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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu tragen, das hält den stärksten Riesen auf.“
    „Pshaw! Das Wasser trägt Euch doch mit, und den einen Roten da fürchte ich nicht.“
    „Ich auch nicht. Wenn er herankommt, ist er verloren; ich habe ein Messer, und in meinen Armen ist wieder Gefühl.“
    „Überlaßt ihn mir! Ich bin nicht gefesselt gewesen.“
    „Wollt Ihr ihn erstechen? Ich liebe es nämlich nicht, Blut zu vergießen, wenn es nicht absolut nötig ist.“
    „Ganz meine Meinung. Ich gebe ihm einen Hieb vor den Kopf und nehme ihn mit an das Ufer.“

„Sir, das bringt nur ein Jäger fertig, welcher Old Shatterhand heißt. Ich habe doch gewiß auch Muskeln und Sehnen, aber ich muß mehrmals schlagen, wenn ich jemand betäuben will.“
    „Die Kraft tut es nicht allein; es ist ein Vorteil dabei. Werdet Ihr wieder schwimmen können?“
    „Ja; laßt mich herab; es geht wahrscheinlich wieder.“
    „Wahrscheinlich! Und da wollt Ihr mit diesem Indsman kämpfen? Das kann sich nur ein Old Surehand zutrauen.“
    „Mein Name scheint Euch sehr geläufig zu sein. Darf ich den Eurigen erfahren?“
    „Ich werde Euch gleich zeigen, wie ich heiße. Versucht nur erst, ob Ihr allein weiter könnt!“
    Der Versuch gelang; seine Arme weigerten sich nicht mehr, ihre Dienste zu leisten. Es war gewiß eine ganz eigene Lage. Zwei Weiße, auf einem See schwimmend und von einer Indianerschar verfolgt, sprachen miteinander, als ob sie sich in einem New-Yorker Parlour auf Schaukelstühlen wiegten! Das konnten auch nur Westmänner tun!
    Wir waren, während Old Surehand seine Kräfte neu versuchte, nicht vorwärts gekommen; der Rote schwamm schnell heran und stieß einen zweiten Siegesruf aus.
    „Überlaßt ihn also mir, und seht zu, wenn Ihr wollt“, bat ich meinen Gefährten; dann wendete ich mich zurück.
    Der Feind sah, daß ich ihm standhalten wollte, und hielt an. Die Hand mit dem Messer hoch emporhebend, rief er aus:
    „Hier ist Vupa Umugi, der Häuptling der Comanchen. Sein Messer wird die weißen Hunde beide fressen!“
    Ah, also der! Das war mir lieb. Es war bisher unmöglich gewesen, seine Züge zu erkennen.
    „Und hier ist Old Shatterhand, von dem du meinst, daß er dir nicht entkommen kann“, antwortete ich. „Versuche, ob du recht hast!“
    „Old Shatterhand! Old Shatterhand!“ riefen Old Surehand und der Rote zu gleicher Zeit, und der letztere fügte hinzu: „Bist du dieser räudige Coyote, so sollst du augenblicklich sterben!“
    Nach diesen Worten tauchte er schnell unter. Also ein Kampf auf Leben und Tod, des Nachts auf dem Wasser! Der Häuptling wollte bei mir auftauchen und nach mir stechen; dies abzuwarten, fiel mir gar nicht ein. Ich tauchte ebenso unter, doch tiefer als voraussichtlich er. Das Wasser hält, grad wie der Diamant, das tagsüber eingesogene Licht noch lange fest; darum kann ein guter Taucher an dunklen Abenden unter Wasser wenigstens ebenso gut oder gar noch besser sehen als über demselben. In einer Tiefe von vielleicht fünf Metern schwebend, sah ich empor. Ja, da war der Häuptling, seitwärts über mir! Er streckte die Hände aus zum Schlag, der ihn an die Oberfläche treiben sollte. Ich tat diesen Schlag zugleich mit ihm und kam hinter ihm über Wasser. Er bekam meinen ‚Jagdhieb‘ an den Kopf, und dann faßte ich ihn beim Schopf, um zu verhüten, daß er unterging.
    „Old Shatterhand, wahrhaftig Old Shatterhand! Da ist's ja gleich bewiesen!“ rief Old Surehand.
    „Ja, Sir, ich habe mich Euch in nicht ganz salonartiger Weise vorgestellt. Ihr müßt mir das verzeihen!“
    „Dieser Fehler ist auf beiden Seiten geschehen“, lachte er. „Aber, Sir, Ihr glaubt es nicht, wie ich mich freue – – –“
    „Und so weiter, und so weiter!“ fiel ich ihm in die Rede. „Davon später, vielleicht erst morgen früh! Jetzt dürfen wir nicht an Komplimente denken. Es würde mir lieb sein, wenn die Parästhesie Eurer Arme vorüber wäre.“
    „Sie ist's, wie es scheint.“
    „Versucht es wenigstens! Ich habe den Roten zu tragen. Schwimmen wir weiter!“
    Und siehe da, es ging! Die Bewegung und Anstrengung des Schwimmens war zu schnell auf die vorherige, gezwungene Lage der Glieder gefolgt. Das schien nun vorüber zu sein. Wir schwammen langsam, damit er sich schonte, und erreichten das Ufer, ohne daß die Schwäche sich wiederholte. Dort wurde der Häuptling, dem eben das Bewußtsein wiederkehrte, gefesselt.
    Unser Unternehmen war glücklich, aber auch unglücklich verlaufen. Ich hatte Old Surehand befreit und dazu

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