07
dritte Tasse Kaffee."
„Manche Mädchen bekommen Perlen zu ihrem sechzehnten Geburtstag.
Laura hingegen hat von ihrer Mutter Waffen aus Höllenfeuer bekommen."
„Mir sagt ja keiner was. Ich hätte mir denken können, dass deine Schwester genau so ein Freak wie du ist", grollte er und rappelte sich auf. Sofort stieß ihn Laura, die immer noch ihr Lichtschwert schwang, zurück auf den Bücken.
„Jetzt mal sachte, Laura." Ich versuchte mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen.
„Sie war in Schwierigkeiten und du hast einfach zugesehen", zischte meine süße, gutmütige, tödlich gefährliche Schwester. „Sie hätte verletzt oder getötet werden können! Beschützen und Dienen, verarschen kann ich mich selbst!"
Oh, oh, sie hatte „verarschen" gesagt. Sie musste wirklich sehr wütend sein.
„Das war ein Biest! Sie hat gesagt, dass es ein Biest war! Du hast uns hierhingebracht und dann hat sie ein Biest angegriffen! War das dein Plan? Was führst du noch im Schilde, abgese
82
hen davon, deine verbrecherischen Polizisten zu fassen?" Sie rammte ihr Schwert unter sein Kinn und das Licht ließ Wasser in seine Augen schießen.
Es war nur ein Bluff, ihr Schwert war nur bei übernatürlicher Magie wirksam: Vampire, Werwölfe, Zaubersprüche. Und nur, wenn sie es wollte, weswegen ich auch ungeschoren davongekommen war. Aber das wusste Nick nicht.
„Nimm das Ding weg", knurrte er. Er wagte es nicht, die Waffe selbst zur Seite zu schlagen. „Meinst du, ich würde einen verdammten Zeugen mitnehmen, wenn ich vorhätte, deine Schwester kaltzumachen?"
„Schluss jetzt. Das reicht, hört auf damit!" Sanft zog ich meine Schwester weg.
„Laura, steck das Ding weg, bevor es die halbe Straße sieht."
Missmutig gehorchte sie und steckte ihr Schwert zurück in die .. eigentlich steckte sie es nirgendwohin. Niemand wusste, wohin die Waffen verschwanden, nachdem sie damit gewütet hatte.
„Und du!" Nick, der dabei war, sich aufzurappeln, geriet wieder ins Taumeln, als ich zu ihm herumfuhr. „Sie hat recht. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich ein Biest auf und versucht mich zu töten. Und du schaust einfach zu?"
„Was weiß ich denn schon, wie man Vampire umbringt? Meine Kugeln können dir nichts anhaben. Glaube ich." Die Wahrheit war, wir wussten es nicht. Seine Kugeln hatten schon einmal einen Vampir getötet. Mehr oder weniger während meiner Flitterwochen. „Warum sollten sie dann dieses Ding töten können? Glaubst du, bei der Polizei wird uns beigebracht, wie man einen Untoten festnimmt? Habe ich etwa ,Biestjäger' auf meine Stirn tätowiert?"
„Nein, du hast .Brutaler Schwachkopf' auf deiner Stirn stehen", unterbrach ihn Laura.
15°
„Wenn ich Wert auf deine Meinung lege, Barbie, ziehe ich an der Schnur an deinem Rücken."
„Versuch's doch", knurrte sie, „dann wirst du sehen, wie viel Finger noch übrig bleiben."
„Willst du Arger, Barbie? Den kannst du haben."
„Seid still!", brüllte ich. „Ich bin keine Königin. Ich bin keine Ehefrau. Ich bin keine große Schwester. Ich bin ein Richter im Boxring! Sorry, Nick, aber dieser kleine Ausflug ist beendet. Alle zurück ins Auto, aber sofort!"
Kleinlaut gehorchten sie. Das gefiel mir - Sinclair tat nie, was ich ihm sagte.
Zuerst aber streifte Nick vorsichtig die Handtasche von meiner Schulter.
Wahrscheinlich würde er versuchen, Fingerabdrücke zu nehmen. Von dem Häuflein Asche auf dem Bürgersteig würden wir sicher keine mehr bekommen. Ich riet ihm, meine Kreditkarten nicht zu benutzen und meine Erdbeer-Lollies nicht anzurühren. Manchmal vertilgte ich zwölf davon am Tag. Das half mir, den Blutdurst unter Kontrolle zu halten.
„Ich bin der Erbe des John-Deere-Vermögens, falls du es vergessen haben solltest. Ich habe mehr Geld als du, Süße."
„Gut. Dann kannst du mich zu Wendy's bringen", befahl ich, ganz wie eine Königin. „Wenn ich überfallen werde, bekomme ich immer Lust auf einen Schokoladenshake."
83
„Das ist merkwürdig", gab Sinclair zu. Nachdem wir bei Wendy's angehalten hatten, waren wir nach Hause zurückgekehrt und hatten ihm und Tina erzählt, was passiert war. Es war die erste Vollmondnacht und Antonia rannte irgendwo draußen auf allen vieren herum. Garrett begleitete sie wahrscheinlich.
Jessica besuchte Marc in seiner neuen Unterkunft im Grand und ich hoffte, dass er bald wieder nach Hause kommen konnte. Ohne ihn war es einfach nicht dasselbe. Außerdem erinnerte es mich an den letzten Sommer, als ich ganz
Weitere Kostenlose Bücher