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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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nicht hin«, beharrte das Mädchen. »Ich kann nicht. Garnet - Garnet hat mir versprochen, dass sie sich um mich kümmert... wie konnte sie mich nur so im Stich lassen?« Sie begann wieder zu weinen, ihre Schultern bebten.
      Gemma legte die Arme um das Mädchen, drückte es an sich und murmelte: »Ist ja gut, ist ja schon gut«, genau wie sie es bei ihrem eigenen Sohn getan hätte. Faith war schließlich auch noch ein Kind, und sie hatte gerade die Frau verloren, die für sie in einem gewichtigen Sinne so etwas wie eine Ersatzmutter gewesen war.
      Nach einer Weile ließ Faiths Schluchzen nach, doch sie vergrub ihr Gesicht weiterhin an Gemmas Schulter und schniefte hin und wieder. Gemma strich ihr die kurzen, feuchten Haare aus der Stirn.
      Faith lächelte schläfrig und flüsterte: »Sie sind nett. Wie meine Mum«, während ihr die Augen allmählich schon zufielen. Wenige Augenblicke darauf schlief sie bereits, und nicht einmal das laute Summen der Türklingel konnte sie aufwecken.
     
    Jack war verblüfft, wie bald es ihm schon ganz normal vorkam, an Winnies Bett zu sitzen, ihre Hand zu streicheln und mit ihr zu sprechen, als könne sie ihn verstehen. Er erzählte ihr, dass sein Cousin zu Besuch gekommen sei und dass Faith für eine Weile bei ihnen wohnen würde. Von Garnets Tod sagte er nichts.
      Seine Gedanken schweiften zu Duncan ab. Was hatte er herausgefunden, als er Detective Greely begleitet hatte? Wie war Garnet zu Tode gekommen? Und wie hatte sein Cousin - dieser Junge, der jedes Mal vor Kummer ganz blass geworden war, wenn sie einen verletzten Fuchs oder einen toten Vogel auf der Straße gefunden hatten -, wie hatte er sich in einen Mann verwandeln können, an dem die Begegnung mit dem Tod so spurlos vorüberzugehen schien?
      Als Maggie, die heute wieder Dienst hatte, ihm zu verstehen gab, dass es Zeit für eine Pause sei, ging er widerstrebend in die Krankenhauskantine und bestellte sich ein Sandwich. Suzanne Sanborne hatte ihm erzählt, Andrew sei fast den ganzen Vormittag dort gewesen, sei aber nicht zu seiner Schwester hineingegangen.
      Sie hatte hinzugefügt: »Ich will Sie ja nicht beunruhigen, aber Andrew benimmt sich wirklich merkwürdig. Er wirkt so unberechenbar... Passen Sie nur gut auf sich auf, ja?«
      Auf dem Rückweg zur Intensivstation ließ Jack sich die Sache durch den Kopf gehen. Er hatte sich wegen Andrews Verhalten Sorgen um Winnie gemacht - an sich selbst hatte er dabei nicht gedacht. Andrew war Lehrer, sagte er sich - ein Akademiker, der vermutlich noch nicht einmal als Schüler hin und wieder einem Kameraden eins auf die Nase gegeben hatte. Sollte er sich doch mit ihm anlegen, wenn er unbedingt wollte.
      »Sie ist sehr unruhig gewesen, während Sie fort waren«, ließ ihn Maggie wissen, als er in der Station ankam. »Sie sollten sie ermuntern, aufzuwachen und mit Ihnen zu reden oder sie zumindest wissen zu lassen, ob sie verstehen kann, was Sie sagen.«
      Jack rückte seinen Stuhl so dicht wie möglich an das Bett heran, und als er die Hand ausstreckte, um Winnies Wange zu streicheln, bemerkte er, dass seine Finger zitterten. »Wie ich höre, hast du mich vermisst«, begann er, bemüht, einen leichten Ton anzuschlagen. »Ich habe immer schon gewusst, dass ich unwiderstehlich bin.« Er nahm ihre Hand und küsste sie. »Ich lasse dich nicht allein, wenn ich nicht unbedingt muss - das weißt du. Aber du musst aufwachen und mit mir reden - du musst es für mich tun. Du fehlst mir, Winnie, und ich muss einfach wissen, dass du mich hören kannst. Wach auf, Liebling, bitte! Sprich mit mir.«
      Hatte er gespürt, wie sich ihre Hand bewegte? Winnies Augenlider hatten gezuckt, da war er sich sicher. Und dann blinzelte sie einmal, zweimal und schlug die Augen auf. Er sah, wie die bewusste Wahrnehmung allmählich in ihren Blick zurückkehrte. Dann richteten sich ihre Augen auf sein Gesicht, und er wusste, dass sie ihn erkannte.
      So intensiv war das Gefühl der Erleichterung, das ihn durchströmte, dass es ihm fast die Kehle zuschnürte und seine Augen in Tränen schwammen. Er senkte den Kopf, und im selben Moment spürte er, wie ihre Hand die seine krampfhaft umklammerte.
      Als er aufblickte, sah er, dass ihre Augen von Panik geweitet waren. Sie warf den Kopf hin und her und tastete mit der freien Hand unbeholfen nach den Schläuchen.
      Maggie war augenblicklich zur Stelle, um sie zurückzuhalten und beruhigend auf sie einzureden. »Wir werden Ihnen

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