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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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besetzen; so sehen wir jeden Comanchen, der etwa herüber will. Ein Schuß genügt, um uns in kürzester Zeit zu vereinigen und euch zurückzutreiben. Wenn wir dann morgen abend überzeugt sind, daß eure Krieger nicht versucht haben, an dieses Ufer zu gelangen, werden wir überzeugt sein, daß ihr den Frieden wollt, und diese Gegend verlassen, in die wir nur gekommen sind, Old Surehand zu befreien.“
    „Uff! Bis morgen abend; das ist lange!“
    „Für uns nicht; wir haben Zeit.“
    „Ihr werdet dann wirklich gehen?“
    „Ihr werdet uns dann nicht mehr sehen; ich habe es gesagt, und ich halte mein Wort.“
    „Und Ihr seid nur nach dem Saskuan-kui gekommen, um Old Surehand zu befreien?“
    „Ja.“
    „Aus keinem andern Grund?“
    „Nein; ich sag es.“
    Diese Versicherung konnte ich geben, ohne mich einer Lüge schuldig zu machen. Ich hatte geradewegs nach dem Llano estacado gewollt, und dieser Weg hätte mich nicht nach dem ‚Blauen Wasser‘ geführt.
    Er wechselte wieder einige Worte mit seinen Hintermännern und machte dann noch einen Versuch mit mir:
    „Old Shatterhand droht, weil er uns nicht glaubt; wenn wir dennoch vorwärts reiten, wird er doch nicht schießen!“
    „Ich werde schießen, und ich gebe dir mein Wort, du wirst der erste sein, der meine Kugel in den Kopf bekommt. Wenn du trotz dieser Versicherung es versuchen willst, so habe ich nichts dagegen. Übrigens haben wir nicht länger zu warten, denn die fünf Minuten sind bereits abgelaufen.“
    „Uff! So reiten wir zurück; aber wehe Old Shatterhand und seinen Bleichgesichtern, wenn sie in der Zeit bis morgen abend es wagen sollten, nach dem ‚Blauen Wasser‘ zu schleichen. Auch wir werden unser Ufer besetzen und jeden von euch töten, der sich an demselben sehen läßt. Auch ich habe gesprochen. Howgh!“
    Sie kehrten um und verschwanden einer nach dem andern jenseits der Furt hinter dem Gesträuch. Ich wendete mich zu Old Wabble:
    „Nun, Mr. Cutter, was sagt Ihr jetzt? Ist das nicht ein prächtiger Erfolg?“
    „Erfolg? Sogar prächtig? Ich glaube überhaupt an keinen Erfolg.“
    „Sie sind doch fort!“
    „Werden aber wiederkommen!“
    „Fällt ihnen nicht ein!“
    „Sie kommen wieder, sage ich Euch. Sie werden an einer andern Stelle herüberschwimmen.“
    „Um sich von uns erschießen zu lassen?“
    „Wollt Ihr das wirklich tun, was Ihr gesagt habt, nämlich das Ufer auf- und abwärts besetzen?“
    „Nein; das war nur eine Drohung.“
    „So werden sie also herüberkommen und uns folgen!“
    „Ich sage Euch, daß sie drüben bleiben werden, weil sie meine Drohung für wahr halten.“
    „Da wären sie dumm!“
    „Dumm oder nicht; sie werden bleiben; das könnt Ihr ja ihrer Drohung entnehmen.“
    „Welcher Drohung?“
    „Daß auch sie ihr Ufer besetzen werden. Übrigens nehmen sie jetzt als gewiß an, daß wir nur wegen Mr. Surehand gekommen sind und also nichts weiteres gegen sie im Schild führen. Wir sind sicher vor ihnen.“
    „Aber wenn sie ihr Ufer besetzen, werden sie merken, daß das unsrige unbesetzt ist, und dann kommen sie unbedingt herüber; th'is clear!“
    „Ja, sie werden es bemerken, aber nicht so schnell, wie Ihr denkt. Sie sind zur größten Vorsicht gezwungen. Herüberschwimmen können sie nicht, um sich zu überzeugen; das wäre höchst gefährlich für sie. Herübersehen? Das ist zu weit und würde auch nichts nützen, weil unsre Posten, wenn wir hier blieben, doch nicht offen zur Schau ständen, sondern so klug wären, sich zu verstecken. Dann kommt noch ein dritter Fall in Betracht. Könnt Ihr Euch den denken?“
    „Ich? Hm, nein. Aber ich möchte gern wissen, ob Mr. Surehand sich diesen unbekannten Fall denken kann.“
    Die Absicht des Alten bei diesen Worten war natürlich, den Scharfsinn Old Surehands auf die Probe zu stellen, und ich nahm an, daß dieser sich nicht darauf einlassen werde; aber der riesige Jäger klopfte ihm auf die Achsel und sagte mit einem vergnügten Lächeln:
    „Wollt Ihr ein Examen mit mir anstellen, alter Wabble? Das macht mir Spaß!“
    „Freut mich sehr, daß es Euch nicht beleidigt, sondern im Gegenteil ergötzt. Wenn man Mr. Shatterhand so reden hört, sollte man meinen, daß er allwissend sei; ist es da ein Wunder, wenn man gern erfahren möchte, ob Old Surehand auch etwas weiß?“
    „Den Gefallen kann ich Euch wohl tun, Mr. Cutter. Ich weiß auch etwas.“
    „Was?“
    „Der dritte Fall, den Mr. Shatterhand meint, ist folgender: Die Roten wollen sich

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