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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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erwidern konnte. »Andrew, wir sind schon so lange befreundet. Jack ist ein guter Mensch, und deine Schwester bedeutet ihm sehr viel. Was könntest du dir denn mehr für sie wünschen?«
      »Jemanden, der kein Spinner ist«, entgegnete er verbittert. Er hatte die Aufzeichnungen gelesen, die sie offen im Pfarrhaus hatte herumliegen lassen, so als ob eine Korrespondenz mit einem toten Mönch nichts sei, wofür man sich schämen müsste. Ja, er wusste alles über ihre kleine esoterische Tafelrunde, und es machte ihn krank.
      Aber das war nicht die volle Wahrheit. Er hatte nie sein Leben mit einer anderen Frau als seiner Schwester teilen wollen, und Jack Montfort hatte ihm das weggenommen. Der vertraute Rhythmus ihrer gemeinsam verbrachten Tage war für ihn wie ein Anker gewesen, ein ruhender Pol, und ohne sie trieb er hilflos dahin.
      Und als ob das noch nicht genug wäre (so dachte er, als er sich von Suzanne verabschiedete), hatte er jetzt auch noch erfahren, dass Montfort Winnie gefährlich nahe an Dinge herangeführt hatte, die sie nie erfahren sollte... Dinge, die um jeden Preis vor ihr verborgen werden mussten.
     
    Nachdem er einen ganzen Vormittag zu Hause verbracht und sich so lange wie möglich mit Kaffeetrinken und Zeitunglesen aufgehalten hatte, konnte Bram Allen sich nicht länger davor drücken, in die Galerie zu fahren - so ungern er Fiona allein lassen mochte.
      Wäre er gestern Abend zu Hause gewesen, dann hätte er Jack Montfort vielleicht daran hindern können, die schreckliche Erinnerung an Winnie Catesbys Unfall wieder aufzuwühlen. Warum musste ausgerechnet Fiona Winnie auf der Straße finden? Und warum wollte Winnie Fiona aufsuchen - vorausgesetzt, das stimmte tatsächlich -, ohne eingeladen oder zumindest angekündigt zu sein?
      Stirnrunzelnd knöpfte er sein sauber gebügeltes Hemd zu, wählte eine Krawatte aus und ging nach seiner Frau sehen.
      Er fand sie im Atelier. Sie saß auf ihrem Hocker, doch zu seiner Erleichterung war die Staffelei leer, und sie hatte die Hände müßig in den Schoß gelegt.
      »Alles in Ordnung, Schatz?«, fragte er und nahm sie in die Arme. Früher einmal hatte er geglaubt, er hätte das Zeug zum Künstler. Und dann begegnete er Fiona, sah die Leinwand unter ihrem Pinsel zu strahlendem Leben erwachen und wusste von da an, dass er diese Gabe nie besitzen würde. So förderte er also ihre Arbeit nach Kräften, schirmte sie von den Unbilden des Lebens ab und empfand mit ihr gemeinsam den Stolz auf ihren Erfolg - so lange, bis sie begann, das eine Motiv zu malen, dessen Anblick er nicht ertragen konnte.
      Fiona ließ sich mit dem Rücken an seine Brust sinken. »Es ist nur... da ist diese merkwürdige Spannung in den Dingen. Ich dachte, wenn ich anfinge zu malen, würde sie sich lösen; aber als ich dann Winnie fand, war ich mir sicher, dass meine Empfindung darauf vorausgedeutet hatte. So etwas wie Präkognition vielleicht. Aber das Gefühl ist immer noch da.«
      »Es könnte einfach nur Stress sein, allgemeine Überlastung. Versuch dir nicht zu viele Gedanken zu machen, Schatz.«
      »Sicher hast du Recht«, murmelte Fiona, aber er war keineswegs überzeugt, dass sie wirklich so dachte.
      Er schloss sie fester in die Arme. »Ich liebe dich, Fi. Das weißt du doch, nicht wahr?«
      »Natürlich weiß ich das. Wie kommst du nur darauf, dass es anders sein könnte?« Sie tätschelte seine Hand. »Geh nur. Um mich musst du dir keine Sorgen machen, das verspreche ich dir.«
      Damit musste er sich zufrieden geben.
     
    Vorsichtig öffnete Jack die Tür des Gästeschlafzimmers um einen Spalt und spähte hinein. Faith lag auf der Seite und hatte das Kinn auf die zu Fäusten geballten Hände gelegt. Der Anblick ihres unschuldigen, im Schlaf entspannten Gesichts gab ihm einen Stich. Das Mädchen dort im Bett hätte sein Kind sein können, dachte er, seine kleine Olivia - wenn sie nur überlebt hätte.
      Er wandte sich ab, schloss lautlos die Tür und ging zurück in die Küche. Weil ihm niemand sonst mehr eingefallen war, den er hätte anrufen können, hatte er David Sanborne aus dem Bett geklingelt und ihn gebeten, nach Faith zu sehen. Erschöpfung, Stress und Unterkühlung, so hatte Davids Diagnose gelautet - nichts, was man mit einer Wärmflasche und reichlich Ruhe nicht hätte beheben können. Allerdings musste das Mädchen in Zukunft auf solche verrückten Eskapaden verzichten, wenn sie nicht riskieren wollte, dass die Wehen vorzeitig

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