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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Die Gemeinschaft von Avalon
     
    Kincaid stand in dem dichten, mit Nesseln durchsetzten Gras am Rand der Basketfield Lane und sah zwei Beamten von der Spurensicherung zu, wie sie die Karosserie von Garnets Lieferwagen zur Sicherstellung von Fingerabdrücken einstäubten.
      Als er DI Greely gefragt hatte, ob er sich den Tatort einmal ansehen dürfe, hatte dieser ihm einen strengen Blick zugeworfen und erwidert: »Sie kriegen wohl in London noch nicht genug Morde? Komische Art, seinen Urlaub zu verbringen, wenn Sie mich fragen.« Doch er hatte nichts dagegen einzuwenden gehabt, und Kincaid war ihm mit Gemmas Wagen gefolgt. Sie waren die Ashwell Lane bis zum Ende gefahren und dann rechts abgebogen. Zwar waren sie nur ein paar hundert Meter von Jacks Haus entfernt, doch die enge, von Hecken gesäumte Landstraße erschien ihm wie eine fremde Welt.
      Durch das tief hängende Geäst der Bäume konnte Kincaid gerade eben den steilen Osthang des Tor ausmachen, mit der Schlange von Kletterern, die dem Zickzackpfad nach oben folgten. So still die Luft hier auf der Straße schien, konnte er doch sehen, wie der Wind an den Kleidern der Bergwanderer zerrte. Auf dem Gipfel würde es sehr kalt sein.
      Greely, der ein paar Meter von ihm entfernt stand, steckte seine Hand wieder in die Jackentasche und kam dann auf Kincaid zu. »Der Doktor ist jetzt auf dem Weg hierher«, sagte er und fügte hinzu: »Der alte Doc Lamb hat eine gut gehende Praxis, da müssen wir manchmal eine Weile warten. Aber er ist der Beste, den es gibt - der hat das schon gemacht, als ich noch gar nicht bei der Truppe war.«
      Der Transporter der Gerichtsmedizin war ebenfalls schon eingetroffen. Der Fahrer hatte ihn sauber in der nächstgelegenen Ausweichbucht geparkt; jetzt saßen er und der Assistent auf ihren Sitzen, aßen Sandwichs und teilten sich eine Zeitung.
      »Schon merkwürdig, dass die junge Freundin Ihres Cousins annahm, die Frau hätte sich das Leben genommen.« Greely suchte sich einen trockenen Grashalm, knickte ihn ab und begann nachdenklich darauf herumzukauen.
      Kincaid beobachtete ihn und fragte sich, ob Stadtkinder jemals lernen würden, Gras auf genau diese Art zu kauen. »Sind Sie hier aus der Gegend?«, fragte er.
      »Geboren bin ich in Dorset, gerade auf der anderen Seite der Grenze. Aber ich habe nie weiter als zirka dreißig Kilometer vom Tor entfernt gewohnt, seit ich ein kleiner Junge war.«
      »Sagen Sie mir doch, was Sie bisher herausgefunden haben, wenn es Ihnen nichts ausmacht.« Kincaid deutete auf den Lieferwagen. »Warum sind Sie sich so sicher, dass es kein Selbstmord war.«
      »Der Lieferwagen war abgeschlossen, Schlüssel haben wir nicht gefunden. Klar, sie könnte sich eingeschlossen haben, das Fenster runtergekurbelt und sie weggeworfen haben, aber in dem Fall müsste sie einen Wurfarm wie ein Kricketprofi gehabt haben. Wir haben die Gegend gründlich abgesucht - keine Spur von irgendwelchen Schlüsseln. Ergibt sowieso keinen Sinn«, meinte er, indem er den Grashalm von einem Mundwinkel in den anderen beförderte. »Ich kann mir vorstellen, dass sie sich einschließen würde, aber was würde es bringen, die Schlüssel wegzuschmeißen?«
      »Und die Todesursache?«
      »Wissen wir noch nicht genau. Nichts Offensichtliches. Keine aufgeschnittenen Pulsadern; keine Anzeichen für das übliche Erbrechen nach Einnahme von Tabletten; kein Schlauch, der vom Auspuff durch ein Fenster ins Wageninnere führt. Und sie war hinten im Laderaum - sieht aus, als ob jemand sie da abgeladen hatte. Sie hat jedenfalls nicht versucht, es sich für ihre letzten Minuten auf dieser Erde noch bequem zu machen.«
      »Dürfte ich mal einen Blick reinwerfen?«, fragte Kincaid, dessen Neugier wuchs.
      Greely ließ den Grashalm fallen und nickte phlegmatisch. »Bitte sehr.«
      Kincaid ging auf den Lieferwagen zu, wobei er sorgfältig darauf achtete, denselben Weg zu nehmen wie die Männer von der Spurensicherung. Die Hecktüren standen offen. Im Laderaum des Wagens summten Fliegen, und der wohl bekannte Geruch des Todes schlug ihm entgegen. Die Leiche der Frau lag eingekeilt in einem freien Winkel an der Seitenwand, und ein paar verschmierte Stellen in dem Staub, der den Boden bedeckte, ließen ihn vermuten, dass jemand sie an diese Stelle geschoben hatte, zwischen dem Chaos aus Fliesen und Gerätschaften, die auf den schmutzigen Gummimatten verstreut lagen. Sie lag mit den Füßen zu ihm, die in altmodischen

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