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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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überzeugen, ob wir dieses Ufer wirklich besetzt halten. Sehen können sie es nicht; grad herüber dürfen sie auf der Strecke nicht, auf welcher wir uns wahrscheinlich ausbreiten; also gehen sie über diese Strecke hinaus, schwimmen dort über den Fluß und schleichen sich hüben am Ufer hin, um unsre Boten zu entdecken.“
    „Und wenn sie keine finden, Sir?“
    „So wissen sie allerdings, daß wir fort sind und sie nur geäfft haben.“
    „Dann tritt aber doch das ein, was ich meine: Sie werden uns nachreiten und des Nachts überfallen!“
    „Das müssen wir allerdings gewärtig sein“, gab Old Surehand dem Alten zu.
    Er hatte bewiesen, daß er Scharfsinn besaß und mich verstand und erriet; seinen letzten Worten aber konnte ich meinen Beifall nicht geben; ich widersprach also:
    „Nein, das müssen wir nicht gewärtig sein, Mr. Surehand. Es ist vollständig unmöglich, daß die Roten uns bis zum Abend einholen.“
    „So? Wenn Ihr es denkt und sagt, wird es wohl richtig sein.“
    „Es ist richtig. Wir müssen die Zeit berechnen. Wir haben nach dem Stand der Sonne jetzt genau neun Uhr vormittags. Es vergeht eine Stunde, bis die Comanchen, welche hier waren, das Saskuan-kui erreichen. Sie haben zu erzählen, Vorwürfe anzuhören; dann wird Beratung gehalten, und eine solche Beratung wird nicht in kurzer Zeit beendet.“
    „Ja, Sir; jetzt verstehe ich Euch. Sagen wir: Zur Berichterstattung und Beratung sind zwei Stunden nötig.“
    „Gut; dann ist es zwölf Uhr. Sie kommen her – ist ein Uhr. Sie besetzen den Fluß aufwärts und abwärts – wieder eine Stunde, also zwei Uhr. Dann gehen Späher ab, um hoch oben oder tief unten den Fluß zu überschwimmen. Wie lange brauchen sie, um hüben zu sein? Doch wenigstens wieder eine Stunde – drei Uhr. Sie schleichen sich diesseits am Ufer entlang, was sie außerordentlich vorsichtig, also sehr langsam, tun müssen. Wie lange wird es wohl währen, bis das ganze Ufer vergeblich nach uns abgesucht worden ist?“
    „Gewiß drei Stunden.“
    „Sagen wir nur zwei; dann ist es schon fünf Uhr. Nun wieder Beratung; es werden Leute ausgesucht, die unsrer Fährte zu folgen haben. Auch dieses kann nur sehr vorsichtig und unter großem Zeitverlust geschehen, denn die Roten haben mit der Möglichkeit zu rechnen, daß wir diese Gegend gar nicht verlassen, sondern einen Bogen geschlagen haben, um sie zu täuschen und von einer andern Seite heimlich zurückkehren. Ich schätze, daß wenigstens wieder eine Stunde vergeht, ehe die Comanchen sich überzeugt haben, daß wir wirklich fort sind. Es ist also, wenn die eigentliche Verfolgung beginnt, schon sechs Uhr geworden; das ergibt, wenn wir jetzt gleich fortreiten, einen Vorsprung von wenigstens neun Stunden. Ist es da möglich, daß wir eingeholt werden?“
    „Pshaw! Auf keinen Fall!“
    „Sie bekommen höchstens die Spuren zu sehen, die wir binnen jetzt und zwei Stunden machen; morgen erkennen sie dann gar nichts mehr und können nicht wissen, wohin wir sind. Wenn wir jetzt also zwei Stunden weit westlich reiten und sie folgen uns, werden sie annehmen, wir seien dahin zurückgekehrt, woher wir gekommen sind. Diese ihre Meinung bekommt einen weitern Anhalt dadurch, daß sie glauben, wir seien nur zu Eurer Befreiung hierher gekommen; wir haben diesen Zweck erreicht und sind wieder fort; damit werden und müssen sie sich beruhigen. Meint Ihr nicht, Mr. Surehand?“
    „Eure Berechnung ist allerdings sehr richtig“, nickte er zustimmend, fügte aber doch nachdenklich hinzu: „Wenn sie nicht dadurch auf den richtigen Gedanken geführt werden, daß sie das Ufer unbesetzt gefunden haben.“
    „Auf welchen Gedanken?“
    „Daß wir ihnen doch ein Schnippchen geschlagen haben.“
    „Auf diesen Gedanken werden sie allerdings kommen; aber sie werden nicht das richtige, sondern ein falsches Schnippchen erraten. Sie werden nämlich nicht denken, daß wir wieder zurück sind, sondern überzeugt sein, daß wir den Fluß nur deshalb so schnell verlassen haben, um, während sie hier unnütz nach uns suchten, einen tüchtigen Vorsprung zu bekommen und ihrer Verfolgung zu entgehen. Ja, wenn sie ahnten, daß wir wissen, wohin sie wollen!“
    „Das ahnen sie nicht. Ihr habt recht. Wenn wir jetzt aufbrechen, können wir schon nach zwei Stunden wieder umbiegen; sie werden das nicht bemerken.“
    „Ich bin übrigens der Überzeugung, daß sie sich jetzt noch drüben an der Furt befinden. Wir dürfen also unsre Pferde leider nicht trinken

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