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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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gleich den Sauerstoffschlauch rausziehen, Winnie. Jetzt, wo Sie wach sind, brauchen Sie den nicht mehr. Jetzt holen Sie mal tief Luft, und atmen Sie aus, wenn ich es Ihnen sage.«
      Jack drückte Winnies Hand fester, während die Schwester den Schlauch herauszog, sobald Winnie ausatmete.
      »Ich weiß, dass es wehtut«, sagte Maggie. »Ich gebe Ihnen einen Schluck Wasser, das hilft garantiert.« Sie holte einen Becher und hielt Winnie den Strohhalm an die Lippen. »Nicht zu viel auf einmal, ja? Sobald wir sehen, dass Sie keine Probleme mit dem Trinken haben, entfernen wir die Magensonde auch.«
      Winnie ließ den Strohhalm aus ihrem Mund gleiten, sank auf das Kissen zurück und schloss die Augen.
      »Ruh dich schön aus, Liebling«, sagte Jack. Seine Stimme war immer noch unstet. »Bald bist du wieder gesund.«
      Doch einen Moment später öffnete sie wieder die Augen und versuchte zu sprechen. Da sie keinen Laut hervorbrachte, fasste sie sich an den Hals und versuchte es erneut. »Was... ist passiert?« Ihre Stimme war ein kaum hörbares Flüstern. »Wie viel Uhr ist es?«
      Jack sah Maggie an. Sie nickte. Mit sanfter Stimme sagte er:
      »Du hattest einen Unfall. Mit deinem Fahrrad. Du liegst jetzt seit zwei Tagen im Krankenhaus.«
      »Tagen?«
      »Du hast dir den Kopf aufgeschlagen, aber das wird schon wieder.«
      »Ich kann mich nicht erinnern... Ich wollte irgendwohin - da war etwas, was ich tun musste...«
      »Mach dir keine Gedanken. Es wird dir schon wieder einfallen. Aber jetzt musst du erst einmal ruhen.«
      Mit einer Folgsamkeit, die ihn tief berührte, schloss Winnie die Augen. Bald schon wurde ihre Atmung langsamer und regelmäßiger.
      »Sie ist doch nicht -« In Panik wandte Jack sich an Maggie. »Sie hat doch nicht wieder das Bewusstsein verloren, oder?«
      Maggie lächelte. »Das ist nur ein ganz gewöhnliches Nickerchen. Ein gutes Zeichen. Sie wird anfangs noch sehr schwach sein. Aber sie ist über den Berg.«
      »Aber wird sie sich an den Unfall erinnern können, oder an das Geschehen davor?«
      »Das menschliche Gehirn ist ein merkwürdiges Ding. Manchmal lassen sich die Lücken nicht mehr schließen. Wir müssen ganz einfach abwarten.«
      »Jack?«
      Winnie hatte die Augen geöffnet.
      »Ja, Liebling. Ich bin hier.«
      »Du bist zum Essen gekommen... Andrew war dort... Da war etwas, was ich dir über Andrew sagen wollte. Warum kann ich mich nicht erinnern?«
      Maggie warf einen raschen Blick auf den Herzmonitor und unterbrach sie. »Das ist genug für den Moment. Sie müssen sich ausruhen, Winnie. Ihr Jack wird gleich draußen vor der Tür warten, bis Sie wieder aufwachen.«
      Jack folgte ihrer indirekten Aufforderung. Er küsste Winnie zärtlich auf die Wange und verließ die Intensivstation. Im Wartebereich ließ er sich auf den erstbesten Stuhl fallen und gab sich dem Gefühl tiefer Erleichterung und Dankbarkeit hin, das ihn überkam.
      Doch einen Augenblick später erstarrte er plötzlich und runzelte die Stirn. Wie konnten sie denn herauszufinden hoffen, was genau passiert war und warum, da doch Winnie ganz offensichtlich einen kompletten Tag verloren hatte?
     
     

* 12
     
    So versank Glastonbury in der Dunkelheit des Mittelalters, doch Avalon lebte in den Herzen der Menschen weiter, und die Artussagen verwoben sich mit seiner alten Geschichte.
    Hierher kamen die Ritter, die den Gral suchten. Sie überquerten den Fluss Bme bei Pons Perilis, der »Brücke der Gefahren«, und wachten die ganze Nacht in der Kapelle am Fuße des Wearyall Hill, von wo sie das Wasser überblickten, und wo dunkle Versuchungen auf sie einstürmten, die Seele auf die Probe zu stellen.
     
    Dion Fortune, aus: Glastonbury
     
    Der junge Mann sah aus wie eine zum Leben erwachte griechische Statue. Hoch gewachsen und schlank, mit breiten Schultern, auf denen ein graziler Hals ruhte, hatte er klassisch geschnittene Gesichtszüge und einen vollkommen geformten Kopf, der von dichten dunklen Locken umhüllt war.
      Gemma entschied augenblicklich, dass kein Mensch so schön und zugleich ganz und gar vertrauenswürdig sein konnte. »Hallo«, sagte sie. »Sie müssen Nick sein.«
      Er nickte. »Und wer sind Sie?«
      »Ich bin Gemma. Mein... äh, mein Freund... ist Jacks Cousin. Wir sind hergekommen, um zu helfen.«
      »Wo ist Jack?« Er drängte sich an ihr vorbei.
      Während Gemma ihm in die Küche folgte, antwortete sie: »Er ist zu Winnie

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