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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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unsrer freudigen Verwunderung und zum Entzücken der alten Sanna heraus, daß er der verkaufte Negerknabe aus Tennessee war. Sie blieben von da an zusammen, um sich erst mit dem Tod zu trennen.
    Von dem Augenblick an, der Sanna in sein Häuschen gebracht hatte, konnte Bloody-Fox so, wie er es wünschte, an die Verwirklichung seiner Pläne gehen. Er erschien immer seltener bei seinem Pflegevater; aber wenn er einmal kam, hatte dieser ihm stets etwas Neues zu erzählen, und dieses Neue betraf fast immer den Tod eines Stakeman. Man fand bald hier und bald dort die Leiche eines Menschen, der genau durch die Mitte der Stirn geschossen war, und wenn man den Inhalt seiner Taschen untersuchte, so entdeckte man gewisse Gegenstände, welche von einem Raub stammten und also bewiesen, daß der Tote zu den Pfahlmännern gehört habe. Solche Fälle wiederholten sich je länger desto häufiger, und das Loch in der Stirn galt bald als ein untrüglicher Beweis, daß man den Getroffenen für einen bestraften ‚Geier‘ zu halten habe. Wer aber war der geheimnisvolle Rächer? Niemand wußte es, und selbst Helmers ahnte es nicht.
    Es war kein Wunder, daß bald Sage auf Sage über diesen Rächer entstand. Es gab Leute, die ihn gesehen haben wollten, pfeilschnell in der Ferne vorüberreitend, nie so nahe, daß sie ihn deutlich erkennen konnten. Heute sah ihn ein Händler am südlichsten Punkt des Llano und fand eine Stunde später einen durch die Stirn geschossenen Toten; morgen hörte ein Trupp Reisender am östlichen Rand der Plains einen Büchsenknall; ein Reiter verschwand gedankenschnell am Horizont, und als sie an die betreffende Stelle kamen, lag ein Mensch da, tot ausgestreckt und in die Stirn getroffen. Einen Tag später kehrten bei Helmers Leute ein, welche im Llano gelagert und beim hellen Mondenschein denselben Reiter gesehen haben wollten, wie er hüben auftauchte, an ihnen vorübergaloppierte und drüben wieder verschwand. Schließlich bemächtigte sich gar der Aberglaube dieser unbegreiflichen Persönlichkeit; dieser Reiter war kein Mensch, sondern ein überirdisches Wesen, welches mit der Schnelligkeit des Blitzes von einem Ende des Llano nach dem andern flog. Wie hätte ein Sterblicher solche Schnelligkeit entwickeln und mit solcher Sicherheit den Räuber von dem ehrlichen Mann unterscheiden können! „Der Geist des Llano estacado fuhr über die Plains“, erzählte man; „der Avenging-Ghost (Rächende Geist) hat wieder einen Stakeman geholt.“
    Die ehrlichen Leute atmeten auf; die Stakemen hielten sich enger zusammen; sie wagten sich nicht mehr einzeln oder in kleinen Trupps in die Wüste, sondern sie führten ihre verbrecherischen Unternehmungen in größerer Gemeinschaft aus. Aber auch das bot ihnen keine Sicherheit. Sie lagerten zu zwanzig und noch mehr Personen beieinander; da fiel ein Schuß, noch einer, und zwei von ihnen waren durch die Stirn getroffen; unweit von ihnen aber erklang der Hufschlag eines davoneilenden Pferdes.
    Um diese Zeit war es, daß ich, wie oben erwähnt, mit mehreren Westmännern zu Helmers kam, um durch den Estacado zu reiten und jenseits desselben mit Winnetou zusammenzutreffen. Wir erfuhren da, daß eine Auswandererkarawane vor uns sei, die auch durch die Plains wolle. Einige Personen, die wir bei Helmers sahen, erregten meinen Verdacht; ich folgte, als sie sich entfernt hatten, ihren Spuren und gewann die Überzeugung, daß die Auswanderer in die Irre geführt werden sollten. Der Scout, dem sie sich anvertrauten, war ein Pfahlmann, und seine Genossen warteten auf ihre Opfer. Wir machten uns natürlich schleunigst auf den Weg, um den Bedrohten Hilfe zu bringen.
    Zu derselben Zeit traf Winnetou, der mich erwartete, auf einen Trupp Comanchen, die er damals nicht zu meiden brauchte, weil grad Friede zwischen ihnen und den Apachen war. Von ihnen erfuhr er, daß sie ihrem Häuptling in den Llano entgegenritten, der durch die Plains kommen werde, aber sich in großer Gefahr befinde, weil sich eine bedeutende Anzahl von Stakemen zusammengefunden habe, die irgendeinen Überfall im Sinn zu haben schienen. Das waren dieselben ‚Geier‘, die ich entdeckt hatte. Da Winnetou wußte, daß ich mich unsrer Verabredung gemäß auch schon in der Nähe befinden müsse, wurde er besorgt um mich und beschloß, nicht auf mich zu warten, sondern mir auch entgegenzureiten. Er bot also den Comanchen seine Begleitung an, und sie gingen sehr gern auf seinen Vorschlag ein, weil es ihnen und ihrem gefährdeten

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