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sich gefragt, warum. So wie die anderen Biester auch.
Ich selbst hatte mich auch nicht vorbildlich verhalten. Die Sicherheit, mit der ich als Königin auftrat, war ausschließlich meiner Unwissenheit geschuldet.
Ich hatte keinen blassen Schimmer, was meine Pflichten als Monarchin waren.
Um es noch deutlicher zu sagen: Ich war zu dämlich, um Angst zu haben.
Antonia hatte Sitz gemacht und schien uns auszulachen, mit ihrem breiten Maul und ihren Millionen von Zähnen. Ihr Fell hatte die gleiche Farbe wie ihr Haar, satt und dunkel. Auffällig war ein weißer Klecks auf ihrer Brust in der Form eines Diamanten. Der Klecks hatte einen roten Fleck und Blut tröpfelte von ihrer Zunge, als sie hechelte.
Tina untersuchte das tote Biest. „Dieses hier scheint das zu sein, das Betsy Sandy genannt hat."
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Er war ein korpulenter Mann, gebaut wie ein Farmer, mit breiten Schultern und langen, kräftigen Beinen. Nicht so groß wie Skippy, aber dennoch eindrucksvoll. Er trug kein Hemd und seine Jeans waren zerrissen. Keine Socken, keine Schuhe. Seine Füße waren schmutzig; wer wusste, wie lange er schon so herumgelaufen war.
Ihm war die Kehle herausgerissen worden. Unter anderem.
„Sie hat seine Spur im Müll hinter dem Haus aufgenommen, dem Zeug, das die Handwerker zurückgelassen haben, nachdem sie das Haus renoviert haben", erzählte Garrett. „Wir sind ihm die ganze Nacht gefolgt. Sie hat ihn allein überrascht und .. na ja, ihr seht ja selbst."
„Das tun wir."
Okay, also lag wieder einmal eine Leiche in meinem Haus, und das war auf jeden Fall schlecht. Zumindest waren Marc und Jessica nicht hier. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte: Gut gemacht? Böser Werwolf? Danke? Lauf nie wieder weg, um jemanden zu ermorden, oder es setzt was? Mord böse? Mord gut?
Ich entschied mich schließlich, meiner Sorge um meine Sorge Ausdruck zu verleihen. „Um Himmels willen, Antonia! Du hättest dabei umkommen können! Böser, böser Werwolf!" Ich beugte mich zu ihr hinunter und wackelte mit dem Zeigefinger (ohne dabei den vielen Zähnen zu nahe zu kommen).
„Dieses Verhalten bringt dich noch einmal um und was macht dann Garrett ohne dich? Es ist wirklich süß von dir, helfen zu wollen, aber ich will nicht, dass du noch einmal ganz alleine losziehst."
Gelangweilt leckte Antonia Blut von ihrer linken Pfote.
„Das meine ich ernst!"
Der Werwolf gähnte.
„Wenn du deiner Standpauke noch etwas hinzufügen willst", sagte Sinclair mit zuckenden Lippen, „dann solltest du dich beeilen. Ich schätze, die Sonne wird in weniger als fünf Minuten aufgehen."
„Verdammter Mist!" Während Sonnenlicht mir nichts anhaben konnte, fiel ich bei Sonnenaufgang immer noch schlagartig in einen tiefen Schlaf. Tiefer noch als andere Vampire. Anscheinend war das der Preis, den man bezahlte, wenn man die Königin war.
Ich versuchte meine Strafpredigt schnell zu Ende zu bringen, aber Sinclair hatte sich (unabsichtlich, dessen bin ich sicher!) getäuscht. Zwei Sekunden später ging die Sonne auf.
„Da geht sie hin", kommentierte Tina, als der Fußboden auf mein Gesicht zuflog und alles dunkel wurde.
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Jemand war so umsichtig gewesen, mich ins Bett zu tragen (ich hoffte inständig, dass es Sinclair gewesen war), und ich erwachte mit einem großen Post-it auf meiner Stirn.
Ich riss es ab und las: Es gibt neue Entwicklungen! Komm runter, sobald du etwas gegen deinen fürchterlichen Vampir-Mundgeruch getan hast. Deine Mutter will wissen, wie lange sie noch mit Baby Jon festsitzt. Ich glaube, er zahnt wieder.
Oh, prima, Jessica war zurück. Und mein armer Bruder! Er sabberte wie Hund, wenn er einen neuen Zahn bekam. Ich hatte selbst gesehen, wie er eine Steppdecke durchnässt hatte. Meistens war er unglaublich niedlich, mit seinen schwarzen Haarpuscheln, den blauen Augen und den süßen pummeligen Armen und Beinen, aber ich konnte seinen Anblick kaum ertragen, wenn ihm der Sabber derart aus dem Mund lief.
Ich grinste (ich konnte nicht anders) bei der Vorstellung, wie entsetzt meine Mutter gucken würde, wenn er einen ihrer kostbaren Quilts vollspuckte.
Ich hüpfte aus dem Bett, zog das Outfit des Vortages aus, putzte mir die Zähne und bürstete mein Haar. Dann zog ich graue Leggings, ein dunkelblaues Sweatshirt und flache schwarze Schuhe (ohne Socken) an.
Danach eilte ich die Treppe hinunter und in die Küche.
„.. habe ihn ganz einfach niedergestreckt", prahlte Antonia gerade. „Schaut mal, ich habe nicht einen
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