07 Von fremder Hand
einsetzten.
Aber nachdem Jack ihr endlich eine einigermaßen schlüssige Geschichte entlockt hatte, ging Faith ihm mit ihrer Sorge um Garnet so lange auf die Nerven, bis er schließlich die Polizei anrief. Der Dienst habende Beamte inYeovil erklärte ihm, sie könnten Garnet Todd vor Ablauf von vierundzwanzig Stunden nicht offiziell als vermisst melden. Jack hinterließ eine Nachricht für Detective Greely, und erst danach war Faith in einen unruhigen Schlaf gefallen.
Nachdem er selbst ein paar Stunden geschlafen hatte, verbrachte Jack den Vormittag damit, Anrufe entgegenzunehmen Und selbst im Krankenhaus nachzufragen. Winnies Zustand war weiterhin stabil, und Suzanne Sanborne hatte sich erboten, den Vormittag über bei ihr zu bleiben.
Inzwischen wartete er auf die versprochene Ankunft seines Cousins. Duncan hatte am Abend zuvor angerufen und angekündigt, dass er übers Wochenende kommen würde. So erleichtert er auch war, begann Jack dennoch, sich Gedanken zu machen. Wie sollte er die Ereignisse der vergangenen Monate erklären? Würde Duncan ihn für ebenso verrückt halten, wie es die Polizei offensichtlich tat? Doch das spielte keine Rolle, sagte er sich. Er musste Duncan davon überzeugen, dass Winnie in Gefahr war. Und jetzt hatte er auch noch Angst um Faith.
Wie viel von dem wirren Zeug, das sie gestern Abend von sich gegeben hatte, waren Fieberfantasien gewesen? Nick hatte am Morgen angerufen und gesagt, er glaube, Garnet habe Winnie mit ihrem Lieferwagen angefahren. Aber warum sollte Garnet Todd so etwas tun? Und wenn es stimmte - wo war denn Garnet jetzt?
Jack füllte den Kessel mit Leitungswasser und löffelte dann lose Teeblätter in die alte Brown-Betty-Teekanne aus Terrakotta, die seiner Mutter gehört hatte. Hatte er nicht irgendwo gelesen, dass Tee das Denken stimulierte? Wenn das der Fall war, dann hätte er nach der nächsten Tasse Sherlock Holmes Konkurrenz machen können; doch in seiner Suche nach Antworten war er noch keinen Schritt weitergekommen.
Er hatte soeben das kochende Wasser in die Kanne gegossen, als es an der Haustür klingelte. Jack eilte hin und riss die Tür weit auf.
Während er seinem Cousin die Hand schüttelte, stellte er fest, dass der hohläugige Blick, der ihm beim letzten Treffen an Duncan aufgefallen war, verschwunden war. Aber wer war die hübsche Rothaarige an seiner Seite?
Mit einem herzlichen Lächeln streckte sie ihm die Hand hin. »Jack, ich bin Gemma James. Ich nehme an, Duncan hat Ihnen gesagt, dass ich mitkomme?« Der Blick, den sie seinem Cousin zuwarf, war zugleich liebevoll und vernichtend. »Deine Manieren lassen einiges zu wünschen übrig, mein Schatz.«
Sie hatten zuallererst die heikle Frage geklärt, wo sie übernachten würden. Jack entschuldigte sich vielmals und erklärte, dass er gerade jemanden im Gästezimmer untergebracht habe, er würde aber mit seinen Sachen in sein altes Zimmer umziehen und ihnen das große Schlafzimmer überlassen. Angespornt durch einen gezielten Tritt gegen den Knöchel, den Gemma ihm unter dem Küchentisch verpasste, zierte Kincaid sich und sagte, sie würden sich irgendwo eine Pension suchen, worauf Jack ein Haus in der Nähe der Abtei empfahl.
Gemma atmete innerlich auf. Sie fand das düstere alte Haus mit seinen hässlichen viktorianischen Möbeln deprimierend, und die dunkle Masse des Glastonbury Tor, die den Garten hinter dem Haus überschattete, erweckte in ihr unerwartete klaus-trophobische Gefühle. Es schien, als könne der Berg jeden Moment nach vorne kippen und das Haus unter sich begraben.
Beim Tee berichtete Jack stockend von seinem Erlebnis mit dem automatischen Schreiben. Er erzählte, wie er Winnie Catesby kennen gelernt hatte und wie die anderen nach und nach zu der Gruppe gestoßen waren, und er schloss mit Garnet Todds plötzlichem Verschwinden am Tag zuvor.
Wenn Kincaid von Jacks Geschichte in irgendeiner Weise überrascht war, so ließ er es sich nicht anmerken. Seine Miene blieb neutral und drückte lediglich wohlwollendes Interesse aus - eine Demonstration seiner Kunst des Zuhörens, die Gemma bewusst machte, wie schmerzlich sie die Arbeit mit ihm vermisste.
»Kannst du es auf Kommando?«, fragte Kincaid, als Jack eine Pause machte. »Das automatische Schreiben meine ich?«
»Ich - ich weiß nicht. Ich habe es schon oft genug in Gegenwart von Nick oder Simon Fitzstephen gemacht, aber -«
Kincaid beugte sich vor; das Leuchten
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