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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lassen. Sie würden das sehen und daraus schließen, daß wir fort wollen. Die Tiere werden aber trotzdem bald Wasser haben, denn ich schlage nicht den Weg ein, den wir gekommen sind, sondern wir suchen das Flüßchen auf, an welchem die zwei Comanchen abwärts ritten. Warten wir nicht länger; es ist Zeit.“
    Wir brachen auf und ritten den Fluß abwärts, wobei wir so viel Gebüsch wie möglich zwischen ihm und uns liegen ließen, um von etwaigen jenseitigen Spähern nicht gesehen zu werden. Als wir nach ungefähr einer Stunde die Mündung des erwähnten Flüßchens erreichten, bogen wir in das Tal desselben ein, um, nachdem wir unsre Pferde hatten trinken lassen, am Wasser aufwärts zu reiten. Unsre Richtung war also westlich, während wir nach Osten wollten.
    Während dieses Ritts fand ich keine Zeit, mich mit Old Surehand allein zu unterhalten; ich wurde von andern Personen in Anspruch genommen. Die Erzählungen Old Wabbles über die Schrecken des Llano estacado hatten nämlich auf seine Zuhörer tiefen Eindruck gemacht. Kaum hatten wir die Furt verlassen, so mußte er weiter schildern. Ich machte meine Bemerkungen dazu und wurde infolgedessen gebeten, auch zu erzählen, was ich mit großem Vergnügen tat. Zu meiner heimlichen Genugtuung bemerkte ich bald, daß der beabsichtigte Erfolg nicht ausblieb; die Leute wurden nachdenklich und immer nachdenklicher. So, wie ich ihn schilderte und der alte Wabble ihn vorher beschrieben hatte, hatten sie sich den Estacado doch nicht vorgestellt, und es kam ihnen höchst gefährlich vor, eine solche Gegend aufzusuchen. Das sagten sie freilich nicht, aber ich sah es ihnen an; sie warfen einander Blicke zu, die mir ihre Gedanken verrieten.
    Wenn ich diese Leute los sein wollte, mußte es bald geschehen. Der beste Zeitpunkt, uns von ihnen zu trennen, war der, wenn wir nach den abgelaufenen zwei Stunden aus unsrer jetzigen Richtung abbogen. Ich fuhr also in meinen Erzählungen, die nicht etwa Übertreibungen waren, so lange fort, bis diese Zeit fast verflossen war; dann zog ich mich zurück, um ihnen Gelegenheit zu geben, ihre Meinungen ohne Zeugen auszutauschen. Diese Diplomatie führte zum gewünschten Ziel. Sie hielten sich zusammen und sprachen heimlich miteinander. Ich sah, daß einer dem andern zusprach und aufmunterte, wozu, das konnte ich mir denken.
    Ich wußte, daß wir nun bald einen kleinen, schmalen Bach erreichen würden, der von links her in das Flüßchen lief. Das war die geeignete Stelle, abzubiegen, weil der Bach uns Gelegenheit bot, unsre Spuren zu verbergen. Darum hielt ich eine kurze Strecke vorher an und sagte:
    „Mesch'schurs, die zwei Stunden sind vorüber, und wir haben es nun nicht mehr nötig, westwärts zu reiten. Seid ihr auch derselben Ansicht?“
    Old Surehand, Old Wabble, Parker und Hawley waren einverstanden; die übrigen wurden verlegen; sie sahen einander an; der eine stieß den andern an; dieser gab den Stoß weiter, bis der Mutigste von ihnen dieser fühlbaren Aufforderung folgte und auf die Gefahr hin, unsre Mißbilligung zu erhalten, die Unterhaltung mit der an mich gerichteten Frage begann:
    „Seid Ihr schon einmal in El Paso del Norte gewesen, Sir?“
    „Einige Male“, antwortete ich.
    „Wie lange bringt man wohl zu, um von hier aus nach dort zu kommen?“
    „Wer die Gegend genau kennt und gut beritten ist, kann in fünf bis sechs Tagen dort sein. Warum fragt Ihr mich nach diesem Ort, Mr. Wren?“
    Dies war nämlich der Name des Mannes. Er antwortete:
    „Das möchte ich Euch gern sagen, wenn ich wüßte, daß ihr nicht schlecht von uns denkt.“
    „Schlecht von euch denken? Wie sollte ich das! Habt ihr etwas Schlechtes begangen oder etwas Schlechtes vor?“
    „Keine Rede davon! Wir haben allerdings etwas vor; es ist nichts Schlechtes, kann aber von Euch doch mißverstanden werden.“
    „So sagt es mir! Dann wird es sich zeigen, ob ich es richtig oder falsch verstehe.“
    „Ja, ich will es Euch sagen. Es ist nämlich – hm! Es ist eine – hm, hm!“
    Er fuhr sich mit der Hand an den Hals; er kratzte sich hinter dem Ohr; es wollte gar nicht so grad heraus, wie es sollte. Dann fuhr er auf einem Umweg fort:
    „Ihr wißt, daß wir eigentlich nach Texas hinunter wollten; aber wir haben es uns anders überlegt.“
    „So?“
    „Ja, so! Als Ihr gestern abend mit Mr. Cutter vom Lagerplatz fort wart, haben wir davon gesprochen. In El Paso und jenseits des Norte ist doch mehr für uns zu finden als in Texas. Meint Ihr

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