Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Wasser; seine Leute folgten ihm nach Indianerart, einer hinter dem andern.
    „Wie unvorsichtig diese Kerls sind!“ meinte Old Wabble.
    „Warum unvorsichtig?“ fragte Parker.
    „Weil sie gleich alle in den Fluß gehen und nicht erst einen herüberschicken, um sich zu vergewissern, daß wir fort sind. Nun kommen sie uns alle vor die Gewehre. Meine Kugeln stehen ihnen zu Diensten.“
    Er nahm sein Gewehr schußbereit; ich aber sagte:
    „Es wird nicht geschossen, Sir. Ich habe sie hier erwartet, nicht um sie zu töten, sondern um sie von unsrer Verfolgung abzubringen. Wenn sie umkehren und von uns lassen, ist es für uns ebensogut und noch besser, als wenn wir sie erschießen. Sobald der erste von ihnen nahe genug ist, zeigen wir uns ihnen; ihr legt die Gewehre auf sie an, während ich mit ihnen rede, schießt aber erst in dem Fall, daß ich meinen Stutzen sprechen lasse.“
    „Wie Ihr wollt“, brummte Old Wabble; „aber besser wäre es, wenn diese roten Hunde ausgelöscht würden, wie man ein Dutzend Kerzen ausbläst.“
    Er war kein Indianerfreund, und also mit meinem humanen Verhalten nicht einverstanden. Ich wartete, bis der Anführer uns auf zehn Pferdelängen nahe gekommen war; dann standen wir auf und traten hinter dem Gebüsch hervor. Alle unsre Gewehre richteten sich auf ihn und seine Leute. Sie sahen uns sofort.
    „Uff, uff, uff, uff!“ ertönten die Ausrufungen der Verwunderung, des Schreckens.
    „Halt!“ rief ich ihnen zu. „Wer einen Schritt weiter reitet oder seine Waffe erhebt, der wird erschossen!“
    Sie hielten an; sie konnten das tun, weil ihre Pferde nicht schwammen, sondern festen Grund hatten.
    „Uff!“ rief der Anführer. „Old Shatterhand ist noch hier! Warum hat er sich versteckt und ist nicht weitergeritten, wie wir dachten?“
    „Ah, habt ihr das gedacht?“ fragte ich. „So habt ihr geglaubt, daß ich kein Hirn besitze und mir nicht denken könne, daß ihr uns folgen werdet!“
    „Wir wollen Old Shatterhand nicht folgen.“
    „Wem denn?“
    „Niemandem.“
    „Wohin reitet ihr?“
    „Auf die Jagd.“
    „Ich denke, ihr seid hier, nur um zu fischen!“
    „Die meisten fischen; die übrigen jagen; wir wollen Fleisch machen, um es in unsre Wigwams zu bringen.“
    „Warum wollt ihr auf dieser Seite des Flusses und nicht drüben jagen?“
    „Weil wir glauben, hier mehr Wild zu finden.“
    „Ja, dieses Wild sind wir.“
    „Nein, dieses Wild sind die Büffel und Antilopen der Prärie und der Wassertäler.“
    „Seit wann ist es bei den roten Kriegern Sitte, sich die Gesichter mit Farben zu bemalen, wenn sie nur beabsichtigen, auf die Jagd zu gehen?“
    „Seit – seit – – – seit – – –“, er fand keine passende Antwort und rief mir darum zornig zu:
    „Seit wann ist es bei den Kriegern der Comanchen Sitte, jedem Bleichgesicht Rechenschaft darüber zu geben, was sie tun oder nicht tun wollen?“
    „Seit Old Shatterhand diese Rechenschaft verlangt! Ich habe Vupa Umugi, euerm Häuptling, gesagt, daß ich ein Freund der roten Männer bin, aber keine Gnade walten lasse, wenn ich angegriffen werde.“
    „Wir wollen Euch nicht angreifen!“
    „So kehrt sofort um!“
    „Das tun wir nicht, sondern wir reiten an Euch vorüber auf die Jagd!“
    „Versucht es! Es wird keiner von euch vorüber kommen, sondern der Fluß wird alle eure Leichen abwärts treiben und an das Ufer werfen.“
    „Uff! Wer hat hier zu gebieten, Old Shatterhand oder die Krieger der Comanchen?“
    „Old Shatterhand. Ihr seht all unsre Gewehre auf euch gerichtet; ich darf nur wollen, so gehen sie alle los, und auch meine Zauberbüchse wird zu euch reden. Ich gebe euch die Zeit, welche wir Weißen fünf Minuten nennen; wenn ihr dann eure Pferde nicht zur Rückkehr gewendet habt, wird keiner von euch überhaupt zurückkehren können. Ich habe gesprochen.“
    Ich nahm den Stutzen zur Hand, und wenn ich ihn auch nicht anlegte, was auf die Dauer von fünf Minuten ermüdet hätte, so hielt ich ihn doch so, daß seine Mündung gerade auf den Anführer gerichtet war. Er drehte sich im Sattel um und sprach einige leise Worte mit den hinter ihm im Wasser Haltenden; dann wendete er sich mir wieder zu und fragte:
    „Wie lange wird Old Shatterhand hier am Fluß bleiben?“
    „So lange, bis ich weiß, daß die Söhne der Comanchen nichts Böses gegen uns vorhaben.“
    „Das kann er jetzt schon wissen!“
    „Nein. Wir werden uns voneinander trennen und dieses Ufer weit hinauf und weit hinab

Weitere Kostenlose Bücher