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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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so schlechte Idee.« Gemma verließ ihren Platz am Kamin und setzte sich gegenüber von Dr. Rosenthal auf einen kleinen Stuhl. »Was ich nicht begreife, ist, wie derartige Überzeugungen jemanden dazu gebracht haben könnten, diese Frau zu ermorden.«
      »Ach, wissen Sie, selbst die harmlosesten Aspekte würden schon genügend Motive liefern. Dieses >Zurück zur Mutter Erde<, wie Sie es nennen, entwickelt sich meist zu einem aktiven Widerstand gegen diejenigen, die unsere natürlichen Ressourcen für ihre eigenen Zwecke ausbeuten, und da ist immer eine gehörige Portion Habgier im Spiel. Und dann gibt es Männer - und auch ein paar Frauen -, denen die Vorstellung von Frauen in Machtpositionen zuwider ist. Aber das wissen Sie sicherlich aus eigener Erfahrung.« Dr. Rosenthal sah sie durchdringend an. »Wie jedes System der Welterklärung kann auch der Paganismus sehr leicht zu fanatischen Auswüchsen führen. Sie könnten sagen, dass das Christentum im Grunde eine harmlose und friedfertige Religion ist, und doch ist es jahrhundertelang für unendliches Leid in der ganzen Welt verantwortlich gewesen.
      Aber die Verehrung der alten Gottheiten kann noch weiter gehen. Sie hat eine dunkle Seite, ein Element des Chaos, und es gibt Menschen, die danach streben, diese Kräfte auszunutzen und sie wieder auf die Menschheit loszulassen. Und dann gibt es solche, die sich darin verstricken, ohne es zu wollen. Sie sagten, dieser Mord habe sich in Glastonbury ereignet?«
      »Ja, ganz in der Nähe des Tor.«
      Dr. Rosenthal runzelte die Stirn. »Glastonbury ist schon immer ein Angelpunkt gewesen, ein Energieherd. Dion Fortune hat das begriffen - haben Sie ihre Bücher gelesen? Das sollten Sie tun. Dion Fortune war eine praktisch veranlagte Frau mit dem Herzen einer Dichterin, und sie wusste, dass das Gleichgewicht zwischen den alten und den neuen Kräften ein sehr empfindliches ist. Manche glauben, dass die alten Mächte der Erde ihre Lebenskraft geben, dass diese Mächte aber gebändigt werden müssen, damit wir nicht vom Chaos überwältigt werden.«
      »Aber wenn dem so wäre, wieso sollte dann irgendjemand das Gleichgewicht stören wollen?«
      »So wie es Kinder gibt, die die Finger nicht vom heißen Ofen lassen können, so gibt es auch immer Menschen, die mit dem Feuer spielen. Vielleicht gehörte Ihr Opfer ja zu ihnen.«
      Gemma dachte daran, was Faith ihr über Garnet erzählt hatte - und an die geheimnisvolle Kraft des Tor, die sie selbst verspürt hatte. »Halten Sie solche Dinge denn für möglich?«
      »Ich bin Jüdin, meine Liebe. Im letzten Krieg habe ich meine gesamte Familie in den Konzentrationslagern verloren. Wenn Sie mich fragen, was ich glaube, kann ich Ihnen nur sagen, dass diese Gräueltaten ein unwiderlegbares Beispiel für die Macht des Chaos sind, der ganz normalen Schlechtigkeit der Menschen Vorschub zu leisten und sie ins Ungeheure zu vergrößern.«
     
    Am Montagmorgen stand Kincaid schon eine halbe Stunde vor Ladenöffnung vor der Buchhandlung und wartete. Auf dem Weg dorthin hatte er Faith am Cafe abgesetzt.
      Nachdem er zehn Minuten lang die Passanten beobachtet hatte, sah er Nick mit seinem Motorrad vorbeifahren und in die Benedict Street einbiegen. Einige Augenblicke später kam Nick zu Fuß um die Ecke. Er ging schnell, doch als er Kincaid erblickte, kam er für einen Moment aus dem Tritt. Dann fing er sich wieder und ging mit einem entschlossenen Ausdruck auf seinem hübschen Gesicht weiter.
      Als Nick auf seiner Höhe war, stieß Kincaid sich von der Hauswand ab. »Wir müssen uns unterhalten.«
      »Ich muss den Laden aufschließen.«
      »Dann komme ich eben mit Ihnen.«
      Nick zögerte, dann zuckte er mit den Achseln und schloss auf. Kincaid folgte ihm in den Laden, und Nick drehte das Schild mit der Aufschrift Geöffnet nach außen.
      »Jack und Faith haben sich Sorgen um Sie gemacht.« Kincaid nahm ein Buch über den Tierkreis von Glastonbury von dem vorderen Tisch.
      »Ich konnte doch nicht... nachdem die Polizei... ich hab mich tierisch geschämt, wenn Sie’s genau wissen wollen.«
      »Nun ja, es hat den Anschein, als hätten Sie den ersten Platz auf der Verdächtigenliste eingebüßt, falls das Ihnen ein Trost ist. DCI Greely hat inzwischen Jack in die Spitzenposition befördert, aber die Idee von Faith als Helfershelferin gefällt ihm immer noch gut.«
      »Sie machen Witze!«
      »Mache ich nicht. Wenn wir alle Zusammenarbeiten würden,

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