall. Und nun gar tauchen! Wenn man nun nicht wieder heraufkommt! Man kann da ganz gut bei lebendigem Leib ersaufen. Ich blieb also unter dem Floß hängen und ließ die Sache laufen, wie sie wollte. Da plötzlich erhob sich ein Gebrüll, daß mein Dampfer nur so wackelte, und die Roten sprangen in das Wasser; kein einziger blieb am Land. Sogar die Pferdewächter kamen gerannt und machten sich hinter Euch her. Einer von ihnen mußte bleiben, und den wollte ich mir holen. Ich segelte also ans Land, kroch unter meinem Baldachin heraus, sprang auf ihn zu und gab ihm einen Klaps, daß er sich niedersetzte, ohne mich vorher um Erlaubnis zu fragen. Ich band ihn mit einem der Riemen, an denen das Fleisch aufgehängt worden war. Dabei kam mir der Gedanke, daß wir auch Proviant brauchen, wenn wir – ah, will nicht sagen, wohin, wollen. Ich lief also nach dem Weideplatz und holte drei Pferde, eins für den roten Boy und zwei für das Fleisch; Sättel lagen da. Ich habe mich etwas beeilen müssen, um rechtzeitig fertig zu werden; aber es ging alles genau so, wie ich wünschte, und eben als die ersten Indsmen unverrichteter Sache zurückgeschwommen kamen, trollte ich mich mit Boy und Fleisch von dannen. Da habt Ihr mich! Was mit dem Fleisch geschehen wird, das kann ich mir denken; aber was wir mit dem Boy machen sollen, darüber mögen andre sich den Kopf zerbrechen.“
„Wir lassen ihn
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